Jahrgangspropheten: Kaffessatzleser wissen mehr
20.07.2009 - R.KNOLL
DEUTSCHLAND - Kaum ist die Rebblüte vorbei, und die Trauben entwickeln sich, werden auch schon die Kaffeesatzleser wieder aktiv und prophezeien, wie der neue Jahrgang wird. "Badische Winzer rechnen bei durchschnittlicher Menge mit guter Qualität", wird in den Medien zitiert.
Lernen diese schwatzhaften Leute denn nichts dazu? Wissen sie denn nicht, was noch alles passieren kann, über Krankheiten, Schädlinge, Hagel bis zum Dauerregen, der dann vor der Ernte für viel Fäulnis in den Reben sorgt. Sonnenbrand ist ebenfalls denkbar - das kann später für Bitterstoffe im Wein sorgen. Nur Schnee ist wohl nicht mehr möglich. Hochwasser wäre, wie derzeit in der Wachau, an der Mosel denkbar. Und schließlich kann die Weinernte kann durch die Natur bekanntlich ebenfalls erheblich gestört werden. Möglicherweise gibt es am Ende noch Gärprobleme im Keller.
Deshalb sollte man zum jetzigen Zeitpunkt am besten den Mund halten und sich nicht als Prophet versuchen. Ich kann mich an einige Jahrgänge erinnern, die im August als "Jahrhundert-Jahrgänge" ausgerufen wurden und am Ende als "durchschnittlich" eingestuft werden mussten.