Selbstbedienung

Neuer Trend im Weinsektor

Text: Arthur Wirtzfeld | Veröffentlicht: 25. September 2018


UK (London) – Stellen Sie sich einen Besuch im Biergarten, im Restaurant oder in einer Bar vor. Sie warten nicht wie gewohnt, dass ein Kellner Ihren Tisch zur Aufnahme von Getränken besucht, Sie sprechen auch nicht den Barkeeper an, der gerade mit anderen Gästen plaudert – stattdessen bedienen Sie sich selbst. Wie soll das gehen? Welchen Vorteil hat das? Nun, Sie müssen nicht warten, weder auf die Bestellaufnahme noch auf das Bringen Ihrer Bestellung und der Gastronom spart sich Personal - wir reden hier über die kommende Self-Service-Technologie.

In Grossbritannien wird gerade eine solche Abgabetechnologie zur Selbstbedienung getestet. Die Frage ist: wie reagiert der Konsument und lässt sich dadurch der Umsatz steigern? Generell führen Bestellungen in der Gastronomie zu mehr oder minder langen Wartezeiten. Der Service ist zu Spitzenzeiten meist überlastet, was zu Unmut des Gastes führt und auch zu Umsatzeinbussen führen kann. Es gibt schon Gastwirte, zumeist in Grossbritannien, die Apps anbieten, mittels derer der Gast vom Platz aus seine Getränke ordern kann. Aber dies erfordert immer noch eine mehr oder minder lange Wartezeit bis das Getränk beim Gast ankommt.

Self-Service-Technologie

Die Bestellung per App war der erste Schritt. Jetzt soll die Abgabetechnologie, basierend auf dem Verhalten der Verbraucher, in der zweiten Runde nachlegen. "Es ist eine Chance für den Konsumenten, gleichzeitig für die Gastronomie aber auch für die Getränkeindustrie. Die Technologie zur Selbstbedienung für alkoholische Getränke befreit den Verbraucher davor, dass er in einer überfüllten Situation auf den Getränkeservice warten muss", argumentieren Befürworter aus der britischen Gastroszene.

Das Procedere ist einfach und schnell erledigt: Benötigt werden der Personalausweis zur Kontrolle des gesetzlichen Mindestalters für Alkoholkonsum und eine Kreditkarte. Der Verbraucher legt beides vor, um ein RFID-Armband oder eine RFID-Karte, die jeweils mit der Kreditkarte verbunden werden, zu erhalten – danach bedient sich der Gast selber.

Die Vorteile der Self-Service-Technologie

Die besondere Attraktivität der Selbstbedienungstechnologie, verbunden mit individuellen Vorteilen, ist dreigeteilt: weniger Abfall (Verpackung, Glasflaschen, Verschlüsse, Kapseln, etc.), bessere Wahlmöglichkeiten für die Verbraucher und niedrigere Arbeitskosten für die Gastronomie, weil durch die Selbstbedienung Personal eingespart werden kann. Die Technologie bietet darüber hinaus eine Datenanalyse auf granularer Ebene, wobei dies die Datenschützer auf den Plan rufen wird. Der Konsument muss sich nicht mehr auf die Hülle (Flasche) konzentrieren, um ein neues Getränk auszuprobieren. Der Produzent kann seine Verpackungskosten reduzieren, ihm fehlt aber die Werbung, also seine Markendarstellung auf den Flaschen. In diesem Sinne, gleichbleibend oder sogar steigernd das Interesse der Verbraucher zu bewahren bzw. zu bekommen, wird die grosse Herausforderung für die Marken werden.

So ist denn auch das Ausprobieren der Produzenten mit Alternativen oder neuen Sorten bei der Wein- und der Bierherstellung ein Spiegel des Verhaltens des Konsumenten. Weltweit greifen Verbraucher viel häufiger zu neuen oder anderen Sorten von Wein (Naturweinen, Fruchtweinen) oder Bier (Craft Bieren). Gerne probieren die Konsumenten immer neue alkoholische Getränke, einschliesslich Spirituosen und Cocktails. Dabei probieren jüngere Menschen mehr als doppelt so oft, neue Getränke als Menschen ab einem Alter von 65 Jahren – das Verhältnis ist 25 Prozent gegenüber 12 Prozent.

Self-Service-Technologie kommt unweigerlich

Die Self-Service-Technologie ist in den USA schon auf dem Vormarsch. Hier konkurrieren die Systeme "iPourit" und "Pour My Beer" miteinander, die den Service komplett dem Konsumenten überlassen. Bars und Restaurants in Europa werden diese oder ähnliche Techniken zukünftig übernehmen und werden somit die Vorreiter für die kommende Selbstbedienungstechnologie sein, gefolgt von Hotels, Ferienclubs und Kreuzfahrtschiffen. Die Entwicklung ist nicht aufzuhalten, was die grossen Marken schon jetzt auf den Plan ruft, denn diese müssen eine Kundenbindung gewährleisten und den Verbraucher ermutigen, markentreu zu sein.

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