Erste Prognosen erwarten gute Qualitäten
2020: Ein Weinjahr der Gegensätze in Österreich
Text: Eva Pensel | Veröffentlicht: 24. Februar 2021
Das Jahr 2020 verlangte den österreichischen Winzern viel Fingerspitzengefühl und Geduld ab. Es war ein Jahr der Gegensätze: Auf Sonne folgte Regen, auf Wärme Kälte. Dennoch erwartet die Österreich Wein Marketing GmbH (ÖWM) frische Weissweine, ausgewogene Rote und süsse Raritäten, wie sie in einer Pressemeldung bekanntgab.
Ein «klassisch österreichischer» Jahrgang sollen die Weissweine des Jahres 2020 sein. Trotz unterschiedlicher Witterungsbedingungen der Weinbaugebiete werden frische, aromatische und eher leichte Weissweine erwartet. Die Weine der Rotweinhochburgen lassen auf gute Qualitäten mit dezentem Alkoholgehalt hoffen.
Das österreichische Weinjahr 2020 zusammengefasst
Die Austriebe im Frühjahr liessen teilweise auf sich warten, was auf den eher trockenen Winter zurückzuführen ist. Der warme und sonnige April war stellenweise von extremer Trockenheit, aber auch Frost begleitet, Frostschäden blieben aber insgesamt unerheblich. Trotz vielen Niederschlägen im Mai verlief die Blüte im Wesentlichen unproblematisch.
Im Sommer wechselten sich Sonne und Niederschläge zumeist ab. Jedoch kam es durch viel Regen zu starkem Pflanzenwachstum und Krankheitsdruck, weswegen von den Winzern viel Fingerspitzengefühl bei der Rebbergsarbeit gefordert war. Mitte August waren dann einige Weinregionen von grossen Hagelschäden betroffen, wie die Wachau, das Kremstal und das Traisental.
Auch im September hatten die österreichischen Winzer in Sachen Rebenpflege viel zu tun – Ende September kam es gebietsweise zu rekordverdächtigen Niederschlagsmengen. Laut ÖWM wirkten sich dann aber relativ niedrige Nachttemperaturen positiv auf die Aromenbildung und Säurestruktur aus. Eine genaue Selektion des Traubenguts und damit verbundene Kosten waren 2020 allgemein erforderlich.
Fruchtbetonte Weine aus Niederösterreich und Wien
Die ÖWM erwartet frische und fruchtbetonte Weine mit niedrigem Alkohol und rassiger Säure aus Niederösterreich und Wien. Bei der Leitsorte Grüner Veltliner, aber auch den Rieslingen und Weinen der Burgunderfamilie soll die Sortentypizität zum Ausdruck kommen. Weissweine der Reservekategorie werden mit Spannung erwartet und es wird auf Balance, Präzision und Struktur gehofft. Besonders vielversprechend könnten neben Zweigelt und Blaufränkisch fruchtbetonte Sankt Laurent und Pinot Noir sein.
Glückspilz Burgenland
Nach ersten Angaben der ÖWM könnte das Burgenland zu den «Gewinnern des aktuellen Jahrgangs» gehören. Die dortigen Winzer konnten wohl von der klimatisch bedingten frühen Traubenreife profitieren. So waren sie beispielsweise rund um den Neusiedler See bereits vor dem Wetterumschwung Ende September mit der Hauptlese fertig.
Von den 2020er-Weissweinen aus Leithaberg & Co. wird ein harmonisches Geschmacksbild mit rassiger Säurestruktur erwartet. Auch ausgewogene Zweigelt und Blaufränkische mit Reife sollen durch Qualität überzeugen. Sogar edelsüsse Raritäten und Eisweine konnte gebietsweise gekeltert werden.
Knackige Frische aus der Steiermark
Geduldige Winzer, die die Weinlese erst nach den herbstlichen Starkregen fortsetzten, wurden mit einem sonnigen Oktober und einer dadurch perfekten Ausreifung der Trauben belohnt. Dennoch war eine penible Selektion des Ernteguts erforderlich. Wie sich deren Muskateller-Weine entwickeln bleibt noch abzuwarten, denn die Kirschessigfliege erzwang teilweise eine ungewollt frühe Lese von den steirischen Winzern. Positiv sieht die ÖWM Sorten wie Sauvignon Blanc oder Rieslingen aus dem Sausal entgegen. Die weststeirischen Schilcher sollen von mehr typischer Frische und Rasse mit schlanker Struktur geprägt sein.
Bergland könnte für Überraschungen sorgen
Weinbauern aus Oberösterreich erfreuen sich wohl an einem «exemplarisch gelungenen Jahrgang», befreit von schwierigen Wetterbedingungen. Auch aus Kärnten wird von eine «zufriedenstellenden Reife und ausgeprägten Aromatik» berichtet.
In den Tiroler und Voralberger Weinbaufluren war der Pflanzenschutz jedoch wichtiger als sonst. Dem Befall von Peronospora und Oidium musste vorgebeugt werden, durch eine gute Entlaubung sollte Botrytis verhindert werden. Die ÖWM berichtet, dass dennoch ein reifes Traubengut und überdurchschnittliche Qualität bei der Lese Mitte bis Ende Oktober geerntet werden konnte.