Elf Verhaftungen, hunderttausende gefälschte Flaschen

Riesiger Weinbetrug in Bordeaux aufgeflogen

Text: Alice Gundlach | Veröffentlicht: 04. Juli 2022


Elf Personen, darunter der Besitzer eines Médoc-Châteaus und mehrere Weinhändler, sind in der letzten Woche unter Betrugsverdacht festgenommen worden. Neun weitere Personen wurden verhört. Die Festnahmen stehen im Zusammenhang mit einem mutmasslichen Weinbetrug, bei dem es wohl um mehrere hunderttausend gefälschte Flaschen Wein geht. Das berichten mehrere französische Medien, darunter der Sender France 3 und die Regionalzeitung Sud-Ouest. 

Die Untersuchung konzentriert sich auf Bordeaux-Weine, deckt aber mehrere Regionen in ganz Frankreich ab. Laut Sud Ouest wurden drei Rädelsführer wegen Warenfälschung, organisiertem Betrug und Geldwäsche angeklagt. Berichten zufolge waren hundert Gendarmen im Einsatz, um die Verdächtigen festzunehmen. Ausserdem wurden zehn Fahrzeuge, eine beträchtliche Menge gefälschter Weine in Kisten und auf Paletten, Computer, Mobiltelefone, Dokumente und Bargeld beschlagnahmt.

Falsche Etiketten schon 2021 entdeckt

Die Untersuchung begann im Jahr 2021, als Gendarmen in Bordeaux im Rahmen einer Operation gegen den Drogenschmuggel Utensilien im Zusammenhang mit Weinbetrug entdeckten, darunter falsche Etiketten. Kurze Zeit später tauchte an der Loire ein gefälschter Bordeaux auf.

«Der Hauptverdächtige baute Beziehungen in Spanien auf, um an Wein zu kommen, und druckte eine grosse Anzahl von Etiketten», sagte die Staatsanwältin von Bordeaux, Frédérique Porterie. «Erste Ermittlungen bestätigten schnell einen grossangelegten organisierten Betrug eines Weinbergsbesitzers im Médoc, der auch den Status eines Négoce hatte.»

Netz aus «offiziellen und inoffiziellen» Händlern

Laut Staatsanwaltschaft hatte der Château-Besitzer «ein Netz von offiziellen und inoffiziellen Händlern, bestehend aus Unternehmen, Rentnern und Selbständigen» aufgebaut. Damit verkaufte er palettenweise gefälschte Bordeaux in mehreren französischen Departements und ins Ausland.

«Der Betrug bestand darin, das weiterzugeben, was die Kunden für Bordeaux-Châteaux hielten, deren Namen und Etiketten Vertrauen erweckten, zu Preisen, die manchmal ausserhalb jeder Konkurrenz lagen», erklärte die Staatsanwältin. «In Wirklichkeit kauften sie Weine von geringer Qualität oder Weine aus Regionen, die ziemlich weit von Bordeaux entfernt waren.»

Um nicht entdeckt zu werden, wurden die Weine nachts abgefüllt, und die Weinlieferungen erfolgten über das Wochenende. Der mutmassliche Hauptdrahtzieher verwendete der Anklage zufolge das Geld, um damit seinen aufwändigen Lebensstil und die Renovierung seines Châteaus zu finanzieren – bezahlt in bar.

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