Giorgios dynamischer Führungsstil lässt den Barbaresco glänzen
Von Arthur Wirtzfeld
Die Gemeinde Treiso mit ihren etwas über 800 Einwohnern in der italienischen Provinz Cuneo, Region Piemont, ist die Heimat des in der dritten Familiengeneration geführten Weingutes Pelissero Azienda Agricola Vitivinicola. Hier, eingebettet in den Hügeln der Langhe, umgeben vom im Mittelalter erbauten Turm von Barbaresco und dem Castello di Guarene, wirkt Giorgio Pelissero. Seine Vorfahren hatten einst das Weingut gegründet, lieferten aber stets ihre Trauben an andere Produzenten. Erst Giorgios Vater Luigi Pelissero begann mit eigener Kelterung und Flaschenabfüllung. Als Giorgio, ein gelernter Önologe, zusammen mit seiner Schwester Cristina im Jahr 1987 das Weingut übernahm, erlangte es allmählich durch stetige Forschungsarbeit im Weinberg und im Keller immer größere Bedeutung in der Weinwelt.
Heute bewirtschaftet Pelissero rund 40 Hektar Rebflächn – über 80 Prozent davon bestockt mit den Sorten Nebbiolo, Barbera und Dolcetto. Die Weinberge sind in drei Gemeinden verteilt, der größte Teil in Treiso, weitere in Neive und Barbaresco.
Der Vanotu
Das Flaggschiff von Pelissero ist der Barbaresco Vanotu Riserva. Der Name Vanotu entstammt dem piemontesischen Dialekt und steht für Giovanni – so hieß Giorgios Großvater. Die Trauben für den Vanotu werden in drei verschiedenen MGAs (Menzioni Geografiche Aggiuntive) geerntet: Tre Stelle liegt in Barbaresco und umfasst die Weinberge, die ursprünglich von Großvater Giovanni und dessen Sohn Luigi (Giorgios Vater) im Jahr 1964 gepflanzt wurden. Basarin ist eine Lage in Neive und Marcarini eine Lage in Treiso.
Der Vanotu wird von Giorgio, der seit 1989 die Jahrgänge verantwortet und damals eine neue Ära einläutete, in Stahltanks fermentiert – mit etwa 15 Tagen Mazeration. Der Wein darf sich dann 20 bis 22 Monate in französischen Barriques (80 Prozent davon neu) weiter entwickeln und bleibt danach noch weitere neun Monate in der Flasche, bevor er in den Verkauf kommt. Der Stil des Vanotu ist gekennzeichnet von Frische und Eleganz. Selbst wenn sich die Frucht in Noten von Lakritze, Trüffel, Holz und Gewürzen auflöst, verbleibt eine Süße, ausbalanciert durch eine lebendige Säure. Man merkt, dass Giorgio mit seinem Vanotu einem modernen Stil gegenüber aufgeschlossen ist, dennoch ist die Eiche sehr dezent eingesetzt.
Sehr spannend ist der Vergleich des Vanotu über die Jahrgänge. Hier hat Giorgio Großes geleistet. Sehr frisch und harmonisch präsentiert sich heute der Vanotu 2004. Es ist ein klassischer Nebbiolo mit komplexen Noten von Trüffel, Kirschen und Gewürzen in der Nase, am Gaumen dominiert von süßen Früchten, umrahmt von Lakritze und mediterranen Gewürzen. Ihm steht der Jahrgang 2006 nicht nach. Auch hier stehen starke Aromen von Trüffel, Lakritze und Teer im Vordergrund, verpackt in süßer Frucht. Beide Jahrgänge sind lebendig und komplex zugleich und bieten ein langes Finale. Ein Blick zurück zum Jahrgang 2001 zeigt, dass damals die Trauben extreme Kraft in den Wein transferiert haben, was ihm heute etwas Strenge verleiht. Bezeichnend sind Aromen von Tabak und Leder, vereint mit reifer Pflaume.
Das ausgewogene Süß-Säure-Spiel
Die meisten Jahrgänge des Vanotu, auch die der 1990er-Jahre, präsentieren sich heute in hervorragender Qualität, die von den bekannten Weinführern durchschnittlich mit 90 bis 94 Punkten bewertet wird. Ein wichtiges Detail hat Giorgio dem Vanotu mitgegeben, es ist die Fähigkeit, sich im Alter zu verbessern. Vorherrschend sind bei fast allen Vanotu ein ausgewogenes Süße-Säure-Spiel, kräftige Aromen, komplexe Anmutung und erstaunlicherweise eine Frische, die in der Form nicht selbstverständlich ist. Die Jahrgänge 1994, 1997 und 2000 fallen dabei etwas ab. Dies ist den damaligen schwierigen vegetativen Bedingungen geschuldet und diese Jahrgänge des Vanotu haben aus heutiger Sicht ihren Zenit überschritten.