Weinbau in Portugal
Neue Top-Crus von alten Reben
Fotos: z.V.g.
Die Zukunft des Weinbaus in Portugal ist in gewisser Hinsicht uralt… Dies gilt zumindest für die wichtige Rolle der alten Reben, der sogenannten «Vinhas Velhas», bei der Erzeugung von prestigeträchtigen Spitzenweinen. Über 50-jährige, ja oft sogar über 100-jährige Reben gibt es in fast allen Anbaugebieten Portugals. Im Dourotal beispielsweise, wurden diese alten Weinberge oft im Mischsatz angelegt, also mit verschiedenen Sorten bepflanzt. Ohne genau zu wissen, was ihre Grossväter und Urgrossväter angepflanzt hatten, perfektionierten die Nachkommen diese Rebberge kontinuierlich. Denn immer dann, wenn Rebstöcke ersetzt werden mussten, schnitten die Winzer dafür Triebe von jenen Stöcken, welche die qualitativ besten Trauben produzierten. Darum sind manche dieser «Vinhas Velhas» heute noch in absoluter Hochform. Auch im Süden des Landes, im Alentejo, basiert die beeindruckende Qualitätsentwicklung der letzten Jahrzehnte unter anderem auf alten Rebbeständen der Sorte Alicante Bouschet. Die lange Zeit unterschätzte Sorte liefert allerbeste Qualitäten, wenn die Trauben von sehr alten Stöcken stammen, die nur noch minimale Mengen produzieren.
Viele Sorten, viele Terroirs
Portugals Winzer haben die Qual der Wahl. Während in vielen anderen Weinbauländern heute internationale Sorten wie Chardonnay, Sauvignon Blanc, Cabernet Sauvignon oder Merlot den Ton angeben, sind die portugiesischen Produzenten stets ihren alteingesessenen Sorten treu geblieben. Über 250 autochthone Rebsorten werden hier noch immer kultiviert. Einige dieser Gewächse wie Alvarinho, Arinto, Touriga Nacional oder Aragonez sind im ganzen Land bekannt, doch der Ruf der meisten Sorten beschränkt sich auf eine einzelne Region. Im Zusammenspiel mit den höchst vielfältigen Bodenverhältnissen (vom legendären Schiefer im Dourotal bis zu lehmreichen Böden im Alentejo) und den wechselnden Mikroklimen, geprägt vom kühlen Atlantik im Westen und einem eher kontinentalen Klima im östlichen Landesinnern mit grossen Temperaturschwankungen, präsentiert sich der portugiesische Weinbau als ein faszinierendes, hochkomplexes Puzzle, welches eine enorme Vielfalt an Topweinen hervorbringt. Auch bei der Vinifikation spielen traditionelle Verfahren, die aber heute auf moderne Art neu interpretiert und adaptiert werden, eine wichtige Rolle. Dazu gehört beispielsweise die Maischengärung in offenen Gärbecken (sogenannten Lagares) aus Granit oder neu auch Edelstahl, sowie die Reifung in Tonamphoren.
Meister der Assemblage
So entstehen einerseits Weine, die schon kurz nach der Abfüllung höchsten Trinkgenuss bereiten, andererseits auch überaus lagerfähige Weine. Besonders bekannt für ihr grosses Reifepotential sind beispielsweise die weissen Bical-Gewächse sowie Topweine aus der roten Sorte Baga im kühlen Anbaugebiet Bairrada. Aber auch Klassiker aus Douro, Dão oder Alentejo können sich jahre- oder gar jahrzehntelang in der Flasche weiterentwickeln. Bei der Mehrheit der portugiesischen Topweine handelt es sich um Assemblagen, also um Weine, die aus mehreren Sorten gekeltert werden. Die portugiesischen Winzer haben diese Kunst des Assemblierens permanent gefördert. So bringen sie das Kunststück fertig, Weine zu komponieren, die als Ganzes komplexer und hochwertiger sind als die Summe der einzelnen Elemente, sprich Sorten.
Weitere Infos: www.winesofportugal.info