Elektronische Rivalen der menschlichen Zunge
07.08.2008 - arthur.wirtzfeld
SPANIEN (Barcelona) - Können Sie etwa immer bestimmen welche Rebsorte Sie im Glas haben? Oder etwa die Jahrgangsangabe beim Genuss eines Weines sicher angeben? Das haben sich auch die Boffins* des Barcelona - Institut für Mikroelektronik gefragt und die Entwicklung einer elektronischen Zunge begonnen.
Das Forscherteam rund um Dr. Jiménez-Jorquera hat es nun scheinbar geschafft, auf technischem Weg eine "Elektronische Zunge" zu entwickeln, die nicht nur bereits bis zu 4 Rebsorten unterscheiden kann, darunter Chardonnay und Malvasia, sondern auch verschiedene Jahrgänge dieser Weine differenzieren kann.
Die "Elektronische Zunge" nutzt dabei, ähnlich wie die menschliche Zunge, Sensoren, wenn auch chemischer Art, um die Geschmacksrichtungen süß, salzig, bitter, sauer und Umami* zu erkennen. Weitere winzige synthetische Membranen, jede empfindlich gegenüber bestimmter Komponenten im Wein, lassen eine sensorische Analyse der damit untersuchten Weine zu.
Die Wissenschaftler sind von ihrer "Elektronischen Zunge" überzeugt und haben nun nach intensiven Testphasen eine Studie bei der Royal Society of Chemistry (RSC), der renommierten europäischen Organisation zur Förderung der chemischen Wissenschaften, veröffentlicht.
"Das Gerät ist einfach zu bedienen, wird nicht teuer in der Anschaffung sein und ist sehr handlich, weil tragbar", sagt Dr. Jiménez-Jorquera gegenüber der Presse. "Wir könnten uns gut vorstellen, dass unser Gerät im Kampf gegen gefälschte Weine eingesetzt wird. Dabei ist es egal ob Jungweine, die gepanscht wurden oder wirkliche Raritäten, die man bei- oder umgefüllt hat, sensorisch analysiert werden."
Boffin* betitelt im englischsprachigem Raum überspitzt einen exzentrischen Wissenschaftler oder Ingenieur, der beinahe zwanghaft an einer komplizierten Apparatur arbeitet, dabei in einer Art naiver Unfähigkeit sich sozial nicht einbinden lässt. Alec Guinness' s Charakterdarstellung in dem Film „"Der Mann im weißen Anzug (1951)" ist ein klassisches Beispiel für einen exzentrischen und besessen Boffin.
Umami* ist eine japanische Bezeichnung für eine bestimmte Geschmacksqualität, die erstmals 1908 von dem japanischen Forscher Kikunae Ikeda exakt beschrieben wurde. Dabei ergänzt Umami die übliche Einteilung der Geschmäcker süß, sauer, salzig und bitter mit einer fünften Geschmacksart, die man frei übersetzt als "herzhaft" bezeichnen kann.