Die Region Rioja zählt zu den traditionellsten Weinregionen der Welt. Hier finden sich herausragende Klassiker, die seit Jahrzehnten die Weinliebhaber in aller Welt begeistern. Bodegas Martínez Lacuesta ist eines der renommiertesten Weingüter.
Was des einen Leid, ist des anderen Freud. Begonnen hat der Siegeszug der Weine aus der Rioja, als es im Bordeaux um die Weine sehr schlecht bestellt war, denn die Reblausplage hatte nahezu alle Rebflächen zerstört. Die Bordelaiser Winzer machten sich auf, um in anderen, reblausfreien Regionen, «Ersatz» zu finden. Neben besten Lagen war auch eine gute Anbindung der Region an ein Verkehrsnetz entscheidend, um die Weine schnell und problemlos von A nach B befördern zu können. Fündig wurden sie in Haro, das zweite Zentrum für Wein zur damaligen Zeit in Spanien neben Jerez. Diese beiden Städte verfügten damals bereits über eine elektrische Strassenbeleuchtung und Bahnhöfe, die an ein breites Schienennetz angeschlossen waren.
Vom Händler zum Produzenten
Vor diesem Hintergrund gründeten der kaufmännisch versierte Eloy Martínez zusammen mit seinem von grossem Pioniergeist erfüllten Sohn Félix die Bodegas Martínez Lacuesta 1895 in Haro. Zeit seines leider nur recht kurzen Lebens war Félix erfüllt davon, die Qualität der Rioja-Weine voranzutreiben und die Weine in der Welt zu positionieren. Nur wenige Jahre nach der Gründung eröffneten sie auch eine Filiale in Madrid, um dem Expansionsgedanken Rechnung zu tragen.
Ursprünglich gehörte die Familie Martínez zu den Weinhändlern. Sie verfügte über keinerlei eigene Rebflächen und begann mit der Reifung und Lagerung der Weine, der sie grösste Aufmerksamkeit schenkte und es bis heute tut. Entscheidend für einen grossen Wein war für Félix von Beginn an, ihm Zeit zur Entwicklung und Reifung zu geben. Er setzte sich unermüdlich für die Qualitätssteigerung der Rioja-Weine ein, verfolgte neue Methoden, um dies zu erreichen. So erschuf er die DNA des Weingutes, die bis heute erhalten ist: grosse Klassiker, die in sich ruhen und vom ersten Tag an begeistern, zugleich aber auch viele weitere Jahre begeistern können, und das über Generationen hinweg. Das Geheimnis liegt in der Zeit, dem kostbarsten Gut in der Weinreifung neben den Trauben.
Das Weingut ist seit der Gründung in Familienbesitz, derzeit stehen 60 Familienmitglieder hinter dem Betrieb. Heute werden 60 Hektar Rebfläche selbst bewirtschaftet, die sich in einem Umkreis von 20 Kilometern rund um Haro verteilt befinden: Las Castillas mit Höhenlagen von 520 Metern über Meer, Villarrica mit 480 Metern und La Platera mit 480 Höhenmetern. Ausserdem werden noch Trauben von weiteren 60 Hektar, die nach genauen Vorgaben des Gutes bewirtschaftet werden, zugekauft. Eine Erweiterung der Rebflächen ist nicht geplant. Man konzentriert sich auf diese Flächen, um das Beste aus ihnen zu gewinnen.«Daran werden wir auch in Zukunft festhalten, wir wollen ‹nur› in Sachen Qualität, nicht in Grösse weiterwachsen», meint Geschäftsführer Javier Bañales, der seit Juli 2021 für das Weingut tätig ist. Er will die Philosophie und den Geist von Félix neu beleben und in die Zukunft führen. Dabei helfen die Erfahrungen aus der Vergangenheit, die es mit Passion auf die Zukunft zu übertragen gilt.
