Liquid Art

Am Westufer Sizilien reift über viele, viele Jahre eine einzigartige Spezialität in flüssiger Form: Marsala. 1833 wurde die Cantine Florio von Vincenzo Florio gegründet. In den letzten Jahren erlebt Marsala eine Renaissance und mehr als 50000 Besucher kommen jährlich nach Marsala und die Geburtsstätte dieser erstklassigen Kreszenzen zu entdecken.

Betritt man in Marsala die imposanten Keller von Florio, so taucht man ganz automatisch in den Geist des Marsala ein. Der Duft, den die rund 2800 Fässer verströmen, ist betörend. Der grösste Einfluss, dem die Weine unterliegen, ist der Einfluss des Meeres. Je nach Lage der Fässer im Keller sind sie mehr oder weniger vom Salzwasser, das sich seinen Weg durch den Tuffstein in den Keller sucht, geprägt. Die rund 170 Meter langen Keller reichen vom unmittelbaren Meeresufer bis in die kargen Böden.

Der erste Akt in der Produktion von Marsala ist die Bereitung des Grundweins. Bei Florio wird ausschliesslich Grillo verwendet, der auf sandigen, trockenen, Böden in unmittelbarer Nähe zum Meer wächst. Die Ernte erfolgt spät mit ersten Anklängen an eine Überreife, um eine gute Konzentration im Wein zu bekommen. Die Grillo-Trauben wird mit Schalen und Stielen in Zementtanks vergoren. Die und salzigen Noten verleihen ihm einen einzigartigen Charakter. Der Vino Florio ist geboren, der Ausgangsbasis für alle verschiedenen Arten von Marsala von Florio ist und auch als trockener Weisswein unfiltriert gefüllt wird.

Dann folgt der zweite Akt – die Vermählung, die Fortifizierung «Falling in Love». Je nach Art des gewünschten Marsala wird reiner Alkohol aus Trauben, Mistelle (frischer Traubensaft, dessen Fermentation mit Alkohol gestoppt wurde) und/oder gekochter Most zugesetzt.

Tommaso Maggio, der seit mehr als 28 Jahren als Kellermeister über die Fässer von Florio wacht, bezeichnet den Einfluss des Meeres auch als weiteres Terroir. Je nach Intensität der salzigen und feuchten Meeresluft benötigen die Fässer unterschiedliche Reifezeiten. In den 170 Meter langen Kellern ist auch die Position eines Fasses von grosser Bedeutung. Ist es näher am Meer, ist die Temperatur niedriger, die Feuchtigkeit höher, die Konzentration niedriger und die brackigen Noten deutlicher. Ist das Fass am anderen Ende des Kellers platziert, treten die würzigen Noten mehr in den Vordergrund, der Marsala ist konzentrierter, die Temperatur ist höher und die Feuchtigkeit etwas geringer. Auch der Angel’s Share, der Teil aus dem Fass, der über die Jahre verdunstet, ist von der Position des Fasses, seiner Grösse und des Holzes abhängig. Je höher der Anteil des Angel’s Share, desto konzentrierter und dichter ist das Endprodukt, ist der Anteil geringer, ist der Marsala fruchtiger und weicher. Bei den Topcrus kann der Angel’s Share über die Jahre hinweg bis zu 50 Prozent betragen.