Ausbeuterische Arbeitsbedingungen in Bordeaux

Staatsanwalt ermittelt wegen Menschenhandels

Text: Alice Gundlach | Veröffentlicht: 24. Oktober 2023


Das jüngste Opfer ist erst 14 Jahre alt: Die französische Justiz hat eine Untersuchung wegen Menschenhandels gegen sieben Personen eingeleitet, die verdächtigt werden, Dutzende Menschen unter «unwürdigen» Bedingungen als Erntehelfer in den Weinbergen des Bordelais beschäftigt zu haben. Das berichten mehrere französische Medien, darunter das französische Magazin «La Revue du Vin de France».

Untersuchungshaft beantragt

Die sieben Verdächtigen, die in der vergangenen Woche in drei Gemeinden, unter anderen in Saint-Emilion, festgenommen worden waren, werden der Anklageschrift zufolge wegen bandenmässigen Menschenhandels, Hehlerei und «Unterwerfung gefährdeter Personen unter unwürdige Arbeits- und Unterbringungsbedingungen» beschuldigt. Die Staatsanwaltschaft Libourne beantragte für alle Angeklagten Untersuchungshaft.

Opfer stammen aus Rumänien

Nach Angaben der Justizbehörde rekrutierte das Netzwerk Arbeiter aus Rumänien, transportierte sie an die Gironde und beschäftigte sie in den Weinbergen für «einen lächerlichen Lohn.» Seit September 2022 hätten mehrere Dutzend Opfer, darunter ein erst 14-jähriger Minderjähriger, Anzeige erstattet. Alle beklagten insbesondere «unwürdige Unterbringungsbedingungen, Schikanen und verschiedene Entbehrungen.»

Anzeigen wegen Ausbeutung nehmen zu

Die Zahl der Anzeigen im Weinbausektor von Menschen, die ausbeuterische Arbeitsbedingungen beklagen, sei in den letzten Jahren gestiegen, erklärte die Staatsanwaltschaft Libourne gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Erst in diesem Frühjahr waren in der Region Gironde drei Personen wegen eines regelrechten Handels mit Weinbergsarbeitern aus Marokko verurteilt worden.

Auch in der Champagne wird ermittelt

In der Champagne wurden gerade im September Ermittlungen gegen eine Vermittlungsagentur für Erntehelfer wegen Menschenhandels eingeleitet, nachdem nicht angemeldete Weinleser aus Afrika in Sammelunterkünften in den Weinbergen aufgefunden wurden, die dort den Angaben zufolge unter «unhygienischen» und «unwürdigen» Bedingungen hausen mussten.

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