Burgenland: Die Mittel der EU…
Rebfläche
11'904 Hektar
Produktion
618'076 Hektoliter
Top 3-Traubensorten
Blaufränkisch, Zweigelt, Grüner Veltliner
Weinart
gehaltvolle Weiss- und Rotweine, exzellente Süssweine (vor allem aus dem Raum Neusiedlersee)
Burgen gibt es tatsächlich reichlich im Burgenland. Rechnet man die Schlösser dazu, kommt man auf die Zahl 60. Die geografisch schlanke Region, die sich von Nord nach Süd über rund 150 Kilometer erstreckt, steht unter dem Einfluss des warmen, manchmal sehr heissen pannonischen Klimas. Auch der grosse, aber flache Neusiedlersee nimmt Einfluss auf den Weinbau. Die Luftfeuchtigkeit sorgt hier für die Ausbildung von Edelfäule (Botrytis cinerea) und damit die Gewinnung von edelsüssen Weinen (Beerenauslesen, Ausbruch und Trockenbeerenauslesen) und von Strohweinen. Das Burgenland hat in den letzten 20 Jahren sehr von Mitteln aus der EU-Kasse profitiert. Viele davon flossen in den Weinbau und versetzten etliche Erzeuger in die Lage, ihre Betriebe auf Vordermann zu bringen und die Weinqualität zu verbessern. Heute kann das kleine Bundesland (nur 290 000 Einwohner) eine Reihe profilierter Winzer und ambitionierte Genossenschaften vorweisen (Letztere im Mittelburgenland).
Zuletzt sorgte eine Weingesetznovelle im Juni 2016 für einige Neuerungen, die bei Konsumenten und auch Winzern wohl anfangs nicht leicht verständlich sein werden. Die Bezeichnungen der diversen Anbaugebiete wurden abgeschafft. Auf dem Etikett steht künftig nur mehr „Burgenland“ als Herkunftsangabe. Teilweise behalten die alten Namen wie Mittelburgenland und Neusiedlersee noch Gültigkeit im Zusammenhang mit den Herkunftsweinen DAC, für die nur bestimmte Rebsorten herangezogen werden können (z.B. DAC Mittelburgenland Blaufränkisch).
Wir haben die alten Bezeichnungen vorläufig beibehalten, um die Orientierung zu gewährleisten und über die unterschiedlichen Regionen zu informieren.
Geschichte
Das Burgenland hat seinen Namen erst seit 1921. Früher hiess das Gebiet Deutsch-Westungarn, und war lange Zeit Bestandteil des ungarischen Königreichs und dann bis 1918 ein Teil der Habsburg-Monarchie Österreich-Ungarn. Dann wurden die Landkarten neu gemischt. Eine Volksabstimmung brachte das Ergebnis, dass nur die Bürger von Sopron (Ödenburg) nicht unter das Dach des neuen Österreichs schlüpfen wollten, alle anderen schon. So wurde nicht Sopron Hauptstadt, sondern Eisenstadt, das im anderen Fall zu Felsöörvidék und aus dem Neusiedlersee Fertö-tó geworden wäre. Die Winzer im Burgenland sind heilfroh, dass sich die Bürger anno 1921 bei der Abstimmung für Österreich entschieden hatten. Denn die Rahmenbedingungen im Kommunismus wären nicht gut für den Weinbau gewesen. Letztlich profitiert hat das Burgenland auch vom Glykolskandal im Jahr 1985. Dadurch wurden verkrustete Strukturen aufgebrochen. Junge Winzer gaben die Parole «Jetzt erst recht» aus. Die Weingesetzgebung sorgte dafür, dass diskriminierende Bezeichnungen wie Rust-Neusiedlersee von der Bildfläche verschwanden (die Winzer aus Rust litten unter solchen Deklarationen, obwohl sie nicht in den Skandal involviert waren). Die Aufbruchstimmung ist immer noch nicht abgeflaut…
Freude herrscht in Rust über eine im Juni 2016 erfolgte Neuregelung im Weingesetz: Das Prädikat „Ausbruch“ für hochkarätige edelsüsse Weine darf künftig nur mehr verwendet werden, wenn der Wein auf Ruster Gemarkungen heranwuchs. Ein „Ausbruch Südsteiermark“ o.ä., für die Ruster ein Greuel, ist nicht mehr möglich.
Geografie
Wien ist nicht weit entfernt von den nördlichen Regionen des Gebietes. Wer heute von hier aus in die südlichen Gefilde mit dem Auto fährt, den leitet das Navi östlich am Neusiedlersee (Seewinkel) vorbei durch Ungarn direkt ins Mittelburgenland und schliesslich ins kleine Südburgenland (seit einigen Jahren Eisenberg genannt). Vieles ist Flachland, weiter südlich gibt es dagegen hügelige, landschaftlich schöne Regionen.
Regionen
Das Anbaugebiet Neusiedlersee mit seiner Fläche von mehr als 6'200 Hektar erstreckt sich vornehmlich im Osten des grossen Binnensees. Im Neusiedlersee-Hügelland, bzw. Leithaberg (über 2'800 Hektar) liegen die Landeshauptstadt Eisenstadt und die populäre Freistadt Rust direkt am Westufer des Sees. Im Mittelburgenland (knapp 2'041 Hektar) hat Rotwein ebenso absolute Dominanz wie im kleinen Gebiet Eisenberg (505 Hektar). Hier wird aus der Tradition heraus noch eine spezielle Weinart erzeugt, der Uhudler. Das ist ein Gattungsbegriff für Weine von Hybridsorten, die eine hohe Säure entwickeln und eigenwillig duften. Ein Gebiets-Neuling im Burgenland ist das kleine DAC-Gebiet Rosalia (241 Hektar) der südliche Leithaberg-Nachbar, wo hauptsächlich Rotwein erzeugt wird.
Weine
Die Stilistik ist sehr unterschiedlich. Bekannt sind vor allem die Rotweine von der Sorte Blaufränkisch (weshalb sich das Mittelburgenland auch als Blaufränkischland bezeichnet). Rund um den Neusiedlersee werden gehaltvolle Süssweine erzeugt. Ein «geheimer Riese» ist Grüner Veltliner, der nur relativ selten sortenrein ausgebaut wird. Im Umfeld des Leithagebirges wachsen auch mineralisch betonte Weissweine der Burgunderfamilie.