Weingärtner Cleebronn-Güglingen

Die umfangreiche Verkostung vor 13 Jahren in der damals noch unbekannten Weingärtnergenossenschaft in Cleebronn blieb in bester Erinnerung. Alles machte Spass, entlockte zahlreiche Komplimente, von den preisgünstigen Basisweinen bis hin zu den Weinen mit gehobenen Qualitäten. Das Fazit hinterher: «Einfach bemerkenswert, da ist etwas im Kommen.» Die Chefs Thomas Beyl (Vorstand) und Axel Gerst (Geschäftsführer) erzählten von einer radikalen Zäsur. Und sie konnten, auch durch den ambitionierten damaligen Kellermeister Andreas Reichert, die Mitglieder entsprechend motivieren. Die Folge: Schon wenige Jahre später, im «Gault & Millau» 2012, war die Genossenschaft Cleebronn-Güglingen die «Entdeckung des Jahres».

«Wir sind stolz auf ­unsere hoch motivierten Mitglieder, die alle an einem Strang ziehen.»

Vorstand Thomas Beyl

Das damalige Urteil «Grosses Trinkvergnügen für kleines Geld und Rotweine, die zur Gebietsspitze gehören», hat Bestand – wobei die Weingärtner Cleebronn-Güglingen jedes Jahr noch einen Zahn in Sachen Qualität zulegten. Deshalb notiert der VINUM-Wineguide seit sechs Jahren, dass dieser Betrieb trotz eines umfangreichen Sortiments «die derzeit wahrscheinlich beste Genossenschaft in Deutschland ist». Wäre sie ein Weingut, wäre sie höchstwahrscheinlich ein Kandidat für eine Mitgliedschaft im VDP.

Doch wo liegt eigentlich dieses Cleebronn? Ganz einfach: im Süden von Heilbronn, im Zabergäu. Die Gemeinde hat 3200 Einwohner, nur halb so viele wie die benachbarte, mit ihren Flächen in die Genossenschaft integrierte Stadt Güglingen. Die Mitglieder ziehen an einem Strang, egal ob sie im Vollerwerb (60 Prozent der Fläche) oder im Nebenerwerb arbeiten. In beiden Fällen werden sie gefordert durch gezielte Qualitätsmassnahmen im Weinberg, die aber durch gute Auszahlungspreise honoriert werden. In den Flächen für die Premiumweine wie «Emotion» werden die Trauben in Handkisten schonend transportiert und danach im Keller auf einem Sortiertisch auf ihre Eignung für Topweine überprüft. Anschliessend werden sie ohne Zeitdruck extrem schonend weiterverarbeitet. Ein Ansprechpartner der Winzer ist Vorstand Thomas Beyl, der zudem selbst einen Teil der Spitzenlagen bewirtschaftet und im engen Kontakt mit den Mitgliedern steht.

Er stand mit Geschäftsführer Axel Gerst vor etwa einem Jahr vor einer Entscheidung mit einiger Tragweite, weil der langjährige Weinmacher Reichert ausschied. Aber man wurde in Sachen Nachfolge schnell fündig mit Max Kusic, der familiäre Wurzeln in Kroatien hat, wo ein Onkel den Knaben für Weinbau interessieren konnte. In Deutschland absolvierte der wissbegierige junge Mann (Jahrgang 1996) wichtige Stationen mit einer Lehre bei Bernhard Ellwanger im Remstal, einer Küfermeister-Ausbildung in Weinsberg und dann dem Studium für Weinbau und Önologie in Geisenheim, das verbunden werden konnte mit einem Praktikum im renommierten Weingut Schug in Kalifornien («für mich wie ein Sechser im Lotto»).

Die grosse Zentralgenossenschaft in Möglingen war die nächste Station, ehe er sich mutig in Cleebronn bewarb und im Februar 2022 seine Stelle als Erster Kellermeister antrat. Fazit nach einem Jahr von Axel Gerst: «Der Jahrgang 2022 ist erstklassig geraten, mit kleinen, feinen Veränderungen bei den Rotweinen. Wir sind glücklich mit Max.