«Es ist so schlimm wie noch nie»

Verheerende Ernte-Ausfälle durch Aprilfröste

Text: Alice Gundlach | Veröffentlicht: 25.04.2024


Die komplette Ernte erfroren: so geht es manchen Winzerinnen und Winzern in Deutschland und in anderen europäischen Ländern gerade. Nach zwei Nächten zum 22. und 23. April mit Frost in dieser Woche wurde die Ernte vielerorts empfindlich dezimiert.

Besonders schlimm traf es in Deutschland Rheinhessen, Mosel, Saar, Nahe, Sachsen und Saale-Unstrut. Auch im Nachbarland Frankreich, konkret im Bordeaux und in Chablis brannten in den Nächten auf Dienstag und Mittwoch die Fackeln in den Weinbergen. In der Schweiz war laut der Tageszeitung «Blick» vor allem das Wallis von den Frösten betroffen.

In Österreich trifft es die Donau

In Österreich traf es besonders hart die Anbaugebiete entlang der Donau: Wachau, Kremstal, Kamptal, Wagram und Weinviertel, wie ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums mitteilte. Hier seien an die 1`000 Hektar betroffen.

Bis 100 Prozent Ausfall an der Mosel

An der Saar und der Obermosel etwa seien nahezu alle Seitentäler stark und teilweise zu 100 Prozent geschädigt, berichtet das Dienstleistungszentrum Mosel (DLR). Lokal seien auch Steillagen betroffen, die sonst als frostsicher gelten. Auch viele Orte an der Mittelmosel habe es hart getroffen, darunter Piesport.

Hoffen auf die «Beiaugen»

Andere Orte, in denen sich in den besagten Nächten Nebel gebildet hatten, seien verschont geblieben, etwa Trittenheim. Nun könne man nur abwarten, ob in den betroffenen Anlagen die sogenannten Beiaugen für einen erneuten Austrieb sorgten, so das DLR Mosel.

Früher Austrieb verschlimmert Schaden

Nächtliche Spätfröste im April seien an sich nichts Ausserwöhnliches, so das DLR Mosel. Allerdings seien die Reben dadurch, dass es in diesem Jahr sehr früh sehr warm geworden war, schon sehr weit ausgetrieben, weshalb die Schäden nun besonders verheerend seien.  

Trauben kommen nicht mehr nach

Günter Meierer, Vize-Präsident des Weinbauverbands Mosel, sagte dem SWR, er rechne in seinem Weingut mit 60 Prozent Ausfall – auch wenn die Rebstöcke wieder grün würden, kämen keine Früchte mehr nach. Winzer Timo Dienhart aus Maring-Noviand (Mosel) sagte dem Sender: «Es ist so schlimm wie noch nie. Mindestens zwei Drittel der gesamten Ernte sind kaputt.»

Fackeln im Weinberg

Auch der Bauern- und Winzerverband Rheinhessen berichtet von schlimmen Schäden, die nur selten abgewendet werden konnten. In Rheinhessen und an der Nahe stellten viele Winzer in den Weinbergen Fackeln auf, um die Böden zu erwärmen. Andere besprenkelten die Reben, damit sich um die Austriebe eine Eisschicht bildet, die sie vor dem Erfrieren schützt – eine paradox klingende, aber oft wirkungsvolle Methode.

Sachsen: «Ernte 2024 ist grösstenteils passé»

«Wir haben einen massiven Ernteschaden, obwohl es erst der Anfang der Saison ist», sagte Felix Hösselbarth, Vorsitzender des Weinbauverbandes Sachsen, der Nachrichtenagentur dpa. Er gehe von Ausfällen von 90 bis 100 Prozent aus. «Die Ernte 2024 ist grösstenteils passé.»

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