Sieg für die Weinlobby - Franzosen lockern Evin-Gesetz
12.03.2009 - arthur.wirtzfeld
FRANKREICH (Paris) - Nach Debatten am Wochenende hat die französische Nationalversammlung sich nun dazu durchgerungen, Werbung für Alkohol im Internet, insbesondere auch für Wein, zu erlauben (wir berichteten). Die Zustimmung des Senats steht zwar noch aus, wird aber entsprechend erwartet. Damit hat die französische Getränkeindustrie einen epochalen Sieg errungen.
Roselyne Bachelot, die französische Ministerin für Gesundheit betonte, dass diese Entscheidung nicht das Evin-Gesetz aufweichen würde, sondern die Regierung vielmehr damit die Realität des Internetzeitalters akzeptiert habe.
Im Zuge dieses ersehnten Durchbruchs zum Evin-Gesetz folgen weitere Regelungen. So bleibt das in vielen Bars und Bistros gängige "Getränke, so viel Sie mögen" verboten. An Tankstellen darf zukünftig nach 18 Uhr kein Alkohol mehr verkauft werden. Auch das Mindestalter zum Kauf von Wein wird von 16 auf 18 Jahre angehoben.
Dagegen bleiben traditionelle Verkostungen in den Chateaus, professionelle Verkostungen auf Weinmessen und auf Festen weiterhin erlaubt. Die Kämpfer der französischen Wein-Lobby sehen die aktuellen Beschlüsse nicht als Sieg der Anti-Alkohol-Bewegung, sondern definieren die Ergebnisse als eine Art der Ausbalancierung.
"Wir sind trotzdem sehr erleichtert", sagt Aymeric Fournier, Betriebsleiter und zuständig für die Kommunikation bei Les Vignobles Despagne, einer der erfolgreichsten Erzeuger im Entre-Deux-Mers Gebiet im Bordeaux. "Wir wissen, dass das Internet die Zukunft ist. Dieses Medium bietet für uns eine wirksame Kommunikation an und es ist für jeden Weinerzeuger erschwinglich. Wir registrieren beispielsweise über 4.000 Besuche pro Monat auf unserer Webseite."
"Wein-Tourismus und Weingenuss sind elementare Faktoren in den französischen Anbaugebieten", stellt Fournier weiterhin fest und ergänzt: "Der Besuch und das Verkosten von Wein auf den Chateaus ist in unserem täglichen Geschäft verwurzelt. Das Gesetz von Bachelot hätte beides verboten, ja wir wurden beinahe von unseren eigenen Leuten in den Rücken gestochen."
"Wie glaubwürdig wären wir in und außerhalb Frankreichs in der Förderung und der Bewerbung unserer Weine, wenn dies in unserem eigenen Land verurteilt wäre?", fragt Allan Sichel von Chateau Maison Sichel und Exporteur von Palmer und fügt an: "Das professionelle Verkosten von Wein auf unseren Chateaus oder auf Weinmessen zu verbieten, war völlig unlogisch und hätte in einer wirtschaftlichen Katastrophe geendet."
In der französischen Wein- und Getränkeindustrie ist jetzt Aufatmen ist angesagt. Wir bleiben dran.