Teurer Jahrgang 2022

Preise für Bordeaux steigen um bis zu 40 Prozent - VINUM

Text: Alice Grundlach | Veröffentlicht: 16. Juni 2023


Durchschnittlich 20 Prozent mehr kosten die Weine in der En-Primeur-Kampagne in Bordeaux im Vergleich zum Jahrgang davor. Das hat die Weinhandelsplattform Liv-ex errechnet. Einzelne Weingüter, die bereits Weine veröffentlicht haben, verzeichneten Steigerungen um bis zu 40 Prozent. Zu diesen Spitzenreitern gehört unter anderem das Château Rauzan-Ségla: für seinen 2022er Wein müssen 115 Euro bezahlt.

Das führt nach Aussagen von Händlern dazu, dass viele Kunden lieber bereits abgefüllte Bordeaux-Weine kauften, wie die britische Fachzeitschrift The Drinks Business berichtet. Hochbewertete Weine aus den Jahrgängen 2019 oder 2016 seien immer noch günstiger als die aktuell nur als Fassproben verfügbaren 2022er.

Grand Vin von Lafite Rothschild für 800 Euro

Der 2022er Grand Vin von Château Lafite Rothschild wird in der En-Primeur-Kampagne zu einem Preis von rund 800 Euro angeboten. Das bedeutet eine Steigerung von über 23 Prozent gegenüber dem Debütpreis für den 2021er. Die Domaines Delon bieten ihren Wein Las Cases 2022 für 230 Euro pro Flasche ab dem Négociant an, laut Liv-ex 36 Prozent mehr als 2021.

«Kein überzeugendes Angebot für Käufer»

Liv-ex warnte bereits vor über einer Woche, dass es für Händler «schwierig sei, viele der Weine aus dieser Kampagne zu verkaufen, und dass die meisten Veröffentlichungen kein überzeugendes Angebot für Käufer bieten.» Für Weine von Châteaux allerdings, die ihre Preise gegenüber den Tiefstpreisen von 2019 nicht nennenswert erhöht hätten, sei die Nachfrage gut. Die En-Primeur-Kampagne für die 2019er Bordeaux fiel in die erste Phase der Corona-Pandemie, was zu sehr moderaten Preisen führte.

Preise schrecken viele Kunden ab

Einige Preiserhöhungen seien aber nicht nachvollziehbar, und die Weingüter litten nun unter geringer Nachfrage, sagte etwa Arthur Coggill, Einkäufer für Fine Wines bei Goedhuis in London: «Ich glaube, dass die meisten Leute solche Preise einfach nicht verkraften.» Wären die Preise «vernünftiger» gewesen, hätte er die doppelte Menge verkaufen können.

«Bei Aussergewöhnlichem diskutiert man nicht über Preise»

Der Vizepräsident der Domaines Delon, Jean-Guillaume Prats, zeigte sich The Drinks Business gegenüber verärgert über das Thema der Preisgestaltung für Primeurs: «Ich denke, dass es eine allgemeine Einstellung gegenüber Bordeaux gibt, die extrem negativ ist», sagt Prats mit Hinweis auf die Kommentare des Liv-ex. «Es geht nur um den Preis. Wenn man eine aussergewöhnliche Uhr kauft, wenn man ein aussergewöhnliches Auto kauft, oder wenn man eine Flasche Burgunder oder eine Flasche Champagner kauft - dann diskutiert man nicht über Preise. Man spricht über aussergewöhnliche Qualität.»

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