Tradition und Biodynamie
Château Maucoil, Orange, Frankreich
Text: Nicole Harreisser; Foto: z.V.g., François Moura
Die Weine der Region Châteauneuf-du-Pape lassen die Herzen der Weingeniesser höherschlagen. Château Maucoil gehört zu den ersten Adressen der Region. 2022 hat Bernard Duseigneur das Weingut übernommen, um diese Erfolgsgeschichte fortzuschreiben.
Das Rhônetal mit seinen zahlreichen Appellationen gilt als das älteste Weinbaugebiet Frankreichs. Bereits die Römer betrieben in der Region Weinbau und legten damit den Grundstein für heutige Traditionen. Auch die Anfänge von Maucoil gehen bis auf diese Zeit zurück, denn die natürliche Quelle und die Nähe zur damals wichtigen Handelsstrasse Via Agrippa machten es zu einem attraktiven Standort. Jahrhunderte später erbaute Joseph de La Pise, der Seigneur de Maucoil, Archivar der Familie von Oranien Nassau, der königlichen Familie der Niederlande, 1624 das Anwesen mit Zustimmung von Prinz Maurice d'Orange-Naussau und wurde Namensgeber. Eine Gedenktafel erinnert an diesen illustren Vorfahren. Der Weinanbau wurde fortan untrennbar mit der Geschichte des Château Maucoil verbunden. Im 17. Jahrhundert folgten mehrere Weinbauernfamilien und führten den Weinbau fort. Maucoil gilt als eines der ältesten Weingüter der Region. Die ältesten heute noch im Ertrag stehenden Reben des Weinguts wurden im Jahr 1895 kurz nach der Reblausplage gepflanzt.
Weinbau heute
Die Rebberge des Gutes umfassen die Gemeinden Châteauneuf-du-Pape, Orange und Sorgues im Department Vaucluse. Insgesamt werden 43 Hektar Rebfläche bewirtschaftet: 25 Hektar in der Appellation Châteauneuf-du- Pape und 18 Hektar in Côtes-du-Rhône-Villages. Als eines der wenigen Weingüter umfasst der Rebsortenspiegel für die Châteauneuf-du-Pape AOC alle 13 zugelassenen Rebsorten: Grenache, Syrah, Mourvèdre, Picpoul, Roussanne, Clairette, Bourboulenc, Muscardin, Picardan, Counoise, Cinsault, Terret Noir und Vaccarèse. Den grössten Anteil hat Grenache mit rund 70 Prozent, gefolgt von Syrah und Mourvèdre. Die Böden sind von drei unterschiedlichen Terroirtypen geprägt. Rote Lehmunterlage, die die Rebstöcke tief wurzeln lässt, harter Kalkstein mit Lehmuntergrund und sandige Hangböden im Osten. Typisch für Châteauneuf-du-Pape sind die Rollkiesel (galets roulés), die die roten Lehmböden durchziehen. Diese Bodenvielfalt findet sich in den Weinen wieder, man «spielt» mit deren Typizitäten in der bewussten Kombination oder stellt diese in einem einzelnen Wein heraus. Die Bearbeitung der Rebflächen erfolgt nach biologischen Richtlinien, seit 2014 ist das Weingut biozertifiziert.
«Ich dachte, ich könnte meinem Schicksal entkommen, aber ich habe versagt!»
Bernard Duseigneur hat das Weingut 2022 mit der Vision übernommen, die Region mit ihren einzigartigen Weinen noch bekannter zu machen. Er stammt aus einer Winzerfamilie mit eigenem Weingut, der Domaine Duseigneur. Den Weg zum Wein fand er erst nach seiner Karriere in London. «Ich dachte, ich könnte meinem Schicksal entkommen, aber ich habe versagt!», meint er schmunzelnd. Für ihn ist es eine Stärke, durch Auslandserfahrungen vor der Rückkehr ins eigene Weingut den Horizont zu erweitern und den Geist zu öffnen.
Es ist auch von Vorteil, in einem anderen Land gelebt und gearbeitet zu haben, vor allem für den Export der Weine und die Zusammenarbeit mit ausländischer Kundschaft. Er verkörpert die fünfte Generation der Winzerfamilie und hat mit der Übernahme von Maucoil ein weiteres prestigeträchtiges Weingut im Châteauneuf- du-Pape erworben. Sein Ziel ist es, seine Weine und die Region Châteauneuf-du-Pape voranzubringen und einem noch grösseren Publikum zugänglich zu machen. Er möchte Maucoil zu neuem Glanz verhelfen und zu einem Erlebnisort für Weinliebhaber machen. Das Schloss aus dem frühen 17. Jahrhundert muss renoviert und der Weinkeller modernisiert werden. Weintourismus ist für ihn unerlässlich, so ist ein eigenes Restaurant und Hotel mit 30 Zimmern geplant. Daneben soll es einen Entdeckungsparcours zur Biodynamie und Biodiversität geben.
