John Malkovich beim Masters of Wine Symposium
«Weinmachen ist eine Art, sich selbst auszudrücken»
Text: Alice Gundlach | Veröffentlicht: 05. Juli 2023
Ein Stargast aus Hollywood krönte das 10. Internationale Masters of Wine Symposium (IMW): Der Schauspieler und Hobby-Winzer John Malkovich gewährte Einblicke in sein Weingut Les Quelles de la Coste in der Provence, in dem er Rot- und Roséweine herstellt. Die Interview-Runde gehörte zu den Highlights bei dem Treffen der Masters of Wine, das in diesem jahr in Wiesbaden stattfand.
Er selbst habe erst sehr spät damit begonnen, Alkohol zu trinken. «Ich komme aus keiner Familie, in der getrunken wurde», berichtete er. Zum ersten Mal habe er Alkohol, ein Bier, im Alter von 29 Jahren getrunken – in einem Theaterstück auf einer Bühne in New York. «Irgendwann gingen unsere Kinder zum Studieren nach Oregon, und dort habe ich mich zum ersten Mal mit Wein befasst.» Daher rühre auch seine Vorliebe für gehaltvolle Pinot Noirs.
«Mit Wein verlierst du ein Vermögen»
In den 1990er Jahren habe sich für ihn und seine Frau die Gelegenheit ergeben, ein Stück Land mit einem Hofgut in Luberon in der Provence zu kaufen. «Meine Frau kam auf die Idee, dass wir dort Wein anbauen könnten – auch um unsere eigenen Ausgaben für Wein zu reduzieren», erklärte Malkovich schmunzelnd. Von Freunden sei ihm abgeraten worden: «Sie sagten: ‚Mach keinen Wein, damit verlierst du ein Vermögen.‘ Und ich dachte mir: ‚Dann ist das wohl das Richtige für mich, denn darin bin ich gut.‘»
Zuerst nur für sich und Freunde
Am Anfang habe es nur wenige tausend Flaschen pro Jahrgang gegeben. «Ich dachte zuerst, wir machen nur Wein für uns und befreundete Schauspieler und Autoren aus England.» Doch die Mengen wurden immer grösser, und so entschieden er und seine Frau, den Wein auch zu verkaufen.
Klima in der Provence kann fordernd sein
Der Name seines Weingutes, Les Quelles de la Coste (LQLC), leite sich im Übrigen nicht von dem französischen Wort «quelles» («welche») ab, sondern vom deutschen Wort »Quelle». Auch wenn das Klima in der Provence eher nicht gemässigt sei – es ist geprägt vom kalten, trockenen Nordwind Mistral und im Sommer von grosser Hitze – sei er dort trotzdem immer sehr gerne: «Ich liebe, wie es riecht, wie es klingt. Ich hatte dort noch nie einen schlechten Tag.»
Pinot Noir in der Provence
In seinem Weingut baut er überwiegend Pinot Noir und Cabernet Sauvignon an – Rebsorten, die für die Provence alles andere als typisch sind: die meistangebauten Sorten sind hier Grenache, Syrah, Mourvèdre und Cinsault. Bei seinen französischen Bekannten und Winzerkollegen sei er damit auf wenig Gegenliebe gestossen: «Wenn man in Frankreich sagt, dass man in der Provence Pinot Noir anbaut – damit können die nicht umgehen.» Nun sei Pinot Noir aber seine Lieblingsrebsorte, und er habe gelernt, dass man sich im Leben nicht verbiegen solle.
«Die Kunst liegt im Detail»
Für ihn sei Weinmachen, wie Schauspielerei oder andere Kunstformen, «eine weitere Art, sich selbst auszudrücken.» Und wie bei anderen Kunstformen gelte auch für Wein: «Die Kunst liegt im Detail, und ich mag Details.» Deshalb sei er auch immer darauf bedacht, nicht zu viel darüber nachzudenken, was gut sei, sondern vielmehr über das, was man noch verbessern könne.
Nächstes IMW-Symposium in Australien
Beim Masters of Wine Symposium trafen sich an vier Tagen in Wiesbaden rund 150 Masters of Wine und 500 weitere Gäste aus der Weinwelt. Das nächste Symposium findet in zwei Jahren in Adelaide in Australien statt.