Südsteiermark: Gesundes Wachstum
Rebfläche
2560 Hektar
Produktion
120 000 Hektoliter
Top 3-Traubensorten
Sauvignon Blanc, Muskateller, Welschriesling
Weinart
Aromatische, oft spritzige, herzhafte Weissweine, die aber auch sehr gehaltvoll mit Nuancenreichtum und Tiefgang ausfallen können. Die besten profitieren vom Ausbau in Barriques
Kurz vor der Grenze nach Slowenien geht es von der Autobahn rechts ab Richtung Leibnitz. Die Bezirkshauptstadt mit knapp 12 000 Einwohnern ist gewissermassen das Tor zum «grünsten Herzen Österreichs», der Südsteiermark. Die hügelige Landschaft ist traumhaft schön. In vielen Weingärten ist ein spezielles «Windrad» zu sehen, der hölzerne Klapotetz, der – in Bewegung gesetzt – Vögel vertreibt. Früher war die Südsteiermark im Weinbau klein strukturiert; selbst die grösseren Selbstvermarkter konnten nur einige Hektar vorweisen. Das Gebiet ist zweigeteilt. Im Westen von Leibnitz befindet sich der nördliche Bezirk Sausal. Zwei Drittel der Flächen sind im Süden an der Grenze zu finden. In beiden Bereichen gibt es mittlerweile eine Reihe von Weingütern, die sich vorteilhaft entwickelt haben und eine stattliche Grössenordnung von einigen Dutzend Hektar vorweisen können. Wichtige Impulse bekam der Weinbau durch den Verein Steirische Terroir- und Klassik-Weingüter (STK), dem allesamt Topwinzer angehören. Aber auch die Weinbauschule Silberberg (mit eigenem Weingut) machte viele Winzer fit für ihren Beruf. Nicht vergessen darf man eine neben dem Wein besondere kulinarische Spezialität des Gebietes, das Steirische Kürbiskernöl, auch «grünes Gold» genannt.
Geschichte
Die in Sachen Wein unvermeidlichen Römer waren auch in der Südsteiermark aktiv. Als das Weltreich zusammenbrach, machte sich statt Reben Wald breit. Später siedelten sich in Teilen der heutigen Region, im Sulmtal, slawisch sprechende Karantaner an, die ihre eigentliche Heimat in der Nachbarschaft, dem heutigen Kärnten, hatten. König Otto I. schenkte 970 den Landstrich zwischen Sulm und Lassnitz dem Erzbistum Salzburg, das im 12. Jahrhundert Schloss Seggau erbauen liess (heute ein Kongress- und Tagungszentrum mit Hotel und Weinbau). Rechtlicher Nachfolger der Salzburger ist die Bischöfliche Gutsverwaltung der Diözese Graz-Seckau. Die Steiermark profilierte sich als Weinbaugebiet erst allmählich in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts. Vorher wurde viel Gemischtwirtschaft betrieben. Welschriesling für spritzige, herbe Weine war die Hauptsorte. Der heute dominante Sauvignon Blanc wurde damals noch als Muskat-Sylvaner bezeichnet.
Es versteht sich fast von selbst, dass die Südsteiermark den seit 2018 geltenden DAC-Status mit angenommen und im Vorfeld sogar forciert hat. Eine Reihe von Rebsorten wurden dafür klassifiziert. Es gibt auch eine Rangordnung für Qualität: Gebietswein (Klassik), Ortswein und schließlich als Spitze der Rieden (Lagen)-Wein.
Klima und Boden
Es sind schon klimatische Einflüsse vom Mittelmeer spürbar. Aber kühle Nächte tragen zur Aromabildung bei. Typisch für die Südsteiermark sind ausgiebige Regenfälle (rund 1000 Millimeter pro Jahr). Aber dennoch gibt es eine Entwicklung hin zum biologischen Weinbau. Die Bodenstruktur ist mit Sand, Schiefer, Mergel und Muschelkalk vielseitig.
Anbaugebiete und Rebfläche
Die Rebfläche hat, bedingt durch die positive Qualitätsentwicklung, in den letzten 20 Jahren deutlich zugenommen, von 1900 auf aktuell rund 2450 Hektar. Die Weinlandschaft ist geprägt von vielen steilen Lagen. Die südsteirische Weinstrasse, die teilweise unmittelbar an der Grenze entlang führt, ist ein guter Wegweiser. Wichtigste Weinorte sind Gamlitz, Ratsch, Berghausen, Spielfeld, Leutschach und Kitzeck. Ein «Gebiet im Gebiet» ist das Sausal zwischen St. Nikolai und Kitzeck mit hoch gelegenen Weinbergen und viel Schiefer im Boden.
Weine und Produktionsmenge
Die beiden aromatischen Sorten Sauvignon Blanc und Muskateller sind im Anbau führend. Beim Sauvignon gibt es zwei Stilrichtungen: den etwas grünen, eher leichten, würzigen Wein und den gehaltvollen, komplexen, gut ausgereiften Lagenwein, dem immer wieder Weltklasse bescheinigt wird. Über 2000 Hektar entfallen auf weisse Sorten. Die Erntemenge ist je nach Witterung grösseren Schwankungen unterworfen. So war 2016 ein extremes Frostjahr, in dem manche Winzer gerade 20 % eine Normalernte einbrachten.