Burgund senkt Preise, denn die Kunden machen nicht mehr mit
Drouhin reagiert, andere folgen
Text: Alice Gundlach | Veröffentlicht: 04.06.2024
Die Domaine Joseph Drouhin hat die Preise für die Weine des Jahrgangs 2022 um rund 15 Prozent gesenkt. Dieser Schritt markiert eine mögliche Trendwende im Burgund. In einem Interview mit der Zeitschrift «La Revue du Vin de France» sagte Frédéric Drouhin, der Präsident des Familienunternehmens, könnten selbst treue Kunden die hohen Preise nicht mehr mittragen.
«Preiserhöhungen schädigen Image»
«Die Zinssätze sind hoch, Lagerbestände weltweit gefüllt, und Geniesser achten mehr auf die Preise,» erklärte er. Die stetigen Preiserhöhungen der letzten zwanzig Jahre hätten das Image des Burgunds geschädigt und psychologische Preisschwellen überschritten. «Wir haben einen guten Jahrgang 2022 mit ausreichender Menge. Auch 2023 sieht gut aus, aber wir müssen verkaufen und die Nachfrage ankurbeln.»
Auktionen bestätigen Trend
Die jüngsten Auktionen bestätigen diesen Trend: Bei der richtungsweisenden Hospices de Beaune im November sanken die Preise um 15 Prozent, bei der Hospices de Nuits im März sogar um 30 Prozent, trotz guter Weinqualität. Laurent Delauney, Präsident des Erzeugerverbandes BIVB, erwartet ebenfalls eine Marktberuhigung: «Die Transaktionspreise zwischen Winzern und Handel tendieren nach unten, wie am Jahrgang 2023 in Chablis zu sehen ist.»
Nicht alle ziehen mit
La Revue du Vin de France berichtet seit Herbst über volle Lager und Keller. Einige Importeure hätten die Zusammenarbeit mit bestimmten Lieferanten beendet, und Zuteilungen wurden nicht abgerufen. Ein anonymer Händler berichtete, er habe seine Zuweisungen von Domaine Leroy abgelehnt, da Kunden nicht mehr bereit seien, jeden Preis zu zahlen. «Einige Häuser haben das verstanden und ihre Preise für den Jahrgang 2022 gesenkt, während andere sie stabil gehalten haben. Doch etwa 25 Prozent der Anbieter erhöhen die Preise weiterhin, obwohl sie zum Niveau von 2020 zurückkehren sollten.»