Rotwein hilft Rauchern
Von Arthur Wirtzfeld
Es ist eine der wenigen Lehren, wo sich die Wissenschaft einig ist: Rauchen schadet der Gesundheit. So weit, so gut. Nun hat die medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes eine neue Studie veröffentlich, die nahe legt, dass der Genuss von Rotwein unter bestimmten Umständen den durch Rauchen verursachten Gefäßschäden und Zellalterung entgegenwirkt. Im Wesentlichen stellt die Studie fest: Rotwein kann entzündungshemmend gegen durch Rauchen beeinträchtige Blutgefäße und beschädigte Zellen wirken.
"Die Antioxidantien in Rotwein hemmen den Abbau von Stickstoffmonoxid im Blut. Dadurch verringert sich das Risiko, dass die Gefäße verkalken und somit auch das Risiko eines Infarkts", sagt die Leiterin der Studie Viktoria Schwarz von der Universität des Saarlandes. "Wir fanden auch Beweise, dass Rotwein eine Art Schutzschild gegen Verletzungen von Gefäßen bilden kann."
An der Studie nahmen 20 gesunde Nichtraucher teil. Die Probanden rauchten jeweils drei Zigaretten, wobei die eine Hälfte von ihnen davor Rotwein trank, die andere nicht. Blutproben vor und nach dem Rauchen, ebenso Urinproben, kamen dann zur Auswertung. Im Ergebnis wurde festgestellt, dass bei den Probanden, die zusätzlich Rotwein genossen hatten, keine Hinweise auf Zellschäden feststellbar waren. Besonders wurde die Aktivität der Telomere geprüft, die als eine Art Schutzkappe auf den Chromosomen sitzen und vorzeitiger Alterung vorbeugen. Bei den Probanden, die keinen Rotwein getrunken hatten, verringerte sich die Aktivität der Telomere um 56 Prozent, bei den Probanden, die Rotwein vorher konsumiert hatten, sank die Aktivität lediglich um 20 Prozent.
Dass Rotwein – in Maßen konsumiert – einen positiven Effekt auf das kardiovaskuläre System beim Menschen hat, ist nicht neu. Schon vorherige Studien legen nahe, dass Rotwein das Risiko von Herzinfarkten senken kann. "Neu in unserer Studie ist, dass neben den schon bekannten Belegen, der Konsum von Rotwein einen entzündungshemmenden Effekt bei Gelegenheitsrauchern hat", sagt Viktoria Schwarz, die außerdem ausdrücklich darauf hinweist, dass sich kein Raucher vor den schädlichen Folgen des Rauchens schützen kann, indem er einfach Rotwein trinkt.
"Als Probanden hatten wir lediglich eine kleine Gruppe von jugendlichen, gesunden Nichtrauchern zu Verfügung. Daher sind die bisherigen Ergebnisse und Schlüsse nicht auf Gewohnheitsraucher, erkrankte oder ältere Menschen anwendbar", erläutert Viktoria Schwarz. "Es gilt daher weiterhin: Rauchen ist und bleibt ungesund. Wenn nun ein Mensch unbedingt rauchen will, dann schadet ihm ein Glas Rotwein jedenfalls nicht".