Wein aus der Wüste

04.08.2008 - arthur.wirtzfeld

NAMIBIA (Neuras) - Der Weg zum Weingut von Allan Walkden-Davis ist beschwerlich. Hunderte Kilometer zieht sich die Straße durch Sanddünen und schroffe, staubige Felslandschaften. Neuras nennen die Ureinwohner diese Gegend - das heißt "Land ohne Wasser". Es ist eine der trockensten Regionen der Welt. Ausgerechnet hier, am Rande der namibischen Wüste im Südwesten von Afrika, hat der ehemalige Manager einen Weinberg angelegt - und sein Wein gilt selbst unter Experten als einmaliger Genuss.

 

Als der einstige Shell-Manager Walkden-Davis 1996 die abgelegene Ecke am Fuße des Naukluft-Gebirges zum ersten Mal besuchte, war dort bereits seit sieben Jahren kein Regen mehr gefallen. Pflanzen gab es nach der langen Trockenperiode so gut wie keine mehr. Dem in Simbabwe geborenen Briten war das egal. Er liebt die Wüste. Sie ist sein Hobby, ebenso wie Vogelkunde und Geschichte. Und dann machte er auf dem Gelände eine überraschende Entdeckung: Fünf Wasserquellen sprudeln hier aus der Erde. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte ein deutscher Farmer diese Quellen genutzt, um das Land urbar zu machen. "Da wuchsen immer noch uralte Rebstöcke, an denen dicke Trauben hingen", schildert Walkden-Davis.

Gemeinsam mit seiner Frau Sylvia kaufte er die 14.000 Hektar große Farm in Neuras - zu einer Zeit, da andere reihenweise ihren fruchtlosen Grund und Boden in Namibia aufgaben, um sich Arbeit in der Stadt zu suchen. Das Ehepaar machte sich an die Arbeit und legte eine eigene kleine Oase in der Wüste an. Die beiden gruben den Boden um und pflanzten Schilf und Palmen. Die Bäume dienen nicht nur als Schattenspender, sondern erhöhen auch die Luftfeuchtigkeit. "Sie binden das Wasser, das der Wind vom Atlantik her über die Sanddünen heranträgt, und verteilen es über die Oase", erläutert Walkden-Davis.

Auf einem guten Hektar Land setzte er Shiraz-Rebstöcke, später pflanzte er auch Merlot-Trauben. Bewässert werden die Pflanzen über ein Kanalsystem, das mehr als hundert Jahre alt ist. Die Trauben wuchsen wunderbar. Der erste Wein, den Walkden-Davis 2001 produzierte, war dagegen "eine Katastrophe", wie er selbst lachend erzählt. Vom Keltern hatte der Ex-Öl-Manager damals keinen blassen Schimmer. Seither besuchte er eine Reihe Fachkurse im Weinland Südafrika und bekam jede Menge wertvolle Tipps von Winzern aus aller Welt, die sein Projekt bewundern.

Mittlerweile gilt der Wein aus Neuras als bemerkenswert guter Tropfen. Rund 3000 Flaschen Shiraz und Shiraz-Merlot stellt Walkden-Davis jedes Jahr her. Der südafrikanische Weinexperte Abrie Bruwer fand bei einem Besuch in Neuras heraus, dass die Bedingungen auf Walkden-Davis' Farm für den Weinanbau gar nicht besser sein könnten: Das Land ist eher flach und felsig, der Boden hat einen optimalen Säuregrad, und das Quellwasser ist so rein, dass es auch als Mineralwasser verkauft werden könnte.

Die Nachfrage nach dem "Namib Red" steigt, wie Nachwuchs-Winzer Walkden-Davis stolz berichtet. Natürlich habe das auch etwas mit der kleinen Produktion und der liebevollen Herstellung zu tun. Inzwischen denkt der Brite darüber nach, die Anbaufläche auf vier Hektar zu erweitern. Eines jedoch will er auf keinen Fall ändern: Auch in Zukunft wird er seinen Wein nicht in den Handel verschicken. Wer Wüstenwein trinken will, muss ihn sich schon persönlich abholen. Walkden-Davis verkauft ausschließlich an Besucher.

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