Tigerpalast Statement: VDP will noch mehr an der Qualität arbeiten
02.12.2009 - R.KNOLL
DEUTSCHLAND (Frankfurt) - Auch das ist "Krise". Als Steffen Christmann, der Präsident des Verbandes der Prädikatsweingüter (VDP) bei einer Pressekonferenz in Frankfurt nach den Auswirkungen der Rezession auf den Weinkonsum und die Mitglieder des Verbandes gefragt wurde, sprach er von eher geringen Auswirkungen. "Nur die stark vom Export Abhängigen spüren es stärker, ansonsten gab es lediglich ein paar blaue Veilchen. Als Beispiel nannte er den eigenen Betrieb in Gimmeldingen (Pfalz): "Wir haben Einbußen im einstelligen Prozentbereich. Aber zugleich war 2009 das zweitbeste Jahr in der Geschichte unseres Weingutes."
Mit dem 2009er Wein-Jahrgang können die VDPler mehr als glücklich sein. Niedrige Erträge im durchschnittlichen Bereich von 50 bis maximal 60 hl/ha bescherten, begünstigt durch lange Reifezeiten im Weinberg, hervorragendes Traubenmaterial. Sehr gute Weißweine und sogar exzellente Rotweine sind zu erwarten. Die Weißweine werden im anstehenden Jubiläumsjahr des VDP bald eine wichtige Rolle spielen, auf die besten Roten wird man noch bis 2011 warten müssen.
2010 heißt es "100 Jahre VDP". Gefeiert und präsentiert wird das ganze Jahr. Nachdenklich stimmen den Verband anstehende Korrekturen im Weingesetz durch neue Rahmenbedingungen der Europäischen Union, die in 2010 wirksam werden. Man müsse noch mehr an der Qualität arbeiten und die Bedeutung der Lagen weiter heraus arbeiten, urteilte Christmann.
Viel wurde in den letzten 15 Jahren bereits bewegt. Anfang der neunziger Jahre hatte der VDP 170 Mitglieder. 70 Betriebe wurden im Lauf der Zeit verabschiedet (nicht alle freiwillig), aber dafür wurden 100 neu aufgenommen. Zuletzt waren dies im vorher gegenüber Neuaufnahmen sehr reservierten Regionalverband Baden die Weingüter Seeger und Schlör. Die aktuelle Zahl von 200 Gütern ist laut Christmann noch längst nicht das Ende der Fahnenstange. Ob eines Tages Genossenschaften dazu gehören können, ließ Christmann offen. Die positive Entwicklung auf diesem Sektor blieb den Verantwortlichen des VDP nicht verborgen (immerhin sind einige dieser Betriebe in Führern besser bewertet als diverse VDP-Mitglieder). Auch ist man sich bewusst, dass vor dem Weingesetz von 1971 in der Pfalz und in Baden Kooperativen Mitglieder im damaligen Verband der Naturweinerzeuger waren. Man müsse sich mal intensiver mit dem Thema befassen, urteilte Christmann.
Dass VDP-Weine in den Regalen von Aldi stehen, sieht der VDP-Chef "mit einem lachenden und einem weinenden Auge". Es sei wichtig, dass im Discount bessere Weine zu höheren Preisen offeriert werden. Jeder Betrieb müsse für sich entscheiden, was er wolle. Vorschriften von Seiten des VDP seien nicht angebracht. Aber lieber habe man doch eine Linie wie jene des Badeners Fritz Keller, der speziell für Aldi in Zusammenarbeit mit Genossenschaften Weine kreiere, von denen erfolgreich jeweils einige hunderttausend Flaschen in Weiß und Rot zu vernünftigen Preisen via Aldi vermarktet werden.
Direkt angesprochen sah sich Roy Blankenhorn aus dem badischen Schliengen, die vor einigen Monaten mit einem Spätburgunder zum Aldi-Lieferanten wurde. "Ich war ja nicht die Erste aus dem VDP, die das tat. Und ich hatte vorher einige schlaflose Nächte, ob ich das machen soll. Aber der Wein war innerhalb einer Woche ausverkauft, zu einem für einen Basiswein sehr ordentlichen Preis von 6,99 Euro, mit dem ich gut leben konnte."