Schätzung der Weinwirtschaft für 2023

Deutlich geringere Erntemenge in Italien erwartet

Text: Alice Gundlach | Veröffentlicht: 13. September 2023


Mit weniger als 44 Millionen Hektolitern Wein aus Italien rechnet die italienische Weinwirtschaft für den Jahrgang 2023. Das wären 12 Prozent weniger als im Vorjahr. Besonders starke Rückgänge verzeichnen dabei die südlichen Weinregionen des Landes. In Zeiten von Krisendestillationen in vielen EU-Ländern muss das aber nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen sein.

Wetterextreme drücken die Erntemenge

Einmal mehr sei die Lese in diesem Jahr von den Auswirkungen des Klimawandels geprägt, erklärten der Önologenverband Assoenologi, der Produzentenverband UIV und das Landwirtschaftsinstitut in einer gemeinsamen Mitteilung. Das Wetter neige immer mehr zu Extremen, was zu erheblichen Mengenunterschieden bei der Ernte in Italien führe. Ein besonders grosses Problem stellte in diesem Jahr der Falsche Mehltau dar, eine Pilzkrankheit, die durch häufige Regenfälle verursacht wird.  

September und Oktober mit Spannung erwartet

Aber es gebe auch gute Nachrichten: Die ersten Trauben, die für die Sektgrundlagen geerntet werden, wiesen einen guten Säuregehalt und ein interessantes Aromenbild auf. Für die anderen Sorten seien nun die Witterungsbedingungen im September und Oktober, wenn der Grossteil der Ernte stattfindet, entscheidend.

Viel Arbeit im Weinberg

Was die Qualität der gelesenen Trauben angehe, so hänge in diesem Jahr – erneut – vieles von der Arbeit der Önologen in den Weingütern ab, so Riccardo Cotarella, der Präsident von Assoenologi: «Gerade in solch merkwürdigen Jahrgängen müssen wir unser ganzes technisches und wissenschaftliches Wissen einsetzen, um die durch ein immer verrückteres Klima verursachten Schäden zu mindern.»

Lagerbestände sind sehr hoch

Doch nicht alle sehen die reduzierte Weinmenge kritisch: «Der diesjährige Produktionsrückgang sollte angesichts der hohen Lagerbestände, die mit über 49 Millionen Hektolitern den höchsten Stand der letzten sechs Jahre erreicht haben, kein Grund zur Sorge sein», kommentiert Livio Proietti, außerordentlicher Kommissar der Ismea. In diesem Jahr werde Frankreich erstmals seit langer Zeit wieder mehr Wein produzieren als Italien. Doch das sei nicht das Problem, «sondern vielmehr die Verlangsamung der in- und ausländischen Nachfrage, die die Preislisten vor allem für Tafelweine und IGTs drückt. Wir müssen daran arbeiten, den Wertunterschied zwischen uns und Frankreich zu verringern und die Wettbewerbsposition von Qualitätsweinen zu stärken.»

Krisendestillation auch in Italien

In diesem Jahr werden in vielen EU-Ländern wieder grosse Mengen Wein vernichtet, weil die Nachfrage so stark zurückgeht. Millionen Liter Wein in Frankreich, Spanien, Portugal und auch Deutschland und Italien werden dieser Tage zu Industriealkohol destilliert.

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