Studie vom Weincampus Neustadt
Verkoster werden beeinflusst von Infos über Böden
Text: Alice Gundlach | Veröffentlicht: 09.10.2024
Schmeckt dieser Wein wirklich mineralisch? Wer weiss…. Werden professionelle Verkoster vor einer Weinprobe darüber informiert, auf welchen Böden die Weine in ihrem Glas gewachsen sind, nehmen sie diese anders wahr, als ohne die Information. Das kam bei einer Studie vom Weincampus Neustadt heraus, die in der Fachzeitschrift Oeno One veröffentlicht wurde.
Versuch mit Riesling
Gerade bei deutschem Riesling ist es üblich, die Böden herauszustellen, auf denen er gewachsen ist – die Rebsorte gilt als guter Bodenanzeiger und Grundlage für terroirgeprägte Weine. Wie gross der Einfluss auf den Geschmack ist – oder das Wissen darum – das hat die Forschergruppe aus der Pfalz untersucht.
Ziel der Studie war es, herauszufinden, ob das Nennen der Bodenart beim Wein ein geeignetes Mittel ist, um bei Weintrinkerinnen und -trinkern eine gewisse Erwartung in Bezug auf den Geschmack zu wecken.
Wie schmeckt Buntsandstein?
Für den Versuch gaben die Forscher einer Gruppe von 20 Weinexpertinnen und -experten verschiedene deutsche Rieslinge zu verkosten. Diese waren auf vier verschiedenen, häufig vorkommenden Bodenarten gewachsen: Buntsandstein, Löss, Muschelkalk und Schiefer. Die Profi-Verkoster sollten diese beurteilen in Bezug auf Aroma, Geschmack und Mundgefühl.
Unterschiede durchaus schmeckbar
Die Probanden bekamen die Weine zunächst ohne und dann mit Angabe des Bodentyps vorgesetzt. Das Ergebnis: Die Bewertungen aus den Verkostungen ohne Boden-Infos deuteten durchaus auf grundlegende Unterschiede zwischen den Rieslingen von den verschiedenen Böden hin.
Info macht’s konkreter
Aber die konkrete Angabe der Bodenart führte zu einer umfassenderen Unterscheidung, insbesondere in Bezug auf die Mineralität. Mit anderen Worten: nun konnten die Verkoster konkreter benennen, ob ein Wein erdig, kalkhaltig, maritim, flintig oder salzig schmeckt.
Profis haben bestimmte Erwartungen
«Die von der Bodenart abhängigen Veränderungen in den Bewertungen lassen darauf schliessen, dass die Erwartungen der Prüfer von vornherein von unterschiedlichen Vorstellungen über die einzelnen Böden geprägt waren und sich ihre Wahrnehmung auf unterschiedliche Weise veränderte», schreiben die Forscher in ihrer Studie.
Aber schmecken das auch die Laien?
Allerdings gehe aus der Untersuchung natürlich nicht hervor, ob Verbraucher, die keine Experten sind, durch diese Hinweise ähnlich beeinflusst würden – denn man könne schliesslich nicht erwarten, dass diese auch grundsätzlich eine Idee davon hätten, wie sich welche Böden auf einen Wein auswirken könnten.
«Damit die Typisierung von Weinböden eine praktikable Vermarktungsstrategie darstellt, müsste den Verbrauchern ein genau definiertes Image der einzelnen Böden vermittelt werden, um sicherzustellen, dass ihre Erwartungen so festgelegt werden, dass sie die Wahrnehmung der gewünschten sensorischen Eigenschaften auslösen», so das Fazit der Forscher.