Josephine´s Keller: Wein im Château Malmaison in der Kaiserzeit
02.12.2009 - arthur.wirtzfeld
FRANKREICH (Paris) - König Louis XVI hatte keine einzige Flasche Bordeaux im Keller. Doch schon dreißig Jahre nach Ableben des Königs verfügte Josephine, die spätere Kaiserin Napoleons, über eine ansehnliche Sammlung von schon damals luxuriösen Bordeaux-Weinen. Damit adelte sie Latour und Margaux und machte diese Weine quasi in der High-Society hoffähig.
In der neuen Ausstellung, "Josephine´s Keller: Wein im Malmaison in der Kaiserzeit", im National Museum Chateau de Malmaison vor den Toren von Paris, erhalten Besucher einen seltenen wie elitären Einblick, was auf den Tisch der Kaiserin serviert wurde. Speziell die kredenzten Weine zur damaligen Zeit spiegeln die Weinproduktion und den Weinhandel zur Herrschaftszeit von Napoleon wieder.
Handschriftliche Notizen in den Kellerbüchern von Josephine belegen eine Sammlung von über 13.000 Weinen mit einer erstaunlichen Vielfalt. So anspruchsvoll wie Sie ihre exotische Menagerie und Gärten ausstatten und dekorieren ließ, so wählerisch suchte Sie ihre Weine aus. Während die meisten ihrer Zeitgenossen Weine aus dem Burgund und der Champagne, zum großen Teil auch süße Weine aus dem Mittelmeerraum tranken, füllte Josephine die Gläser ihrer Gäste mit Weinen aus Bordeaux, Côtes-du-Rhône, sowie Weinen aus entfernten Ländern wie beispielsweise Südafrika.
"Ganz anders war der Geschmack von Napoleon" erzählt Elisabeth Caude, Kuratorin der Ausstellung. "Er bevorzuge Pinot Noire von Chambertin (Burgund) und verwässerte zudem seinen Wein. Aber Josephine, aufgewachsen in Martinique, hatte nicht nur einen exzellenten Geschmackssinn, sondern liebte ein breites Spektrum an Alkoholika. So belegen Aufzeichnungen eine beeindruckende Sammlung von über 300 Flaschen Rum. Diesen nutzte sie mit Vorliebe um extravagante Gesellschaftsgetränke zu kreieren, indem Sie Zucker, Tee, Zimt und Zitronensaft beimischen ließ".
Ihre karibischen Wurzeln waren auch der Grund für Ihre Berührung mit Weinen aus Bordeaux. Die Stadt war zu Kaiserzeiten der wichtigste Hafen. Von hier aus exportierten die französischen Güter auch Weine in die Karibik. Josephine erwarb gleich bei Ihrer Ankunft in Frankreich Immobilien in Bordeaux und ab diesem Zeitpunkt knüpften die damaligen Eigentümer von Château Latour Kontakt zur späteren Kaiserin und taten alles, damit Sie deren Weine genießen konnte.
Die damalige politische Lage war ein weiterer Grund, warum Josephine zur Gallionsfigur der Weine aus Bordeaux wurde. Nachdem die Engländer aus Angst vor einer anti-monarchistischen Revolution die Handelswege schlossen, insbesondere eine See-Blockade errichteten, verloren die Winzer aus Bordeaux ihre wichtigsten Kunden in England. Es blieb Ihnen vorerst nichts anderes übrig als sich verstärkt auf den heimischen Markt und auf die Frau im Mittelpunkt der High Society zu konzentrieren.
Vier Jahrzehnte später wurden die Bordeaux-Weine erstmals neu eingestuft. Es fand die berühmte Klassifizierung von 1855 statt. Diese Klassifizierung, die trotz weiterer Neuauflagen 1955, 1959 und 1996, um nur die wichtigsten zu nennen, hat im Grunde noch heute Bestand. Erstmals schuf man somit einen Qualitätsstandart, woran sich Verbraucher orientieren konnten.
Doch Josephine war ihrer Zeit weit voraus. "Zum Zeitpunkt ihres Todes betrug der Anteil Ihrer Sammlung an Weinen aus Bordeaux ca. 45 Prozent", erläutert Kuratorin Elisabeth Caude. "Es war nicht nur der bedeutendste Bestand an einer Privatsammlung, sondern die von Josephine gesammelten Gewächse waren von besonderer Güte und Qualität. Sie besaß vor der Klassifikation 1855 bereits Weine von Lafite, Latour, Margaux und Haut-Brion, sowie süße Weine aus Sauternes, die erst später als die besten Weine dieser Güter eingestuft wurden."
Die Ausstellung, die sich neben den Weinen auch den Tischdekorationen, Tischsitten, damalig modischen Hostessen und Tischdienern, Gläsern bis hin zu Kuriositäten bei Tisch widmet, läuft noch bis zum 8. März im Château Malmaison bei Paris. Dann wandert die Ausstellung ins Napoleon Museum Schloss Arenenberg in die Schweiz (April bis Oktober 2010) und von da aus nach Rom ins Museo Napoleonico (Oktober 2010 bis Februar 2011).