Unique wineries of the World - Felix Austria!
Weingut Gross
Text: Rudolf Knoll
Schon die einfacheren Qualitäten machen sehr viel Spass
Umfangreiche, viel besuchte Präsentation der Steirischen Terroir & Klassik-Weingüter (STK) in Gamlitz. Gestartet wurde bei einem Weingut, das schon vom Namen her verheissungsvoll ist: Wer Gross heisst, sollte auch in der Lage sein, ebensolche Weine zu machen. Nach einer Stunde und mehr als 20 Gewächsen von der Basis-Linie mit Welschriesling und Sämling (Scheurebe) über Ortsweine wie Morillon, Sauvignon Blanc bis hin zu diversen Rieden-Weinen vom Morillon, Weissburgunder, Grauburgunder und Gewürztraminer sowie der beiden Aushängeschilder des Betriebes, Muskateller und Sauvignon Blanc durfte sich Senior Alois Gross über die Feststellung freuen: «Einfach grandios, von Anfang bis zum Ende, auch eure scheinbar einfacheren Qualitäten machen schon viel Spass.»
«Meine Söhne sind megacool bei der Arbeit. Wir haben ein ganz tolles Zusammenspiel und ergänzen uns glänzend.»
Alois Gross
Bemerkenswert war die Konsequenz, wie in diesem Weingut das neue dreistufige System mit Gebietsweinen, Ortsweinen und Lagenweinen zelebriert wird. Man merkte exakt, was zur schon bemerkenswerten Basis gehörte, was als Aushängeschild des kleinen Ortes Ratsch passte und schliesslich, was im Zusammenhang mit einer Rieden-Bezeichnung wie Nussberg, Perz, Herrenberg und Sulz die Spitzenklasse des Hauses verkörperte. «Dieses System ist für uns von elementarer Bedeutung. Vor allem die Lagenweine sind die Essenz eines Fleckchens Erde. Sie haben durch ihre Herkunft einen sehr eigenständigen Charakter und sind besonders lagerfähig», macht Michael Gross deutlich. Der 31-Jährige ist einer der beiden Söhne von Senior Alois Gross, 57, der vor knapp 40 Jahren als gerade 18-Jähriger mit dem Weingut durchstartete. Er übergab die Verantwortung frühzeitig schon vor über zehn Jahren sukzessive an Michael (Absolvent der Vinohak in Krems und von 2006 bis 2010 Student an der Uni für Bodenkultur in Wien) und den heute 33-jährigen Johannes (der Klosterneuburg-Absolvent praktizierte beim deutschen Topwinzer Gunter Künstler im Rheingau und holte sich bei Weinweltreisen viele Anregungen). Heute wie früher gehören zu den Rezepturen im Hause Gross Ertragsbegrenzungen im Weinberg, schonender Ausbau im Keller und das Spiel auf Zeit. So waren per Ende Mai 2018 noch nicht alle Weine des Jahrgangs 2015 in der Flasche. Die wichtigsten Sorten sind der Sauvignon Blanc mit einer enormen geschmacklichen Bandbreite und der mit würzigen Aromen und viel Strahlkraft aufwartende Muskateller, der auch Voreingenommene von dem Potenzial dieser Sorte überzeugt.
Nebenbei, aber mit viel Engagement bewirtschaften die Brüder seit rund zehn Jahren noch im benachbarten Slowenien, 60 km südlich von der Grenze, auf den Fluren des Weinortes Gorca 18 Hektar steile Terrassenweingärten. Hier trumpft man mit Furmint und Welschriesling auf. Etwas trägt noch zur Harmonie im Hause Gross bei: Die Frauen der jungen Winzer (Martina/Johannes und Maria/Michael) sind Schwestern, die sich bestens vertragen und gern Weine präsentieren.
Unsere Spitzenweine
2017 Sauvignon Blanc Jakobi Gebietswein
Ein alter Bauernkalender, ursprünglich hergestellt für Analphabeten, ziert das Etikett dieses südsteirischen Weines ohne nähere Orts- oder Riedenangabe. Namensgeber ist der Jakobitag, 25. Juli, in Ratsch ein Festtag, verbunden mit dem Aufstellen der Klapotetze, die Vögel von Trauben fernhalten sollen. Der klare, feinwürzige Sauvignon ist ein guter Feierwein.
2017 Gamlitzer Muskateller Ortswein
Die Sorte ist neben dem Sauvignon Blanc die wichtigste Rebe im Weingut. Sie ist eine Spezialität der Region und kann am richtigen Standort mit gründlicher Pflege auch ein sehr gutes Reifepotenzial entwickeln. Der Wein ist verspielt, hat Finesse und ist im Aroma mit seiner Muskatnote eher zurückhaltend. Ein «Überdrüber» ist der Wein aus der Riede Perz.
2016 Sauvignon Blanc Ried Nussberg Grosse STK Lage
Der Nussberg zählt zu den bedeutendsten Rieden der Steiermark; er ist schon seit dem 15. Jahrhundert bekannt. Seit 1986 befindet sich die Flur im Alleinbesitz der Familie. Der Wein ist ungemein dicht und würzig, mit langem Abgang. Eine Besonderheit in der gleichen Flur ist ein Areal mit terrassierten Flächen für den Gewürztraminer.