Auch dem Thema Foodpairing wird ein Bereich gewidmet sein. Dieses ehrgeizige Projekt der Gastfreundschaft soll in den Jahren 2025 und 2026 umgesetzt werden. «Eine weitere Investition in die Zukunft, denn die Kunden sollen unsere Weine und unsere Speisen vor Ort kennenlernen können.» Eines greift ins andere, Mensch und Natur werden verbunden und ein ganzheitliches Erlebnis wird geschaffen. Es ist unumgänglich, nach vorne zu schauen und zu gehen, genauso wie man nicht Winzer wird, in dem man liest, sondern mit beiden Beinen im Rebberg und im Keller steht, Tag für Tag, Jahr für Jahr. Man wird nicht als Winzer geboren, man wird es.
Bernard Duseigneur zählt zu den Pionieren des biodynamischen Weinbaus. «In der täglichen Art und Weise, wie wir im Weinberg arbeiten, nehmen wir Einfluss auf die Natur.» Seit 2014 ist Maucoil bereits biozertifiziert, er wird in naher Zukunft das Château auf Biodynamie umstellen. Dabei profitiert er von den Erfahrungen in seinem eigenen Familienweingut, der Domaine Duseigneur. Die Intervention im Weinberg ist minimal. Es wird mit natürlichen Düngemitteln wie Schafs- und Pferdemist gearbeitet, auch Dünger aus Meeresalgen kommen zum Einsatz.
Bei der Ernte werden die kühleren Morgenstunden genutzt, um die Trauben schonend in den Keller zu bringen und ihre Frische zu erhalten. Die Lese erfolgt ausschliesslich per Hand und in kleinen 15-Kilogramm-Boxen. Je nach Rebsorte werden die Trauben am Tisch nochmals sortiert, um nur die allerbesten zu verwenden. Bei der Weinbereitung wird das selektionierte Lesegut teils gemeinsam, teils getrennt vinifiziert. Auch bei den Weinen selbst wird Bernard neue Wege gehen. Er setzt zukünftig den Fokus auf Single Variety Wines, ein neuer Weg im traditionellen Châteauneuf-du-Pape, das vor allem für seine Assemblagen bekannt und berühmt ist. «Die Vielfalt unserer Böden bietet die perfekte Ausgangslage, um für jede einzelne Rebsorte den perfekten Standort zu wählen. Ihre Besonderheit in Verbindung mit dem ausgezeichneten Standort möchte ich auch in meinen Weinen abbilden.»
Für die Zukunft
Mit dem Erwerb von Château Maucoil hat Bernard Duseigneur auch einen wichtigen Schritt in Richtung Zukunft getan. Die Rebflächen des Gutes befinden sich im nordwestlichen Teil von Châteauneuf auf frischeren, und darum heute sehr gefragten Böden, auf Kieselsteinen, aber auch auf Sand und Kalkstein. Das ist in Zeiten des Klimawandels ein wichtiger Vorteil für die kommenden Jahre.
Weine im Clubpaket
Châteauneuf-du-Pape Privilège 2017
2023 bis 2030
Kompakt mit viel dunkler Würze, schwarzen Beeren, auch eingelegte Kirsche, schwarze Olive und Garriguekraut. Unbedingt Luft geben! Viel saftige rote und schwarze Frucht, Gewürznoten. Elegant und mit feingewobenen Tanninen. Noch jugendlich wirkend, hat grosses Potenzial.
Mariage: zu festlichen Gerichten mit Fleisch
Côtes-du-Rhône-Villages 1895 Rouge 2021
2023 bis 2030
Dicht gewoben, mit roter Frucht, auch schwarze Oliventapanade und Bitterschokolade. Seidig und elegant am Gaumen, saftige Sauerkirsche und delikate Herbe, noch jugendliche Tanninstruktur. Frisch und zupackend. Lang ausklingend. Öffnet sich im Glas.
Mariage: Schmorgerichte mit Püree
Côtes-du-Rhône-Villages Blanc 2021
2023 bis 2028
Intensives, duftiges Bouquet mit dezenter Exotik, auch etwas Heublumen und feine Würze. Cremiges Mundgefühl mit feiner Limettennote. Frisch und mit mineralischem Touch bis hinein in den langen Abgang.
Mariage: hervorragend zu Hühnchen «Suprême», Fischeintopf und cremigem Kuhmilchkäse