Wine Competition Best of Steiermark

Die Steiermark mit vielzähligen Buschenschenken und hochklassigen Weine

Text: Sigi Hiss, Foto: Wein Steiermark, Flora P., Anna Stöcher, z.V.g.

Das traditionelle Wahrzeichen der Weinregion Steiermark ist zweifellos der Klapotetz, ein Windrad, das die Vögel aus den Weingärten vertreiben soll. Untrennbar gehören auch die vielzähligen Buschenschenken dazu. Die eigentliche Visitenkarte aber sind die hochklassigen Weine!

 

Im Südosten Österreichs, in Rufweite der slowenischen Grenze, erstreckt sich die Weinregion Steiermark. Grosse Temperaturunterschiede von Nacht zu Tag, hervorragende Lagen und eine höhere Niederschlagsmenge bilden die Basis schmeckbarer Typizität in den steirischen Weinen. Die kleinteiligen Parzellen liegen häufig an stark ansteigenden Hängen und reichen bis auf 650 Meter Höhe. Überall trifft man auf den Klapotetz, das Wahrzeichen der Region. Ein mehrere Meter grosses, achtflügeliges Holz-Windrad, das, wenn es in Bewegung ist, mit lautem, rhythmischen Klappern die Vögel aus den Weingärten vertreiben soll. Denn sie räubern zwischen den Rebzeilen die besten Trauben aus den Weingärten. Und dort, wo man es klappern hört, ist eine Buschenschenke mit lokalen Spezialitäten, dem Glas Wein und viel Gastfreundschaft nicht weit.

Es teilen sich im Süden drei Weinbaugebiete die immerzu grüne und vor Vitalität strotzende Landschaft der Steiermark auf. Unangefochtenes Aushängeschild und Leitsorte in allen drei Weinbaugebieten ist der Sauvignon Blanc. Erloschene Vulkane, Basalterhebungen mit weit sichtbaren Burgen und Schlössern sind markante Hinweise dafür, dass man sich im Vulkanland Steiermark befindet. Hier liegen verstreut kleine Weingärten an den Hängen, in denen unter anderem aromatischer Traminer als typische Sorte neben dem Sauvignon Blanc wächst. In der Südsteiermark sind wiederum Gelber Muskateller und Weissburgunder, Welschriesling, «Wösch» genannt, und Morillon die vorherrschenden Sorten neben der Leitsorte Sauvignon Blanc. Auch hier erfordern die mächtig steilen Lagen Schwerstarbeit. Mit dem charakterstarken Schilcher als Galionsfigur punktet die Weststeiermark zusammen mit saftigen Sauvignon Blancs. Hier reichen die Weingärten bis auf über 600 Meter und zählen damit zu den am höchsten gelegenen Österreichs. Steillagen mit einer Hangneigung von über 26 Prozent fallen unter die Klassifizierung Bergweinbau, die für die Steiermark oft zutreffen. Dass in den DAC-Gebieten die Handlese Pflicht ist, versteht sich von selbst. Nur so ist es wirklich möglich, während der Lese selektiv und damit qualitätsorientiert auf die jeweilige Lage und Sorte einzugehen.

Klima und Böden

Beide sind weltweit im Weinbau wichtige, oft diskutierte und existenzielle Themen. In der Steiermark sind es drei Faktoren, die das Klima dort massgeblich prägen: Von Osten strömen pannonische, aus dem Süden mediterrane und aus dem Norden alpine Einflüsse in die Weingärten der Steiermark. Diese Verbindung bildet für den Weinbau eine ideale Voraussetzung mit unterschiedlichsten Auswirkungen. Beispielhaft sind da zum einen viel Sonne, zum anderen hohe Niederschlagsmengen. Und diese werden in der Zukunft ein immer wertvolleres Pfund werden. Bekanntermassen gilt für viele der weltweiten Weinbauregionen drastisch zunehmende Hitze und Trockenheit als ein gravierendes Problem. Nicht so in der Steiermark. Allerdings kämpfen die Weinmacher hier dann schon mal mit starken Gewittern und Hagelunwettern. Mit sechs Bodenformationen ist man auch hier bestens, da sehr vielfältig, aufgestellt. Das Weinbaugebiet Vulkanland Steiermark DAC baut ausser auf Vulkangestein noch auf Schotter und sandigen Böden ihre Weine an. Noch abwechslungsreicher sieht es weiter südlich im Weinbaugebiet Südsteiermark DAC mit Schiefer und Gneis, Kalkgestein, Opok, Schotter und leichteren Sandböden aus. Dagegen liegt der geologische Schwerpunkt in der Weststeiermark DAC auf Schiefer, Gneis, Sand und Sandstein. Vielfalt, wohin man tritt.

