Peter Teakle
Port Lincoln bekommt alles, was er hat
Text: Arthur Wirtzfeld | Veröffentlicht: 02. Juni 2020
AUSTRALIEN (Port Lincoln) – Es war ein sonniger Tag. Peter Teakle hatte gerade seine Angel entlang eines Gewässers auf Hamilton Island vorbereitet, als er einen jungen Burschen entdeckte, der scheinbar am Ufer eingeschlafen war. Neugierig schaute er nach ihm. Er schlief wirklich. Und es roch stark – der Bursche hatte tote Fische in seiner Tasche. „Diese Episode wurde später ein Running Gag. Wir haben ihn schon oft gehänselt, weil er so stank. Dennoch, seit ich ihn schlafend entdeckt und geweckt habe sind wir Kumpel“, erzählt Teakle. Der müde Bursche war der berühmte Chefkoch Peter Evans, auch bekannt in Australien als Paleo-Food-Experte.
Diese Geschichte trug sich vor sechs Jahren zu. Heute trägt die Freundschaft von Teakle und Evans dazu bei, ein Herzensprojekt von Teakle zu verwirklichen – ein Top-Restaurant und ein Weingut in Teakles geliebter Heimat und Stadt Port Lincoln auf der Eyre-Peninsula. Teakle ist Erbe eines südaustralischen Druckerimperiums. Als vermögender Unternehmer und sozial interessierter Mensch hat er sich zu einem leidenschaftlichen Unterstützer von Port Lincoln entwickelt und half schon mehrmals Geschäfts- und Gemeindeprojekte auf den Weg zu bringen. Man munkelt, dass er hier kürzlich sechs Millionen Dollar in diverse Vorhaben investiert hat.
Mentor, Ratgeber und Investor
In der Region ist Teakle als Unterstützer und Berater bekannt. Als Mitte der letzten Dekade der Eigentümer des in der Nähe von Port Lincoln gelegenen Weingutes Delacolline verstarb, die Familie einer unsicheren Zukunft entgegensah, wandten sich die Erben an Teakle. „Die Familie wollte ihr malerisch gelegene Gut nicht auf dem Markt anbieten. Sie fragen mich, ob ich helfen könnte“, erzählt Teakle. „Ich habe mir alles angeschaut und bemerkte, dass ich nur die Infrastruktur sortieren und den Produktionsbereich modernisieren musste. Also habe ich das Weingut gekauft.“
Teakle erwarb parallel noch die direkt an den ringsum liegenden Weinbergen gelegene Farm, womit er das Anwesen auf insgesamt 30 Hektar vergrößerte. Hinzu kamen damit ausgedehnte Obstgärten und ein überdimensionales Gemüsebeet. Dies war dann die Grundlage für seine Vision eines Restaurants, das er mittlerweile auf den Stadthügel von Port Lincoln verwirklicht hat. „Ich habe je eine Million Dollar in das Restaurant, in die Weinberge und die Ausrüstung des Weingutes investiert“, erzählt Teakle. Sein Engagement und auch der von ihm gewählte Standort wurden von der südaustralischen Tourismuskommission als „Neuanfang auf der Eyre Peninsula“ beschrieben.
Der Druckmagnat der dritten Generation räumt ein, dass seine heutigen Unternehmungen was völlig Anderes sind, als die Geschäfte, die sein Großvater 1903 in Adelaide begründet hatte. Teakles Familienunternehmen unterhält 34 Produktionsstätten in zehn Ländern, beschäftigt 3500 Mitarbeiter und ist seit 40 Jahren ein wichtiger Akteur im Druckgeschäft, vor allem bezüglich Etikettendruck.
Teakles wahr gewordene Vision
„Ich spiele jetzt auf zwei völlig neuen Ebenen – Weinbau, Produktion und Abfüllung in Port Lincoln und stehe hinter meinem Restaurant, für das wir von eigenem Grund Gemüse und Obst ernten können“, freut sich Teakle, der damit nicht nur seine Vision erfüllt sieht, sondern auch sichtlich Spaß an diesen Projekten hat. Trotz seiner Freundschaft zu Chef Evans, der ihn‚ beim Betrieb seines Foodtempels als beratender Küchenchef unterstützt, will er seinem Restaurant keinen Stempel eines einseitigen Foodstils aufsetzen. „Wir haben hier auf der Eyre Peninsula eine traditionelle Fischerei. Täglich bekommen wir frischen Fisch, Gemüse und Obst. Es geht mir darum, die Region zu beleben. Wir wollen auch Gäste aus Adelaide anlocken. Die Gäste sollen sich in unserem Restaurant wohlfühlen und zwanglos Speisen geniessen, die vielfältig sind und die vor allem auf Produkten aus unserer Region aufgebaut sind“, konstatiert Teakle. Dass Teakle mit dem Restaurant Erfolg hat, zeigt sich nicht nur darin, dass Gäste aus Adelaide mit Helikoptern einfliegen und direkt neben dem Restaurant auf einer dafür angelegte Fläche landen können.
Teakles Herz hängt aber auch gleichwohl am Wein, der auch im Restaurant angeboten wird. Das Weingut, das heute den Namen Peter Teakle Wines trägt, zu modernisieren, die Weinberge ordentlich zu gestalten, neue Rebsorten zu pflanzen und einen eigenen Stil in die Flasche zu bringen traute sich Teakle nicht zu. Hierzu brauchte er Hilfe. Er hörte sich um und fand Liz Heidenreich – eine Weinfrau, die in der australischen Weinszene bereits Bemerkenswertes geleistet hatte. Für Liz Heidenreich, die im südaustralischen Clare Valley ein eigenes Weingut betreibt, lange Zeit mit ihrem Mentor John May die Weine des berühmten Weingutes Sevenhill verantwortete, war die Aufgabe der Renovierung eines Weingutes und damit auch ein Neustart mit gestalten zu können, eine willkommene Herausforderung. Lesen Sie dazu meine Beiträge mit dem Titel: „Eyre Peninsula schreibt Weingeschichte“ und „Eine Krankenschwester wird Winzerin“.
Dass Teakle die Etiketten für seine Weine selbst druckt, erscheint naheliegend. Doch für deren Design suchte er sich Hilfe. Das markante Logo auf Teakles Weinlabels hat die heimische Künstlerin Maya Kolega entwickelt. Das Etikett zeigt den charakteristischen Hut der australischen Light Riders, geschmückt mit Federn des Emu. Die Light Riders waren berittene Truppen mit Merkmalen sowohl der Kavallerie als auch der berittenen Infanterie, die im Zweiten Burenkrieg und im Ersten Weltkrieg dienten. Teakle möchte damit eine Reminiszenz an diese tapfern Truppen zum Ausdruck bringen.
Peter Teakles Statement
„Die Projekte, an denen wir arbeiten, wecken einerseits das Interesse der hier lebenden Menschen und andererseits kommen diese dem Tourismus und damit der ganzen Region zugute. Wir arbeiten eng mit der SATC und Tourism Australia zusammen, um eine brillante Destination zu schaffen. Es kommen nur Handwerker und Arbeiter aus der Region in Frage. Wir sind hier alle eine große Familie. Unser Ertrag soll auch in dieser Familie verteilt werden. Außerdem haben wir uns Verträge mit Sponsoren gesichert, um auch dazu beizutragen, dass alle Mühen nicht umsonst sind und ein Mentoring auf Dauer diese Projekte unterstützt“, bringt Peter Teakle sein Credo auf den Punkt. Chapeau für dieses beispielhafte Engagement.