Meinung aus Châteauneuf-du-Pape
Bürgermeister motzt im Radio über «Dry January»
Text: Alice Gundlach | Veröffentlicht: 23.01.2025
Im Januar, nach der Völlerei der Weihnachtstage, auf Alkohol verzichten: dem Trend «Dry January» folgen weltweit immer mehr Menschen – auch in Frankreich. Dem Bürgermeister der Weinmetropole Châteauneuf-du-Pape geht das auf die Nerven, wie er zum Jahresbeginn im französischen Radiosender Ici Vaucluse deutlich machte.
Das Konzept des «trockenen Januars» empfinde er als «beleidigend» und «infantilisierend», erklärte Claude Avril in dem Radiointerview. «Ich finde es beleidigend, weil es nicht auf unser Verantwortungsbewusstsein vertraut. Es erweckt den Eindruck, dass die Leute sich mit Wein betrinken […], ohne dass sie sich mässigen können. Es ist absolut unerträglich.»
Bruder von bekanntem Winzer
Claude Avril ist nicht nur seit 2020 Bürgermeister der Weinbaugemeinde, sondern auch der Bruder des Winzers Paul Avril, dem Seniorchef des bekannten Weinguts Clos des Papes.
«Erster Schritt in Richtung Alkoholverbot»
Angesichts der Tatsache, dass sich der Weinkonsum in Frankreich bereits im Sinkflug befinde, sehe er keine Notwendigkeit, die Abstinenz noch weiter zu befeuern, sagte er: «Diese Logik hier ist der erste Schritt in Richtung Alkoholverbot.» Allein in den vergangenen zehn Jahren ist der Weinkonsum in Frankreich um rund 20 Prozent gesunken.
Millionen Franzosen machen mit
Laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Ifop beteiligten sich im Jahr 2024 in Frankreich 4,5 Millionen Menschen am «Dry January», in diesem Jahr seien es um die 17 Millionen Französinnen und Franzosen, die zumindest das Konzept befürworteten und erwägten, sch zu beteiligen.