Lagensystem der Steiermark

Die Steiermark unterteilt sich in drei DAC-Gebiete: Südsteiermark DAC, Weststeiermark DAC und Vulkanland Steiermark DAC. Als Basis dient der Gebietswein, gefolgt vom Ortswein und der Spitze, dem Riedenwein. Stand 2022 machen die 9 DAC-Sorten rund 80 Prozent der Fläche aus, Tendenz steigend. Zugelassen sind neun traditionelle Rebsorten sowie deren Cuvées, in Reihenfolge der angebauten Fläche: Sauvignon Blanc, Welschriesling, Weissburgunder, Blauer Wildbacher (Schilcher), Gelber Muskateller, Morillon (Chardonnay), Grauburgunder, Traminer, Riesling.

Die Handlese ist verpflichtend. Steigungen bis teilweise über 80 Prozent machen eine maschinelle Bearbeitung der Weingärten in der Steiermark fast unmöglich. Über ein Viertel der Hanglagen weisen zwischen 40 und 70 Prozent Neigung aus, weitere 62 Prozent der Lagen haben über 26 Prozent Neigungswinkel.

Fünf mal nachgefragt

Die Fragen von VINUM wurden gemeinsam von dem Geschäftsführer von Wein Steiermark, Ing. Werner Luttenberger, und dem Obmann der Wein Steiermark und Präsident des Weinbauverbands Steiermark Stefan Potzinger beantwortet. Das Team in Graz besteht insgesamt aus vier Mitarbeiterinnen.

www.steiermark.wine

Die 2018 in der Steiermark eingeführte DAC-Klassifizierung ist eine Erfolgsge-schichte. War das so zu erwarten?

Die Idee war, Weinliebhabern und Konsumenten, die zunehmend nach «echten» Produkten mit klarer Herkunft verlangen, Sicherheit und Vertrauen zu geben. Das steirische Herkunftssystem bietet Weine mit Ursprungsgarantie. Über vier Fünftel der Flächen sind inzwischen mit den neun DAC-Sorten bestockt.

Sauvignon Blanc ist das absolute Aushängeschild der Steiermark, Sie zählen ihn zu den weltweit besten Weinen. Denkt man über eine zweite Speerspitze nach?

Die Speerspitze wird – nomen est omen – die Speerspitze bleiben. Die Sorte Sauvignon Blanc bringt in der Steiermark quer über alle drei Gebiete Weltklasseweine hervor. Das Terroir der Weinbauregion Steiermark ist geradezu prädestiniert für diese Sorte.

Sekt boomt in Österreich, wie zeigt sich das in der Steiermark?

Steirischer Sekt ist einzigartig: Die Steiermark ist bekannt für Weine mit Saftigkeit, Würze, Mineralität und Leichtigkeit. Das gilt auch für die Sekte der Steiermark, die sich in der Balance zwischen sanfter Perlage und fruchtigen Noten sehr animierend präsentieren.

Nicht weniger der Rosé. Wie sehen Sie die Zukunft des Schilchers?

Die Schilcher des Weinbaugebiets Weststeiermark DAC zeigen sich heute als hervorragende Roséweine, von frisch-rassig über knackig bis elegant und finessenreich. Der Hype um das pinke Getränk und das seit 2018 implementierte Herkunftssystem eröffneten den Schilcher-Winzern die Chance, ihre Weine weiterzuentwickeln und diese in verschiedenen Facetten zu zeigen.

In kurzen Worten, was sind die Aufgaben von Wein Steiermark?

Der Verein Wein Steiermark dient der Zielsetzung, Massnahmen zum Schutz und zur Absatzförderung von steirischem Wein zu ergreifen. Der steirische Wein und das DAC-Herkunftssystem werden mit den Marketingaktivitäten im In- und Ausland bekannt gemacht. Derzeit zählen wir rund 450 Mitgliedsbetriebe mit aktuell 5096 Hektar an Weingartenfläche.

Wir danken für das Gespräch.