Weinviertel: Der erste DAC-Wein Österreichs
Rebfläche
13 400 Hektar
Produktion
800 000 bis 900 000 Hektoliter
Top 3-Traubensorten
Grüner Veltliner, Riesling, Zweigelt
Weinart
Herzhafte, oft schlanke verspielte, im Aroma pfeffrige Weissweine vom Grünen Veltliner. Aber die Hauptsorte liefert auch gehaltvolle, elegante Weissweine
«Nimm dir eine Wurstsemmel mit, sonst verhungerst du», war der gute Rat eines Wiener Freundes Ende der 80er Jahre vor einer Tour durch das nördliche Weinviertel an der Grenze. Der Mann hatte Recht. Man fuhr nur durch dunkle, leblos anmutende Orte. Und Winzerentdeckungen zu machen, war ein schwieriges Unterfangen. Seitdem hat sich viel geändert. Das Weinviertel setzt auf eine «pfeffrige» Sorte, nämlich Grünen Veltliner – und fährt gut damit. Der «Grüne» im Weinviertel war der erste Wein, der 2002 für das Herkunftszeichen DAC anerkannt wurde. Der ursprünglich angedachte Verzicht auf den Sortennamen auf dem Etikett setzte sich nicht durch, weil vor allem Konsumenten abseits der Region und im Ausland mit Weinviertel DAC allein nichts anfangen können. Mit dem Jahrgang 2009 folgte DAC Reserve für gehaltvolle Veltliner. Rund 15 Weinviertler Winzer gaben dem frischen Qualitätsbestreben einen Namen und schlossen sich 2002 zum Verein Premium Weingüter Weinviertel zusammen. Sie verstehen sich als Leitbetriebe der Region.
Geschichte
Früher war nicht vom Weinviertel die Rede, wenn es um die Grenzregion zur damaligen Tschechoslowakei ging. Die Weinstadt Retz, die durch die politische Situation von ihren einst wichtigen Märkten Böhmen und Mähren abgeschnitten war, gab dem westlichen Teil der grossen Region ihren Namen. Der östliche Teil war das Weinbaugebiet Falkenstein. Vor allem Retz hat eine grosse Weinbautradition mit urkundlicher Erwähnung bereits im 12. Jahrhundert. Die Stadt selbst wurde 1300 gegründet und genoss bald besondere Vorrechte im Weinhandel. Die Weine wurden nach Deutschland, Polen und Russland exportiert. Auch Bürger besassen Weingärten, nicht nur die Kirche und der Adel. Die Kelleranlagen von Retz, deren 16 Kilometer nur zu einem kleinen Teil begehbar sind, waren einst Lagerstätte für einige Millionen Liter Wein. Dem guten Ruf der Vergangenheit wurden die Weine in späteren Zeiten nicht mehr gerecht, als das Weinviertel in eine Randlage geraten war. Hohe Erträge waren üblich, vielfach mussten die Weine angereichert werden. Im östlichen Teil wurde rund um Poysdorf viel Grundwein für die Sekterzeugung gewonnen. Sektkellereien sind heute noch wichtige Abnehmer. Vor und 20 Jahren begann ein Umdenken. Seitdem ist das Weinviertel auf einem guten Weg – aber mit deutlich weniger Rebfläche als einst (19 000 Hektar).
Klima und Boden
Durch das weit verzweigte Anbaugebiet sind Klima und Boden nicht identisch. Löss herrscht etwas vor, was auch Grünen Veltliner begünstigt. Im Südosten sind pannonische Einflüsse spürbar, im Westen ist das Klima mild, aber etwas frischer.
Anbaugebiete und Rebfläche
Der westliche Teil des Weinviertels umfasst die Orte Retz, Mailberg, Röschitz, Hollabrunn, Jetzelsdorf und Haugsdorf sowie – kurz vor Wien – Bisamberg und Stetten. Im östlichen Teil liegen Falkenstein, Poysdorf, Wolkersdorf als bekanntere Weinorte. Die Brünnerstrasse von Wien bis nach Brünn stand früher Pate für den «Brünnerstrassler», nämlich den Wein, der links und rechts von der Verkehrsverbindung wuchs.
Weine und Produktionsmenge
Der Grüne Veltliner ist mit weitem Abstand führende Sorte. Aber es gibt auch – unter der Herkunftsbezeichnung Niederösterreich – durchaus achtbaren Riesling, Weissburgunder und Traminer sowie Rotweine, vor allem vom Zweigelt, aber auch Pinot Noir. Die etwa 6200 Hektar «Grüner» machen in etwa die Hälfte der gesamten Fläche in Österreich aus; weltweit dürften es etwa 35 bis 40 Prozent sein.