Bordeaux-Winzer bekommt Recht

Gericht verurteilt zwei Négociants zu 350‘000 Euro Strafe

Text: Alice Gundlach | Veröffentlicht: 29. Februar 2024


Dieses Urteil ist ein Meilenstein, der Konsequenzen haben könnte: Weil er von zwei Fassweinhändlern («Négociants») zu viel zu niedrigen Verkaufspreisen für seinen Wein gedrängt wurde, hat ein Winzer aus Médoc Klage vor Gericht erhoben – und gewonnen. Das berichtet das französische Branchenmagazin «Vitisphère».  

«Missbräuchlich niedrige Preise»

Das Handelsgericht von Bordeaux verurteilte demnach die Négociants Cordier und Ginestet zu 200‘000 und 150‘000 Euro Strafe. Ein Weinhändler dürfe keinen Wein zu «missbräuchlich niedrigen Preisen» kaufen, urteilte das Gericht.

Händler unterboten Produktionspreis

Die Händler hatten den Winzer Rémi Lacombe demnach dazu gedrängt, seinen Wein für durchschnittlich 1‘200 Euro pro Fass zu verkaufen. Dem Winzer zufolge betrugen aber allein die Produktionskosten pro Fass schon 1‘600 Euro. Das Gericht wiederum nahm, auf Basis eines Gutachtens, einen Wert von 1‘500 Euro pro Fass an.

Bei Ablehnung: Boykott

Lacombe und andere Winzer berichteten während des Verfahrens, dass Produzenten auf eine «schwarze Liste» kämen und von den Négociants boykottiert würden, wenn sie die niedrigen Angebote ablehnten. Die Angeklagten wiederum bezeichneten die Käufe als «klassischen Maklerdeal mit einem fairen Preis für die Qualität des Weins.»

Neues Gesetz erstmals angewendet

Das Gericht wandte damit zum ersten Mal ein Gesetz an, das 2019 unter dem Namen «Egalim» verabschiedet wurde. Es besagt, dass nicht der Käufer, sondern der Verkäufer den Preis für seine Waren festlegt. Das könnte erhebliche Auswirkungen auf die gesamte französische Landwirtschaft haben. Ein Experte für Weinhandel äußert Bedenken: «Wenn Winzer zwei Jahre nach einem Deal aufgrund unangemessen niedriger Preise klagen können, besteht ein Risiko rechtlicher Unsicherheit für alle geschlossenen Verträge. In dem Gesetz ist aber nicht eindeutig definiert, welche Indikatoren und Druckmittel relevant sind. Dies könnte den gesamten Markt für landwirtschaftliche Rohstoffe blockieren.»

Regierung schaltet sich ein

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Der französische Premierminister Gabriel Attal kündigte jedoch an, bis zum Sommer ein neues Gesetz vorzulegen, um die Preise für Landwirte und Erzeuger gerechter zu gestalten.

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