Brände, Wassermangel und Trockenheit
Hitze macht dem Weinbau in ganz Europa zu schaffen
Text: Alice Gundlach, Linus Bauer | Veröffentlicht: 21. Juli 2022
Die hohen Temperaturen haben Winzerinnen und Winzern in ganz Europa viele Herausforderungen beschert. Brände bedrohen Rebflächen, die Trockenheit und der damit einhergehende Wassermangel sorgen für Probleme bei der Bewässerung.
Im Bordeaux wüten derzeit besonders schwere Feuer. Am Montag musste der Ort Landiras evakuiert werden. Dort wächst der Liber Pater, der oft als der teuerste Wein der Welt bezeichnet wird. Auch den Weinbergen für diesen Wein kamen die Feuer gefährlich nahe, erklärte Loïc Pasquet, Eigentümer von Liber Pater, gegenüber der britischen Weinzeitschrift Decanter.
Insgesamt wurden mehr als 8‘000 Menschen aus dem Gebiet in und um Landiras in Sicherheit gebracht, teilte die Regionalverwaltung am Dienstag mit. Zu den evakuierten Gebäuden zählte auch das Weingut Liber Pater. Insgesamt seien bisher 12‘800 Hektar Land in dem Distrikt verbrannt. Zur Hitze kamen in den vergangenen Tagen auch starke Winde hinzu, welche die Feuer weiter anfachten.
Weinberge blieben bisher verschont
Der Weinrat Conseil Interprofessionnel du Vin de Bordeaux (CIVB) gab jedoch zwischenzeitlich bekannt, dass bisher keine Weinberge in der Region betroffen seien. Auch Pasquet erklärte gegenüber dem Decanter, dass es bisher keine Schäden an seinen Weinbergen durch das Feuer oder durch Rauch gegeben habe. Rund um den Liber Pater-Weinberg hatte die Feuerwehr das Gras entfernt, um das Feuer daran zu hindern, sich auf die Reben auszubreiten. Eine Sprecherin des CIVB erklärte dazu, dass die Windrichtung auch den Rauch von den Reben ferngehalten habe. Bisher bestehe jedoch keine Angst vor den Auswirkungen des Rauchs.
Die Weine von Liber Pater gehören mit bis zu 30‘000 Euro pro Flasche zu den teuersten der Welt. Pasquet bereitet sie aus seltenen, autochthonen Rebsorten. «Ich möchte die einheimischen Bordeaux-Sorten, die ich gerettet habe, nicht verlieren», erklärte er gegenüber dem Decanter. Die Feuer zeigten einmal mehr die Notwendigkeit, sich schneller an den Klimawandel anzupassen und ihn zu bekämpfen.
Wasserstand des Mains an kritischer Grenze
Auch in Deutschland prägt die Hitze den Alltag der Bevölkerung. Durch die Trockenheit sind die Wasserpegel von Flüssen wie dem Main stark zurückgegangen. Winzerinnen und Winzer an der Volkacher Mainschleife fürchten, dass sie ihre Rebberge bald nicht mehr mit Wasser aus dem Fluss bewässern dürfen, berichtet der Bayerische Rundfunk.
Ausschlaggebend ist der Main-Pegel in Trunstadt bei Bamberg. Sobald dieser unter 1,50 Meter sinkt, darf die Landwirtschaft kein Wasser mehr aus dem Fluss pumpen. Zwischenzeitlich hat der Wasserstand diese kritische Grenze bereits unterschritten.
Trockenstress in Mendrisio
In Mendrisio im Tessin herrscht ebenfalls akute Trockenheit und Wassermangel. Der Bevölkerung ist es untersagt, den Garten zu wässern, ihr Auto zu waschen oder Swimmingpools zu befüllen. Auch den hiesigen Rebstöcken droht Trockenstress.
Mit provisorischen Wasserbecken versuchen Winzerinnen und Winzer, die Pflanzen vor dem Absterben zu bewahren, berichtet das Schweizer Radio und Fernsehen SRF. «Es ist eine Notlösung, weil es seit Anfang Jahr nur wenig geregnet hat», sagt der Weinbauer Davide Cadenazzi.
Dürrenotstand in Italien
Bereits Anfang Juli rief die italienische Regierung den Dürrenotstand aus, berichtet der Blick. Er gilt in den Regionen Emilia-Romagna, Veneto, Piemont, Friaul-Julisch Venetien und der Lombardei – alles Gegenden, in denen viel Weinbau betrieben wird.
Ein Notfallfonds von 36,5 Millionen Euro soll den Winzerinnen und Winzern aushelfen. Das Geld soll Ernteausfälle durch die Trockenheit und Mehrkosten für die Bewässerung abfedern.