Deutschland: Goldenes Zeitalter für deutsche Gewächse

Rebfläche

ca. 103 079 Hektar

Produktion

ca. 8,3 Mio. Hektoliter

Top 3-Traubensorten

Riesling, Müller-Thurgau, Spätburgunder

Weinart

Gemeinsam ist deutschen Spitzenweinen, komplex und subtil zu sein und weit mehr als Frucht zu besitzen

Kaum ein anderes Weinland feiert eine derartige Renaissance. Seit der ersten Dekade des neuen Jahrtausends geniesst vor allem der Riesling sein verdientes Comeback – international. Ein Blick in die Weinkarten renommierter Restaurants von Kopenhagen bis New York reicht, um zu erkennen, wie weit oben die deutsche Vorzeigesorte mittlerweile angekommen ist. Doch auch der Trend zu roten Rebsorten, die verstärkte Hinwendung zu Burgundersorten und die Rückbesinnung auf vergessen geglaubte Varietäten zeichnen sich in den 13 Weinbaugebieten ab.

Geschichte

«Sweet and cheap» war das Image, mit dem deutscher Wein in den 1970ern und 1980ern zu kämpfen hatte. Dabei zählten die Rieslinge des Fin de Siècle, also von Rhein, Mosel und Saar, über Jahrhunderte zu den begehrtesten Gewächsen, insbesondere in Englands aristokratischen Kreisen, und erzielten bis Ende des 19. Jahrhunderts mitunter höhere Preise als Bordelaiser oder Burgunder Grands Crus. Einen wesentlichen Beitrag zur erneuten Qualitätssteigerung leistete der Verband deutscher Prädikatsweingüter (VDP). Nachdem das deutsche Weingesetz von 1971 den Öchslegrad (Restzuckergehalt) zum qualitativen Parameter deutscher Weine erhoben hatte, startete die 1910 gegründete Winzervereinigung eine Gegenoffensive und schuf mit strengen Kriterien und einer vierstufigen Klassifizierung auf 200 VDP-Weingütern qualitative Standards unter der Leitlinie «Weg vom Zucker, hin zum Terroir». Von den in Deutschland 9000 ökologisch bewirtschafteten Hektar sind rund 11 Prozent aus den Reihen der VDP-Weingüter.

Geografie

Deutschland gehört zu den nördlichsten weinanbauenden Ländern der Welt. Der warme Golfstrom begünstigt den Weinbau durch seinen regulierenden Einfluss. Weniger Sonnenstunden, niedrigere Durchschnittstemperaturen und höhere Niederschlagsmengen übers Jahr als in südlicheren Weinregionen zeichnen viele der 13 deutschen Anbaugebiete aus. Doch gerade diese klimatischen Grenzfälle prädestinieren sie für hochwertige und einzigartige Weine, vor allem in südlich ausgerichteten Steillagen an Flussufern.

Regionen

13 Weinbauregionen vom Bodensee bis Saale-Unstrut teilen sich 103 000 Hektar Rebfläche. Die beiden grössten sind Rheinhessen und die Pfalz. Für weltweite Aufmerksamkeit sorgen primär Rieslinge aus den Steillagen der Mosel sowie Spätburgunder aus Baden und der Pfalz. Neben nahezu lupenreinen Weissweingebieten wie an Mosel, Saar und Ruwer existieren südlich gelegenere Regionen wie Baden und Württemberg mit einer beachtlichen Rotweintradition.

Weine und Produktionsmenge

Unter den geschätzten 100 in Deutschland angebauten Rebsorten von Acolon bis Zweigelt besitzen etwa zwei Dutzend grosse Marktrelevanz. An der Spitze: Riesling und Müller-Thurgau bei den Weissen, Spätburgunder bei den Roten. 66,9 Prozent der bestockten Rebfläche von der Elbe bis zum Bodensee entfallen auf Weisswein, auf den anderen 33,1 Prozent wird Rotwein erzeugt. Deutschland produziert jährlich circa 9 Millionen Hektoliter Qualitätswein. Aktuell haben die heimischen Weine einen Marktanteil von 45 Prozent an den eingekauften Weinmengen, gefolgt von Italien (16 Prozent), Frankreich (12 Prozent) und Spanien (9 Prozent). Beim Weinumsatz in Deutschland kommen die heimischen Weine aufgrund des höheren Durchschnittspreises auf einen Marktanteil von 50 Prozent.