Unique Wineries of the World – Deutschland
Weingut Loersch
Text: Rudi Knoll, Fotos: z.V.g.
Bedeutende Weine von wurzelechten Reben
Es war ein Paukenschlag bei der Vorrunden-Verkostung zum Wettbewerb Riesling-Champion 2020. 13 Weine hatte der Moselaner Alexander Loersch aufgeboten. Elf kamen mit vielversprechenden Bewertungen ins Finale. Und hier lag er am Ende in der Gesamtwertung auf Basis von vier Weinen auf Rang drei mitten unter renommierten Top-Weingütern. Eine Überraschung war das aber letztlich nicht. Denn schon einige Jahre zuvor hatte der jugendlich anmutende 43-Jährige Qualitätsakzente gesetzt und auf sich aufmerksam gemacht.
«Ich will mit penibler Arbeit im Weinberg und Keller Superqualität von trocken bis edelsüss erzeugen.»
Alexander Loersch
Dabei wollte er in der Jugend nicht Winzer werden, sondern lernte zunächst Schreiner. Aber dann bekam Vater Ernst-Albrecht, 76, doch einen tüchtigen Mitarbeiter, der bei den Vereinigten Hospitien in Trier und der Staatsdomäne Marienthal an der Ahr gelernt und die Ausbildung zum Weinbautechniker in Bad Kreuznach absolviert hatte. Im Jahr 2000 machte Alexander Loersch seinen ersten Wein. 2002 übernahm er die Verantwortung im Keller. Damals hatte das Weingut gerade 2,7 Hektar unter Reben. Vielleicht spornte ihn die lange Tradition des Weinbaus in der Familie (Vorfahren unter dem Namen Eifel sind im Nachbarort Trittenheim schon zu Zeiten des Dreissigjährigen Krieges registriert) besonders an? Aber er erkannte auch, dass in dieser Region durch die Qualität der Steillagen mit teilweise wurzelechten Reben Besonderes möglich war. Und er nutzte die Chance, den Betrieb durch geschickten Zukauf zu vergrössern, weil an der Mosel regelmässig Senioren ihre Betriebe aufgeben. Mit jetzt acht Hektar hat er für sich den Idealzustand erreicht.
«Ich will nicht mehr wachsen, aber leidenschaftlich gern Superqualität erzeugen», erzählt er. Das geschieht mit sehr penibler Arbeit in den Weinbergen, in denen bis zu hundert Jahre alte Reben wachsen und naturnah bewirtschaftet werden. Angestrebt werden niedrige Erträge. Geerntet wird selektiv mit der Hand. Die Trauben werden in kleinen Kisten in den Keller hoch über der Ortschaft Leiwen transportiert. Danach passiert nicht mehr viel: schonende Kelterung, Spontanvergärung, Absitzenlassen des Saftes, dann geduldiger Ausbau in Edelstahl oder – bei den Top-Qualitäten – im Holz. Wichtig ist ihm, dass die Weine einen eigenen individuellen Charakter erkennen lassen. Der ist in allen Geschmacksrichtungen spürbar, sowohl bei trocken und feinherb als auch bei fruchtig und edelsüss. Hier kann Loersch reifere, enorm konzentrierte Beeren- und Trockenbeerenauslesen vorweisen. Bei den trockenen Weinen sind einige dabei, die er als GG (Grosses Gewächs) ausweist und die diese Deklaration locker rechtfertigen.
Empfehlenswert ist es, die Loersch-Kollektion vor Ort zu verkosten und sich hier etwas Zeit zu nehmen. Dann kann man auch die förmlich einmalige Lage des Weingutes hoch über der Mosel mit dem atemberaubenden Blick ins Tal geniessen, sich bei der Probe von Alexander erklären lassen, wo seine Reben wachsen, später in einem der komfortablen Gästezimmer entspannt träumen und sich nach dem Frühstück ein Glas 2014er Sekt Brut Nature gönnen…
Drei Spitzenweine
2019 Dhroner Hofberg Riesling Kabinett feinherb
Herrlich verspieltes Leichtgewicht von 80 Jahre alten Reben aus extremer Steillage. Schiefer im Boden sorgt für Mineralik im Aroma, brillante Säure, delikate Frucht und ein erstaunlicher Extrakt. Mit Apotheke Felsterrassen Spätlese unter den Top-Ten feinherb im VINUM-Weinguide.
2019 Trittenheimer Apotheke Riesling Spätlese Alte Reben
Eine klassische Spätlese wie aus dem Bilderbuch; enorm saftig, tolle Balance zwischen pikanter Frucht und vibrierender Säure, feiner, anhaltender Schmelz, im Abgang viel Ausdauer. Belegte Platz zwei beim Wettbewerb Riesling-Champion 2020.
2017 Trittenheimer Apotheke Riesling trocken Jungheld
Ein Aushängeschild des Hauses, 2015 erstmals kreiert zur Geburt von Sohn Luis-Alexander, von wurzelechten Reben aus der Flur Jungheld, liegt lang in Akazienholz (Jahrgang 2019 kommt 2022 auf den Markt). Komplex, feinnervig, ausdrucksstark, stattliche Länge, viel Potenzial.