Unique wineries of the World
Sekthaus Raumland
Text: Rudi Knoll, Fotos: © Oliver Rüther, Free Vector Maps.com
In seinem Sekt steckt Leidenschaft
Fachhändler, Magazine und sonstige Medien übertreffen sich seit Jahren gegenseitig mit ihren Komplimenten für einen deutschen Sekterzeuger aus dem rheinhessischen Flörsheim-Dalsheim. «Weltklasse» wird Volker Raumland bescheinigt, ebenso, dass er für eine «deutsche Sekt-Renaissance» gesorgt hat. Oft werden seine Produkte mit bestem Champagner verglichen. Er verwendet für die Grundweine auch die klassischen Rebsorten der Champagne, nämlich Pinot Noir, Chardonnay, Pinot Meunier sowie als Ergänzung Weissburgunder und Riesling, erntet alles per Hand, praktiziert die traditionelle Methode der Vergärung in der Flasche, lässt seinen Sekten oft extrem lang Zeit für die Reifung (bis zu zehn Jahre auf der Hefe), verzichtet in der Regel auf Dosage und arbeitet mit zwei Zutaten, die in diesem Metier nicht unbedingt selbstverständlich sind: Liebe zum und Leidenschaft fürs Produkt. Das beginnt bei dem Mann vom Jahrgang 1955 schon im Weinberg. Er weiss exakt, wie das Traubenmaterial beschaffen sein muss, um exzellenten Sekt zu erzeugen. Davon profitieren nicht nur seine Kunden, sondern auch Kollegen, für die er tätig wird und für die er früher noch mehr tätig war. Der gebürtige Pfälzer wuchs als zweiter Sohn in einem kleinen Weingut auf. Die Eltern rieten ihm, er solle «etwas Gescheites lernen».
Also wurde er Industriekaufmann, hatte aber bald genug von der trockenen Materie, machte 1979 ein Praktikum zuhause und begann dann ein Studium in Geisenheim. In einer Zeit, in der in Deutschland billige Markensekte die Regale überschwemmten, widmete man sich auf der Uni schon dem Winzersekt. Es gab einen Wettbewerb unter Studenten. Volker Raumland konnte nur Müller-Thurgau vom elterlichen Betrieb für die Versektung aufbieten. Damit gewann er sensationell – und war für sein weiteres Leben infiziert.
«Die Qualität von Sekt entscheidet sich schon im Weinberg.»
Volker Raumland
Zunächst gründete er eine mobile Sektkellerei und ermöglichte Winzern die Versektung ihrer Grundweine. Durch die vielen Vergleiche entwickelte er das Gespür für die Eignung der Weine zur Sekt-Metamorphose. Nächste Stufe war eine erfolgreiche Lohnversektung. In geringen Mengen machte er nebenbei für sich selbst Sekt aus zugekauftem Wein. Dann konnte er Weinberge erwerben. Und als seine Eltern ihre sechs Hektar übergaben, startete er mit seiner Frau Heide-Rose aus dem württembergischen Weingut Wöhrwag (1989 war Hochzeit) durch. 1990 fand man einen festen Standort in Flörsheim-Dalsheim, dem zuletzt noch ein grösserer Betriebsteil angegliedert werden konnte.
Die Versektung für andere hat er deutlich reduziert, aber nicht ganz aufgegeben. In seinen Kellern liegen aktuell rund
800 000 Flaschen auf der Hefe. Regelmässig im Verkauf sind die «Frauen-Sekte» für Gattin Heide-Rose (MonRose) und die beiden Töchter (Cuvée Marie-Luise Brut, Cuvée Katharina Brut Nature), die zugesichert haben, in den Betrieb einzusteigen. Die langfristige Zukunft des Sekthauses Raumland ist damit gesichert!
Unsere Spitzenweine
2013er Cuvée Katharina Brut Nature
Überwiegend Pinot Noir und Pinot Meunier stehen Pate für den nach einer der beiden Töchter benannten Sekt, der schon im Aroma mit einem Hauch Brioche an Champagner denken lässt. Auf der Zunge fordernd, feinmaschig, delikate Herbe. Super im Preis (weniger als 20 Euro).
2010er X. Triumvirat Grande Cuvée Brut
Dieser Wein ist fast schon eine Legende, Gewinner zahlreicher Wettbewerbe. Pinot Noir, Pinot Meunier sowie Chardonnay finden sich zu einem nach Brioche duftenden, enorm druckvollen, vielschichtigen, jugendlichen Sekt der Sonderklasse zusammen. Hat wie alle Sekte ein Degorgier-Datum auf der Flasche.
2008er Vintage Blanc de Blancs Extra Brut
Nur grandiose Jahrgänge kommen für einen Vintage in Frage. Eine Besonderheit ist dabei dieser sortenreine Weissburgunder, der fein nach Kräutern duftet, enorm vielschichtig und ausdauernd ist und mit herrlich verspielter Leichtigkeit (nur 11 Vol.-% Alkohol) auftrumpft.