Hochgelobter Senkrechtstarter • Unique Wineries of the World – Österreich
Weingut Josef & Philipp Bründlmayer, Kremstal
Fotos: z.V.g.
Ein Winzer-Name kann gelegentlich auch eine Hypothek sein. Wenn man so heisst wie der international berühmte Winzer aus Langenlois und nur einen anderen Vornamen als Willi hat, dann gibt es bei Weinfreunden neben Neugierde auf die Weine des Namensvetters eine gewisse Erwartungshaltung. «Ich stehe schon für viele Leute auf dem Prüfstand», meint Philipp Bründlmayer. «Deshalb habe ich auch den Ehrgeiz, besondere Weine zu erzeugen.»
Und das macht der 32-Jährige in der Tat. Er gilt in Österreich als einer der Senkrechtstarter der letzten Jahre, wird in den Medien hochgelobt und im ambitionierten Weinhandel wie Wein & Co. in den Fokus gerückt. Dabei ist sein Heimatdorf Grunddorf (ein Teil der Gemeinde Grafenegg im Kamptal) nicht mal ein richtiger Weinort. Denn die Rebflächen befinden sich fast alle im benachbarten Kremstal auf terrassierten Fluren. Es sind überwiegend alte Reben, auf die schon Vater Josef beim beginnenden Wachstum des Betriebes vor rund 30 Jahren achtete.
«Viele alte Reben schenken uns grosse Weine.»
Philipp Bründlmayer
Der Senior (Jahrgang 1955) übernahm einst einen landwirtschaftlichen Mischbetrieb mit Ackerbau, Viehzucht und etwas Trauben, die an eine Genossenschaft verkauft wurden. «Ich hatte keine Pumpe, keine Presse und keine Erfahrung», erinnert sich Josef an seine Anfänge als selbstständiger Winzer. Aber er kam langsam, aber stetig voran und machte zuhause seinem aufgeweckten Sohn allmählich den Weinbau schmackhaft, nicht zuletzt durch einen Landessieger-Wein im Jahr 2013. «Da habe ich als Jungspund erkannt, was wir für ein Potenzial haben», erinnert sich Philipp. Er belegte Kurse, las jede Menge Fachbücher, probierte sich durch die Weinwelt, betrieb zuhause das Prinzip «Learning by doing» und bekam schliesslich 2015 vom Vater die Verantwortung übertragen.
«Ich habe meine Eltern erstmal schockiert, als ich gleich neue grafische Konzepte vorlegte, unseren Markenauftritt und auch den Stil der Weine in die total ungeschminkte Richtung änderte», lacht der junge Bründlmayer im Rückblick. Er konnte bald demonstrieren, dass seine Rieden in hundert verschiedenen Weingärten wohl zu den besten im Kremstal gehören, wenn man sie optimal behandelt und ihre Erträge hegt, pflegt und nicht strapaziert. Sie werden per Hand nachhaltig bewirtschaftet und erst nach mehrmaliger Selektion geerntet. Ausgebaut werden die Weine entweder im Stahl (die Guts- und Ortsweine) oder im Holzfass (die Riedenweine). Langes Lager auf der Feinhefe ist Standard.
Das Ergebnis sind durchgängig herrlich schnörkellose, mutig herbe, ungeschminkte Weine, mit denen er auch bereits im Export erfolgreich ist (50 Prozent Anteil). Eine Sorte, gewachsen auf dem idealen Untergrund Löss, dominiert klar: Grüner Veltliner mit Finesse und viel Stabilität (der 2017er lässt ein Riesenpotenzial erkennen). Seine Nachbarn sind in den breiten Bründlmayer-Fluren weitere klassische Sorten, nämlich Riesling, Weissburgunder und der oft unterschätzte Neuburger, dem Philipp viel Raffinesse entlockt. «Die Sorte ist schon fast ein Steckenpferd von mir», verrät der Winzer. Als farbige Ergänzung bereichern noch Rosé und Zweigelt, ausgebaut im Stahl, das Sortiment.
Unsere Selektion
Grüner Veltliner Moosburgerin Kremstal 2021
Kräuter und ein feines Pfefferl im Aroma; klassischer, typischer Veltliner mit sanftem Druck im Geschmack; feinmaschig, mineralische Elemente, sehr ausgewogen und zugleich raffiniert, stattliche Ausdauer im Abgang, lang lagerfähig.
Neuburger Reserve 2021
Klasse-Wein aus einer vielfach unterschätzten Sorte, die aber mit viel Winzer-Aufmerksamkeit besondere Weine liefern kann. Nüsse und Mandeln im Aroma; ungewöhnlich temperamentvoll im Geschmack; anhaltende Würze, cremige Note.
Grüner Veltliner Lössterrassen 2022
Schon gut entwickelter Wein aus einem grossartigen Jahrgang in Österreich; animierendes Pfefferl im Duft – Grüner Veltliner pur! Feine anhaltende Würze auf der Zunge, straff, vielschichtig, raffinierte Elemente.