Die schnelle Gärung Teil 2 - Metabolismus der Hefe

05.10.2011 - arthur.wirtzfeld

DEUTSCHLAND / KANADA / USA - (...Fortsetzung von Teil 1: Die schnelle Gärung - Einsatz genmanipulierter Reinzuchthefen)- Weltweit sind Kritiker der Meinung, dass genmanipulierte Hefestämme, womöglich auch ML01, noch "unzureichend erforscht" seien. Und dass die Gefahr bestehe, dass das "Einpflanzen von Genen den Metabolismus der Hefe stark beeinflusse", was wiederum zur Erzeugung von "unerwünschten und eventuell sogar toxischen chemischen Verbindungen" führen könne, so Georges Desrues.

 

Für jene von Kopfschmerzen geplagten Konsumenten, die das alles nicht abschreckt, dürfte es zudem ziemlich schwerfallen, an Wein zu gelangen, den sie bedenkenlos trinken können. Denn selbst wenn die Hefe in den Vereinigten Staaten und in Kanada zugelassen ist, gab es auch in diesen Ländern bisher noch keinen Hersteller, der es gewagt hätte, den Vermerk „bewahrt vor Kopfweh, weil genetisch manipuliert“ oder Ähnliches auf das Etikett seiner Weinflaschen zu drucken. Und wird es wohl so bald auch nicht geben, legen doch die meisten Weinbauern mehr Wert darauf, mit Tradition, Handwerk und Naturnähe in Verbindung gebracht zu werden - als mit Biotechnik.

Womit wir bei der Kennzeichnungspflicht für genetisch manipulierte Lebensmittel wären, die ja in Amerika weder für Wein noch für andere Produkte besteht. Und gegen die sich die Lebensmittelindustrie zumindest in den dortigen Ländern nach wie vor erfolgreich zur Wehr setzt. Weinfreunde, die sich für mit Genhefe hergestellten Wein interessieren, dürfen also solch einen bewusst weder aufspüren noch erstehen können.

Wie aber sieht es für jene aus, die genmanipulierte Hefe in ihrem Wein strikt ablehnen? Konsumenten von in Europa produziertem Wein können hier aufatmen, bisher wurde die Zulassung von Genhefe bei uns noch verweigert. Und um jegliches Risiko auszuschließen, kann man natürlich auch einfach auf den Konsum von Weinen aus den USA und Kanada verzichten. Vor allem im Falle Kanadas dürfte das nicht so schwer sein, ist doch das Land nicht gerade als bedeutender Weinerzeuger und -exporteur bekannt.

Hierzu sei nur nebenbei bemerkt, dass einer der weltweit größten Hersteller von Hefen eine kanadische Firma namens Lallemand ist, ML01 in Nordamerika aber von einem Tochterunternehmen der führenden französischen Hefezucht-Firma Lessafre vertrieben wird.

Einige amerikanische Weinbauern haben dagegen bereits die Gefahr erkannt, die von der Hefe auf ihre Absatzzahlen ausgeht. Auf einem „Shopper’s Guide to Buying Non-GMO“ ist eine Liste von Erzeugern zu finden, die sich dazu verpflichtet haben, ihren Wein ohne Zusatz von genmanipulierten Organismen zu keltern.

Was natürlich auch die EU kaum verhindern kann, sind die privaten Importe der Hefe nach Europa. Hier ist eine genaue Kontrolle schlichtweg unmöglich. Was auch deswegen zum Problem geraten kann, weil ML01 natürlich vorkommende und traditionelle Hefen durch Kontakt, aber auch durch die Luft oder über Wasser kontaminieren könnte. Außerdem ist zu klären, wie es sich mit dem Import des Weins auf rechtlicher Ebene verhält. Denn ob dieser in Europa nicht doch eine Kennzeichnung umgehen kann, ist ungeklärt. Technisch wäre es nämlich durchaus möglich, die Hefezellen durch Filtration aus dem Wein zu entfernen. Damit könnte den zahlreichen Europäern, die genmanipulierten Lebensmitteln skeptisch gegenüber stehen, ein Schnippchen geschlagen werden.

Alles in allem ist es wohl mehr als zweifelhaft, dass der Konsument durch die transgene Hefe tatsächlich einen Vorteil hat, wie es ihr Entwickler Hendrik van Vuuren behauptet. Von einem liebevollen Begleiten der Natur kann jedenfalls keine Rede sein. Und ginge es wirklich darum, Kopfschmerzen zu vermeiden, würde es vielleicht auch genügen, einen sulfitarmen Wein oder einfach weniger zu trinken...