Wein in wiederverwendbaren Fässern für die Gastronomie
Umweltfreundliche Alternative zu Glasflaschen
Text: Alice Gundlach, Bilder: Marie Haefner, Veröffentlicht am: 20.12.2023
Dass Glas-Einwegflaschen nicht die umweltfreundlichste Verpackung sind, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Nachdem in diesem Jahr bereits ein System mit Mehrwegflaschen von den Württembergischen Winzergenossenschaften eingeführt wurde, kommt nun ein Startup aus Frankfurt am Main mit einer neuen Idee für die Gastronomie heraus: Dabei wird Wein statt in Glasflaschen in Edelstahlfässer gefüllt – und ähnlich wie Bier gezapft.
Glasflaschen brauchen viel Energie
Bislang wird Wein überwiegend in Einwegflaschen aus Glas verkauft. Sie herzustellen, verbraucht jedoch viel Energie, und ihr Transport verursacht im Vergleich zur Produktmenge viele CO2-Emissionen, weil Glasflaschen eher schwere Verpackungen sind. Durch die Produktion von Etiketten, Verschlüssen und Versandkartons entsteht ausserdem viel Abfall.
Ähnlich wie Bierfässer
Das Startup Ebb & Flow Keg, das von Absolventen der Wein-Uni Geisenheim gegründet wurde, hat deshalb für die Gastronomie ein Mehrwegsystem erfunden, das auf Fässer setzt, die Bierfässern ähneln. Gefördert werden sie dabei von der Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU).
Auch Recycling kostet Energie
«Die Flasche verursacht etwa die Hälfte des CO2-Fußabdrucks einer Flasche Wein», erklärt Dr. Volker Berding, Leiter des DBU-Referats Ressourcenmanagement. Die Gebrauchsdauer der Flaschen sei dabei meistens eher kurz, weil Wein oft schon kurz nach der Abfüllung konsumiert werde. Zwar würde Glas in Deutschland zu einem grossen Teil recycelt. Aber, so Berding: «Auch das benötigt etwa für den Transport oder das Schmelzen viel Energie, bevor die Ressourcen wieder in die Lieferkette gelangen.»
Vom Fass auf dem Festival
Das will das Startup Ebb & Flow Keg ändern. Die Jungunternehmer Deandra Anderson und Philipp Neveling arbeiten nun daran, in der Gastronomie, im Catering und bei Festivals die Einweg-Glasflasche in weiten Teilen zu ersetzen. «Wir fahren zu den Winzerinnen und Winzern und füllen den Wein in Kegs – das sind grosse, wiederverwendbare Fässer aus Edelstahl», erklärt Deandra Anderson.
Bis zu 30 Jahre einsetzbar
Der Wein in den Kegs werde dann an Gastronomie- oder Cateringunternehmen verkauft. Die Fässer könnten einfach an vorhandene Zapfanlagen angeschlossen werden. «Nach dem Gebrauch holen wir die Kegs ab und reinigen sie – dann sind sie wieder einsatzbereit», erklärt Anderson. Ein Keg könne eine Gebrauchsdauer von bis zu 30 Jahren haben.
«Nachhaltige Weinkultur»
Jedes 20-Liter-Fass ersetzt laut dem Startup pro Befüllung etwa 27 Weinflaschen. Ausserdem spare System im Vergleich zu Flaschen bis zu 40 Prozent der CO2-Emissionen und zudem Lagerplatz ein. «Alle Beteiligten – von produzierenden Unternehmen über Gastronomie bis hin zu Konsumierenden – unterstützen auf diese Weise ein Mehrwegsystem und somit eine nachhaltige Weinkultur», so das Gründerteam.