Graubünden: Wo der beste Pinot Noir der Schweiz wächst
Rebfläche
422 Hektar
Produktion
1,6 Mio. Liter
Top 3-Traubensorten
Pinot Noir/Blauburgunder, Müller-Thurgau, Chardonnay
Weinart
Vor allem kraftvolle, lagerfähige Pinots Noirs
Flächenmässig liegt Graubünden zwar nur an dritter Stelle der Deutschschweizer Weinkantone, in puncto Renommee dagegen nimmt die Bündner Herrschaft unangefochten den Spitzenplatz ein. Kein Wunder, denn der edelste Pinot Noir der Schweiz wächst hier im Churer Rheintal in Sichtweite der Bündner Alpen auf kalkreichen Schieferböden.
Geschichte
Der älteste Beleg für Weinbau im heutigen Kanton Graubünden stammt aus dem Jahr 765. Damals vermachte Bischof Tello von Chur dem Kloster Disentis testamentarisch einen Rebberg in der Nähe von Ilanz. Um 800 musste den übereifrigen Rebleuten die Arbeit in den Reben an Sonntagen verboten werden. Wie überall förderte die Kirche den Weinbau; sogar im Bündner Oberland und im Unterengadin wuchsen Reben bis zu einer Höhe von 1200 Metern. Bis 1600 wurde vorwiegend Weisswein angebaut, in erster Linie Elbling. Um 1630 soll der Blauburgunder von jungen Söldnern, die im Burgund gedient hatten, im Bündnerland eingeführt worden sein. Heute ist er die unbestrittene Hauptsorte und für den glanzvollen Ruf der Region verantwortlich.
Geografie
Der Kanton Graubünden umfasst zwei Anbaubereiche, wobei das nur 30 Hektar grosse italienischsprachige Misox südlich der Alpen zum Anbaugebiet Tessin gezählt wird. Der grösste Teil der Bündner Reben liegt im Churer Rheintal, geschützt von den Bergmassiven in ihrem Rücken. Das Herzstück in der sogenannten Bündner Herrschaft umfasst die Gemeinden Fläsch, Maienfeld, Jenins und Malans.
Klima und Boden
Die Böden im Churer Rheintal bestehen überwiegend aus sehr kalkreichem Bündner Schiefer, ideal also für den allgegenwärtigen Blauburgunder. Das Mikroklima ist besonders günstig, ist doch kaum in einer anderen Region der positive Einfluss des Föhns so stark spürbar wie hier.
Anbaugebiete und Rebfläche
75 Prozent der insgesamt 422 Hektar sind mit roten Sorten bestockt, vor allem mit dem Lokalmatador Blauburgunder, der allein 299 Hektar beansprucht. An zweiter Stelle steht der Müller-Thurgau (32 Hektar), der eine gewisse Renaissance erlebt, gefolgt von Chardonnay, Weissburgunder und Sauvignon Blanc. Nur noch auf 5,5 Hektar kultiviert wird die alte weisse Bündner Rarität Completer, von den Churer Domherren einst zum Abendgebet, der Complet, getrunken. Sie ergibt strenge, charaktervolle Weine.
Weine und Produktionsmenge
Produziert werden derzeit 1,6 Millionen Liter Wein. Berühmt ist das Bündnerland für seinen burgundisch anmutenden Blauburgunder, einmal mehr auf der Frucht, einmal als langlebiger, kraftvoller Barriquewein ausgebaut. Die Weissweine präsentieren sich sehr mineralisch und aromatisch; sie werden häufig ohne biologischen Säureabbau, dafür mit einer feinen Restsüsse vinifiziert.