Zypern
Rebfläche
9000 Hektar
Produktion
110 000 Hektoliter
Top-3-Traubensorten
Mavro, Mazuelo (Rot), Xynesteri (Weiß)
Zypern ist zwar nach Sizilien und Sardinien die drittgrößte Insel im Mittelmeer, aber doch keine Einheit. Denn knapp 4000 von 9250 Quadratkilometer Fläche sind seit 1974 als „Türkische Republik Zypern“ gewissermaßen ein Teil der Türkei, die damals die Insel besetzte, als griechische Putschisten einen Anschluss der Insel an Griechenland erzwingen wollten. Seitdem gibt es auch noch in der geteilten Hauptstadt Nikosia eine Pufferzone mit Friedenstruppen der Vereinten Nationen. Die Republik Zypern im Süden der Insel ist eigenständig und auch seit 2004 Mitglied der Europäischen Gemeinschaft. Der Weinbau hat viel Tradition, ist aber erst in den letzten 25 Jahren in Schwung gekommen. Zahlreiche kleine private Güter bereichern die Szene und sorgen dafür, dass nicht nur der international bekannte Süßwein Commanderia, der einst in europäischen Fürstenhäusern ausgeschenkt wurde, beachtet wird.
Geschichte
Vermutlich wird schon seit rund 5000 Jahren Rebbau betrieben. Der griechische Weingott Dionysos soll laut Mythologie den Inselwein sehr geschätzt haben. Zugereiste Griechen waren es wohl, die die Weinkultur ab 1200 v.Chr. förderten. Sie begründeten auch die Tradition der Süssweine. Vor etwa 2000 Jahren übergab der römische Feldherr Mark Anton seiner Kleopatra die gesamte Insel als Hochzeitsgeschenk und flüsterte ihr dabei ins Ohr, dass ihre Liebe so süß sei wie der Wein Zyperns…
Später bekam die Insel andere Eigentümer. Mal war es der englische König Richard von Löwenherz, der Zypern 1191 während des dritten Kreuzzuges eroberte, aber bald wieder abgab. Es folgten der Johanniterorden, dann die Templer und schließlich wieder die Johanniter, die ihren Sitz auf einer Burg namens „Grand Commandery“ hatten, was dem Gebiet und Wein Commandaria den Namen gab. Von 1489 bis 1571 stand Zypern unter Regie der Republik Venedig. Anschließend übernahmen die Osmanen die Herrschaft, die mit ihrem Alkoholverbot – ähnlich wie in Griechenland – dafür sorgten, dass der blühende Weinbau weitgehend zum Erliegen kam. Mit der britischen Verwaltung von 1878 bis zur Erlangung der Selbstständigkeit 1960 erlebte der „Zypern-Sherry“ eine Renaissance.
Lange Zeit dominierten vier Großkellereien den Weinbau (Etko, Keo, Loel und Sodap). Doch in den letzten 25 Jahren wurden zahlreiche kleine private Weingüter gegründet, die zwar nur einen Marktanteil von knapp 20 Prozent haben, aber die Qualitätsentwicklung voran brachten und die Großen ermunterten, nicht auf der Stelle zu treten.
Bis vor wenigen Jahrzehnten setzte man im Weinbau aussschließlich auf autochthone Sorten, die den Vorteil hatten, dass sie wurzelechte Reben haben. Denn die Reblaus wurde nie auf Zypern heimisch. Erst vor gut 40 Jahren wurden internationale Sorten wie Cabernet Sauvignon, Syrah und Chardonnay auf die Insel geholt.
Geografie
Zypern liegt etwa 70 km von der Südküste der Türkei und 800 km vom griechischen Festland entfernt. Die Weinbaugebiete liegen überwiegend im Südwesten der Insel. Teilweise wurzeln die Reben in bis zu 1500 Meter Höhe in einem kühleren Klima. Vulkanische Böden und Kalkstein sind in den Böden dominant.
Regionen
2006 wurde Zypern nach französischem oder auch griechischem Vorbild in insgesamt fünf Bereiche unterteilt. Für die sog. OEOP-Weine (Oinos Eleghomenis Onomasias Proelefsis) sind bestimmte Rebsorten und Regionen vorgeschrieben. Ausbau und Abfüllung haben in den Gebieten zu erfolgen. Außerdem wurde die Produktion von Landweinen für die vier Distrikte Larnaka, Limassol, Nikosia und Paphos geregelt, bei denen die Produzenten mehr Spielraum bei den Rebsorten haben. Die fünf Qualitätsweinregionen sind Commandaria (14 Gemeinden nördlich von Limassol), Krasohoria Lemesou (20 Gemeinden an den Ausläufern des Troodes-Gebirges, ebenfalls nördlich von Limassol), Laona Akamas (sechs Gemeinden im Nordwesten der Küste nördlich von Paphos), Pitsilia (32 Dörfer am Ostrand des Troodes-Gebirges) sowie Vouni Panayla Ambelitis (im zentralen Westen der Insel, nordöstlich von Paphos).
Weine
Das nach wie vor größte Kapital der Weininsel Zypern sind die gehaltvollen Süßweine. Aber zunehmend bekommen auch spritzige, rassige Weißweine Bedeutung. Die Rotweine werden überwiegend aus der säurearmen Mavro gekeltert, die frische, saftige Weine liefert. Zunehmend wird sie auch, um mehr Struktur zu bekommen, mit internationalen Sorten vermählt.
Rebfläche
Auf rund 9000 Hektar stehen Reben. Ein Teil der Traubenernte wird für die Erzeugung von Rosinen und Tafeltrauben oder die Herstellung von Likören genutzt. Aus den Restbeständen der Trauben entsteht immer häufiger Trester (Zivania).
Produktionsmenge und Export
Auf seinen 9000 ha Rebfläche könnte Zypern deutlich mehr Wein erzeugen als es aktuell der Fall ist. Aber die Trauben finden auch anderweitig Verwendung. Im Jahr 2000, als mehr Masse als Klasse angestrebt wurde, waren es schon mal 35 Millionen Liter, die vielfach billig auf internationalen Märkten verkauft wurden. Aktuell sind es etwa 10 bis 11 Millionen Liter. Nicht mal 10 Prozent gehen in den Export. Der wichtige Tourismus auf der Insel ist eine gute Absatzmöglichkeit.
Weinart
Der bekannteste Inselwein ist sicher der Commandaria, ein meist relativ alkoholreicher Süsswein aussschliesslich aus der weißen Xynestery und der roten Mavro, für den vollreife Trauben auf Stroh in der Sonne getrocknet werden. Nach der Kelterung und dem Gärprozess reift der Wein mindestens zwei Jahre in Eichenfässern. Der Ausbau ist etwas oxidativ. Der Zusatz von Alkohol zur Gärungsunterbrechung ist möglich, wird aber kaum praktiziert. Daneben gibt es gehaltvolle, meist gradlinige Rotweine (besonders gelobt wird die rare Sorte Maratheftiko) und von Xynesteri herzhafte, anregende, verspielte Weißweine.