Weingut Pieroth, Burg Layen

Die Familie Pieroth ist seit Generationen an der Nahe ansässig: Bereits 1675 liessen sich die ersten Vorfahren dort nieder. Anfang des 20. Jahrhunderts begann die Familie mit dem Weinhandel. Zusätzlich eta­blierte sie eine Kellerei, die Wein aus der ganzen Welt abfüllt und internationale Märkte bedient.

Weniger bekannt ist das Weingut Pieroth, dessen Weine exklusiv über die Handelsunternehmen der Gruppe vertrieben werden. Dabei besteht es auch schon seit 1675 und wurde ab 2018 grundlegend umstrukturiert und auf eigene Füsse gestellt. Wo früher einfache Regionalweine produziert wurden, stellt die Familie Pieroth heute erstklassige Orts- und Lagenweine her. Stolz ist man hier ausserdem auf seine Riesling- und Pinot-Sekte.

«Die Herausforderung an der Nahe ist zweifellos die Bodenvielfalt.»

Oliver Dries

Für den Keller und die Weinberge ist Betriebsleiter Oliver Dries verantwortlich. Der gebürtige Rheingauer war davor am Kaiserstuhl und in seiner Heimatregion tätig, unter anderem als Kellermeister der Domäne Assmannshausen von Kloster Eberbach. «Die Herausforderung an der Nahe ist zweifellos die Bodenvielfalt», erklärt er. Während seine Heimat, der Rheingau, überwiegend von Schiefer und Lösslehm geprägt ist, findet man an der Nahe an die 180 Bodenformationen – allein fünf davon prägen vornehmlich die Lagen von Pieroth. Hier muss mitunter experimentiert werden, welche Rebsorte zu welchem Weinberg am besten passt.

Gleichzeitig kann Dries aber auch auf viele Weinberge mit alten Reben zurückgreifen – die ältesten Anlagen sind fast 50 Jahre alt. Im Weinberg legt er Wert darauf, seine Reben mit Feingefühl zu behandeln: Sie werden sorgfältig beschnitten und die Trauben der Qualitätsweine von Hand gelesen. Geschäftsführer des Weinguts ist Dirk Friesenhahn, der bereits seit 20 Jahren in der Pieroth-Gruppe arbeitet, unter anderem als Geschäftsführer der Grosskellerei. Er ist ein neugieriger Entdecker und Qualitätsfanatiker mit guten Kontakten zu Weinmachern aus aller Welt.

Ausserdem hat er einen weiteren Mitarbeiter für den Keller gewonnen: Sein Neffe Lennart Friesenhahn ist seit Abschluss seines Weinbaustudiums an der Hochschule Geisenheim ebenfalls Kellermeister im Weingut Pieroth. Als junger Kreativkopf bringt er neue Denkanstösse in das Weingut. Und das darf er auch, denn Pieroth versteht sich als internationales, innovatives Unternehmen.

Ein Kleinod innerhalb des Weingutes ist der Raritätenkeller. Hier lagern nicht nur die besten eigenen Weine vergangener Jahrzehnte, sondern auch bedeutende Gewächse namhafter Weingüter aus aller Welt. Die Jahrgänge reichen teilweise bis ins 18. und 19. Jahrhundert zurück. «Für uns die perfekte Inspirationsquelle», erklärt Dirk Friesenhahn. Das aktuelle Projekt, angelehnt an den internationalen Trend, ist ein Orange Wine – ein maischevergorener Weisswein, der durch seine Ausbauart eine hellorange Färbung erhält. Dieser wird bei Pieroth in jedem Jahrgang aus einer anderen Rebsorten-Cuvée hergestellt, der aktuelle 2023er besteht überwiegend aus Chardonnay.

Da er im Gegensatz zu anderen Orange ­Wines weniger ungehobelt, sondern im Gegenteil sehr zugänglich ist, nennt Dirk Friesenhahn ihn einen «demokratischen Wein» – einen Wein, auf den sich viele Weintrinker einigen können.