Wein aus südfranzösischem Tricastin soll umbenannt werden
23.07.2008 - arthur.wirtzfeld
FRANKREICH (Lyon) - Wein aus dem südfranzösischen Tricastin* wo auch Frankreichs größte Atomanlage steht, wird wahrscheinlich bald anders heißen. Es sei "nur eine Frage des Ansehens", sagte der Vorsitzende des örtlichen Gütesiegelverbands AOC, Henri Bour, am Mittwoch. "Kernkraft und Lebensmittel gehen in den Köpfen der Verbraucher nicht sehr gut zusammen."
Die geschützte Herkunftsbezeichnung Côteaux du Tricastin fürchte sich nicht etwa vor einer radioaktiven Verstrahlung. Denn zum einen entnehme der Verband kein Grundwasser aus dem Gebiet, zum anderen habe er "volles Vertrauen" in die Betreiber der Kernkraftanlage Tricastin, sagte Bour.
Dennoch denke die örtliche AOC (Appelation d'Origine Contrôlée) schon seit etwa zehn Jahren über einen anderen Namen für den Wein nach. Mittlerweile scheine eine Mehrheit der Winzer dafür zu sein, "und ich möchte, dass das vor der Ernte 2009 umgesetzt wird", sagte der AOC-Vorsitzende. Möglicherweise werde der Wein künftig die Herkunftsbezeichnung Grignan tragen, nach dem Ort, in dem der Verband seinen Sitz hat.
Tricastin hatte vor gut zwei Wochen über Frankreich hinaus für Schlagzeilen gesorgt, als aus einem Betrieb zur Reinigung radioaktiv verstrahlter Materialien sechs Kubikmeter uranhaltige Flüssigkeit in die Umwelt gelangten. Eine Gefahr für die Bevölkerung bestand nach Angaben der Behörden nicht.
*Das Weinbaugebiet Coteaux du Tricastin, gelegen im südlichen Teil der Rhône (Region Tricastin) und direkt nördlich des Anbaugebietes Côtes du Ventoux, hat seit 1993 den Status einer Appellation d'Origine Contrôlée (kurz AOC). Die Rebflächen umfassen knapp 2.600 Hektar und breiten sich von Ufer der Rhône landeinwärts aus. Knapp 120.000 Hektoliter werden hier jährlich gewonnen, mit deutlich abnehmender Tendenz.