Eine Rarität: Der Wein der Toten ist auferstanden

08.05.2009 - arthur.wirtzfeld

PORTUGAL (Boticas) - "Wein der Toten" (Vinho dos Mortos) nennen die Bewohner der im Norden von Portugal liegenden kleinen Kreisstadt Boticas die in die Erde vergrabenen Weine. Hier kennt jeder die Geschichte, die zur Tradition führte aber erst in den letzten beiden Jahren auch über den Rand des gleichnamigen Kreises bekannt wurde.

 

Traditionell wurden bis dato die vergrabenen Weine nur in einem lokalen Supermarkt in Boticas verkauft und schafften es auch nur auf die Karten einiger Restaurants der Provinzstadt. Doch vor zwei Jahren erhielten die so von jedem Februar bis Juni in Erde verbuddelten Weine eine kontrollierte Ursprungsbezeichnung. Gleichzeitig baute man ein Museum auf, wo die Weine nun ebenfalls käuflich zu erwerben sind, umgab es mit einem Schau-Weinberg und zur Eröffnung kam sogar der portugiesische Präsident Anibal Cacaco Silva höchst persönlich.

Seitdem boomen die "Vinho dos Mortos" und der Winzer Armindo Sousa Pereira, der als einziger Erzeuger die kontrollierte Ursprungsbezeichnung nutzt und seitdem seine gesamte Produktion von 2500 Flaschen jeden Winter vergräbt, kann sich sicher sein, diese komplett verkaufen zu können.

Der Name "Vinho Dos Mortos" ist natürlich ungewöhnlich. Es handelt sich um lokal angebaute Weine, die unter Kies und Dreck für ca. 4-5 Monate in Kellern vergraben werden. Diese kuriose Art der Weinlagerung führt zurück auf die Zeit der französischen Invasion im Jahr 1806, wo sich französische Soldaten der Stadt Boticas auf ihrem Weg nach Porto näherten. Damals versuchten die Menschen in dieser Region sich vor Plünderungen zu schützen und vergruben ihre wertvollsten Güter, darunter auch Weine, eine Mangelware zu dieser Zeit, in ihren Kellern.

Nachdem die plünderten Soldaten nach ca. 4 Monaten weitergezogen und keine Gefahr mehr bestand, gruben die Menschen ihre Schätze und auch die Weine wieder aus. Beim Genuss der Weine waren sie dann überaus erstaunt. Diese Weine schmeckten völlig anders als gewohnt. Sie waren kohlensäurehaltig, leicht und fruchtig.

"Früher hat sich kaum jemand für diese Weine interessiert", sagt Armindo Sousa Pereira und erzählt aufgeregt: "Heute sind meine Kunden manchmal schon beim Ausgraben der Weine dabei, um diese gleich in Empfang zu nehmen". Natürlich begleitet die lokale Presse und seit zwei Jahren auch die überregionale Presse das Ein- und Ausgraben, was natürlich dem Bekanntheitsgrad der Weine Aufschub leistet.

"Ich habe noch einen weiteren Weinberg der es mir ermöglicht für nächstes Jahr wesentlich mehr Flaschen zu vergraben, um die Fans des "Vinho dos Mortos" zu befriedigen" freut sich Armindo Sousa Pereira, der bereits einen extra dafür neu angelegen Keller gerade fertig gestellt hat.