Das Weingut am Stadtrand von Haro bietet auch ein vielfältiges enotouristisches Angebot, einen grossen Ausstellungsraum mit einem sehr guten Überblick über die mehr als hundertjährige Geschichte, illustriert von vielen alten Gerätschaften und Handwerksgeräten. Ein Tastingraum und ein Weinshop gehören dazu. Dieser oberirdische Teil des Gebäudes steht für das 21. Jahrhundert, wandert man die Stufen hinunter in den Keller, so bewegt man sich Schritt für Schritt zurück in der Historie. Rund 5000 Barriques befinden sich inden Kellern. Es tönt ein markantes Klopfen durch den Keller: Auch heute noch erfolgt der Abstich der Fässer per Hand, und anhand des sich ändernden Tones kann der Füllstand des Fasses ermittelt werden. «Setzt man moderne Maschinen ein, dauert es nur drei Minuten pro Fass, wir aber nehmen uns die Zeit, alles per Hand zu machen, auch wenn es rund 14 Minuten dauert.» Die Kunst dieses Handwerks wird von Generation zu Generation weitergegeben und erfordert viel Fingerspitzengefühl. Der Umzug der Weine von einem Fass zum anderen erfolgt ohne Pumpen ausschliesslich durch Schwerkraft. Ein weiterer Faktor ist entscheidend für die Unverwechselbarkeit der Weine, es werden keinerlei neue Fässer eingesetzt. Die Einzigartigkeit der Weine entsteht nicht nur durch das Terroir im Rebberg, auch die Reife, die feinen Ablagerungen der Trübstoffe in den Fässern, trägt zur Bildung der Aromen bei. Die Fässer an sich sind auch lebendig und durchlaufen über die Jahre hinweg unterschiedliche Phasen der Reifung, die sie an den Wein abgeben. Mit dieser Verbindung wird die Basis für grossartige Weine, die über die Jahre zu Klassikern heran reifen, gelegt.
«Je älter ein Wein wird, desto klarer kommt sein wahrer Kern, seine DNA zum Vorschein.»
Bei Martínez Lacuesta spielt Zeit die grösste Rolle. Jeder Wein erhält die Zeit, die er zu seiner Vollendung braucht, bevor er auf den Markt gebracht wird. «Wir erschaffen Klassiker, die Generationen begeistern werden. Wir geben ihnen immer die Zeit, die sie brauchen.»
Heute ist Alvaro Martínez in fünfter Generation für die Weinbereitung verantwortlich und folgt damit seinem Vater. Alvaro hat den Reifeprozess der Weine verinnerlicht, und das nicht anhand von Studien und Ratings, er verlässt sich auf seine Erfahrung und seinen Geschmack. Er verkostet jeden Wein vielfach, bis dieser auf die Flasche gezogen wird und für viele weitere Jahre in der Flasche reift. Des Weiteren ist Martínez Lacuesta auch ein renommierter Produzent erstklassiger Vermouth. Bereits seit 1937 gehören verschiedene Vermouth zum Portfolio, die in unterschiedlichen Holzfässern gereift werden.
Klassiker sind Avantgarde
Das Vermächtnis von Félix ist die Basis, um erfolgreich mit klassischen Weinen in die Zukunft zu gehen und weitere Generationen zu begeistern. Die Klassiker strahlen Ruhe und Harmonie in der heute hektischen, umtriebigen Zeit aus und sind zeitlos. «Sie sind wie Klassiker der Literatur», sagt Javier, der die Philosophie von Félix zu seiner eigenen gemacht hat. «Die Weingeniesser sollen unsere Weine entdecken und ein Gefühl für sie bekommen.» Die DNA von Martínez Lacuesta wird auch in den kommenden Generationen weiterleben.
Weine im Clubpaket
Rioja DOC Félix Martínez Lacuesta Gran Reserva 2010
2023 bis 2033
Geprägt von rauchiger Eichenholzwürze, Walderdbeere, Rote Johannisbeere, etwas Hagebutte und Kaffeebohne. Frisch und noch jugendlich am Gaumen mit roter Beerenfrucht, gut eingebetteter Tanninstruktur und animierender Säure. Klingt lange nach.
Mariage: Gegrilltes Ibérico-Kotelett, Jamón Serrano und würzige Pinchos
Rioja DOC Gran Reserva Colección Familia 2011
2023 bis 2035
Dunkelfruchtige Nase, etwas Heidelbeerkompott und winterliche Gewürze. Sehr konzentriert und dicht gewoben. Vollmundig am Gaumen, Waldbeeren, auch balsamische Noten. Elegant und lang ausklingend.
Mariage: Zu Lammracks mit gegrilltem Gemüse und reifen Hartkäsen
Vermouth Lacuesta Edición Limitada
2023 bis 2028
Intensiver Duft nach Karamell, Wermutkraut und Zitronenzeste. Im Hintergrund gesellen sich eingelegte Früchte hinzu und eine delikate Eichenwürze. Ausbalanciertes Süsse-Säure-Spiel am Gaumen, viel Wermutkraut, Angelika und auch Artischocken. Langer Nachhall.
Mariage: Als Apero zu einem stimmungsvollen Menü oder auch als Abschluss zum Dessert