Georgien: Traditionelle Ausbauart
Rebfläche
etwa 40 000 Hektar
Produktion
circa 1 bis 1,5 Millionen Hektoliter
Top 3-Traubensorten
Saperavi (rot), Rkatsiteli, Mtsvane (weiss)
Weinart
sehr vielseitig, vom klassischen, gehaltvollen Rotwein über süffige Weisse bis hin zu meist gerbstoffgeprägten Weinen aus Amphoren
Georgien war einst der «Obstgarten» der Sowjetunion und wichtigster Weinlieferant für Moskau und die sonstigen Teile der UdSSR. Dabei musste das vermutlich älteste Weinland der Welt auch einige Fälschungen bei populären Weinarten hinnehmen. Seit einigen Jahren geht es – in der politischen Selbstständigkeit – wirtschaftlich aufwärts, auch im Weinbau. Viel Einflussnahme aus dem Westen mit Investment (unter anderem aus Deutschland) hat dazu beigetragen. Aktuell ist vor allem bemerkenswert, dass in etlichen Ländern eine traditionelle georgische Ausbauart von Wein in Tonamphoren (Quevri) übernommen wird. Die Ergebnisse sind nicht selten zweifelhaft, aber das kann auch in Georgien selbst der Fall sein. Auf die klassische Vinifikation im Stahl oder Holz entfällt der Löwenanteil der Weinerzeugung.
Geschichte
Vor gut zehn Jahren versicherten die Georgier, dass in der Region am Kaukasus schon 7000 Jahre Weinbau betrieben wird. Aktuell spricht man (weil es das Alter von gefundenen Traubenkernen belegen soll) sogar von 8000 Jahren. Sicher ist, dass im Altertum der westliche Teil des Landes unter griechischem und der östliche Teil unter persischem Einfluss stand. Schon im 4. Jahrhundert wurde Georgien christianisiert. Vom 10. bis 12. Jahrhundert erlebte das Land als Königreich eine Blütezeit. Dann kamen unruhige Jahrhunderte mit vielen kriegerischen Auseinandersetzungen und einem Schutzvertrag mit Russland. Zwischen 1918 und 1921 war Georgien selbstständig, aber dann wurde das Land der UdSSR einverleibt. Durch den Zerfall der Sowjetunion kam es am 9. April 1991 zur Unabhängigkeitserklärung, gefolgt von einem Bürgerkrieg, einem Erdbeben und grossen wirtschaftlichen Problemen. Die «samtene Revolution» Ende 2003, Anfang 2004 beendete die Krise. Aber dann kam es ab 2006 zu Konflikten mit Russland, einem Weinembargo und damit erneuten Problemen im Weinbau. Neue Märkte wurden zwar gesucht und auch gefunden. Doch noch ist der georgische Weinbau, der viel Potenzial hat, nicht aus dem Schneider. Hilfreich ist Unterstützung aus Deutschland (zum Beispiel von der Weinbauschule Veitshöchheim). Im Land gibt es inzwischen Labors für die Weinprüfung und einen funktionierenden Weinbauverband.
Geografie
Georgien liegt östlich vom Schwarzen Meer und südlich vom Kaukasus, dessen Spitzen auch im Sommer schneebedeckt sind. Vor allem die Region Kachetien mit der «Weinhauptstadt» Telavi im Osten, in der zwei Drittel des georgischen Weines wächst, wird klimatisch vom hohen Gebirge gut abgeschirmt.
Regionen
Neben dem wichtigsten und grössten Gebiet Kachetien gibt es noch drei Weinbauregionen, auf die insgesamt ein Drittel der Produktion entfällt, nämlich Kartlien im Südosten (inklusive der Hauptstadt Tbilisi), Imeretien im Westen sowie Ratscha-Letschumi im Nordwesten, wo vor allem süsse Rotweine erzeugt werden.
Weine
Rund 500 überwiegend autochthone Sorten sind in Georgien erfasst, aber kaum mehr als ein halbes Dutzend hat richtig Bedeutung. International gesellschaftsfähig ist vor allem Saperavi (gehaltvolle Rotweine, auch aus Barriques). Bei Weiss haben Mtsvane, Goruli-Mtsvane und Rkatsiteli Bedeutung. Aus den Appellationen Khvanchkara und Kindzmarauli kommen fruchtige Rotweine. Licht und Schatten erkennt man bei den Weinen aus den Amphoren. Manche sind ungeniessbar, andere richtig spannend und vor allem nach Anbruch sehr gut haltbar. Nicht unbedeutend sind die Weinbrandproduktion und die Erzeugung von Chacha (der georgische Tresterschnaps).