VINUM Weinguide Deutschland 2024
Die Nominierten 2024
Fotos: SIXDESIGNS, Jana Kay, Andreas Durst, z.V.g.
Es waren zwei Jahrgänge, die unterschiedlicher kaum sein konnten. 2021 zeigt sich immer mehr als ein Jahr für die Weinsammler. Die frische, bisweilen pikante Säure wird viele Weine über die Jahre prachtvoll reifen lassen; 2022 zeigt bereits ein Jahr nach der Ernte zugängliche und kristallklare Weine, die über hohe Trinkanimation verfügen. Das sind natürlich relativ oberflächliche Wertungen, wer tiefer in die Materie einsteigen will, sollte sich den «VINUM Weinguide Deutschland 2024» zulegen. Das VINUM Weinguide-Team um die Chefredakteure Matthias F. Mangold und Harald Scholl hat über viele Monate Winzerinnen und Winzer vor Ort besucht und weit mehr als 10 000 Weine zum Teil mehrfach verkostet und bewertet. In 13 regionalen und einer mehrtägigen nationalen Finalprobe wurden die Besten der Besten ermittelt. Herausgekommen ist das umfassendste, aktuellste und kompletteste Kompendium des deutschen Weins.
Um die Unabhängigkeit der Beurteilungen zu gewährleisten, war die Teilnahme für die Weinbaubetriebe wie immer kostenlos. Ganz allein die Qualität der Weine entscheidet über die Aufnahme in das Buch und die Bewertung. Diese redaktionelle Freiheit ist ein nicht verhandelbares Gut.
Ein weitere Besonderheit des «VINUM Weinguide 2024» sind die ausführlichen Proben gereifter Weine. Diese Verkostungen, für die häufig die privaten Schatzkammern der Winzerinnen und Winzer herhalten müssen, zeigen eindrucksvoll das Reifepotenzial von Riesling, Spätburgunder und Silvaner. Auch dank der im Preis enthaltenen VINUM-App ist der «VINUM Weinguide 2024» der perfekte Begleiter für alle, die fundierte Informationen, beste Weine und ausgezeichnete Küche gleichermassen zu schätzen wissen.
Nominierte Winzerinnen/Winzer des Jahres
Katharina Prüm
Mosel
Von einer Legende kann man bei Katharina Prüm noch nicht sprechen. Mit der Entwicklung der letzten Jahre und einer starken Kollektion 2022 ist sie aber auf dem Weg dahin.
Selbstverständlich kann man nicht über Katharina Prüm schreiben, ohne ihren Vater Dr. Manfred Prüm zu erwähnen.Er ist eine wirkliche Legende in Weinkreisen, sein Name ist in New York so bekannt wie in Hongkong oder Oslo. Katharina schickt sich an, diese Fussstapfen nicht nur zu füllen, sie scheint in der Lage zu sein, sie zu übertreffen. Mit ihrem ganz eigenen, im Moment einzigartigen Stil, setzt sie in allen Weinklassen echte Ausrufungszeichen. Das tut sie unaufgeregt und selbstbewusst, das grosse Erbe scheint sie zu inspirieren und nicht zu belasten. Allein dafür gebührt ihr allergrösste Hochachtung. Und für ihre Weine uneingeschränkte Bewunderung.
Meike und Dörte Meyer-Näkel
Ahr
Grosse Spätburgunder von der Ahr gab es vor Werner Meyer-Näkel nicht. Seine Töchter Meike und Dörte schicken sich an, das zu übertreffen.
Wohin dieser Traditionsbetrieb zwei Jahre nach der Flut steuern würde, schien mehr als ungewiss. Meike und Dörte mussten nicht bei null anfangen, es war eigentlich unter null. An der Grenze ihrer körperlichen Belastung ist es den beiden gelungen, wie Phönix aus der Asche aufzusteigen, 24 Monate nach der Hochwasserkatastrophe leuchten wieder viereinhalb Sterne über dem Weingut. Sie haben es geschafft, den Stil des Hauses zu modernisieren und gleichzeitig «den Laden am Laufen» zu halten. Eine grössere Leistung hat die deutsche Weinwelt selten gesehen.
Gut Hermannsberg
Nahe
Die Übernahme des Gutes durch Christine Dinse und Jens Reidel hat sich als wahrer Glücksfall erwiesen, mit Karsten Peter steht einer der Besten seines Fachs im Keller.
Die vor mehr als 120 Jahren als königlich-preussische Weinbaudomäne gegründete Anlage, mit den sie umgebenden Weinbergen, war in die Jahre gekommen. Nicht nur in Gebäude und Weinberge musste investiert werden, auch in den Keller flossen grosse Mittel. Ein absoluter Glücksgriff war die Verpflichtung des Pfälzer Kellermeisters Karsten Peter, der das Potenzial der einmaligen Lagen mit jedem Jahr besser in die Flaschen bringt. Mit dunkelwürziger Mineralität und reduzierter Frucht hat er einen Stil herausgearbeitet, der eines Grand Cru würdig ist und trockenen deutschen Riesling in der Weltelite der Weissweine fest etabliert hat.
Nominierte Aufsteiger des Jahres
Weingut Rings
Pfalz
Ein wahrhaft phänomenaler Aufstieg: Binnen 15 Jahren ist es Andy und Steffen Rings gelungen, sich als Quereinsteiger vom Nobody in die deutsche Spitze zu arbeiten.
Das Geheimnis der Brüder klingt eigentlich simpel: eine immense innere Fokussiertheit auf Qualität bei gleichzeitig beständiger Offenheit für äussere Verbesserungsfaktoren. Sie haben ein aussergewöhnliches Gespür dafür entwickelt, wo Lagenpotenziale brachliegen – wie etwa in der Lage Felsenberg – oder wo sie im Keller mit optimalen Bedingungen das allerletzte Quäntchen Finesse herauslocken können. Längst spielen sie in allen Bereichen oben mit, Rot- wie Weissweine liegen ihnen gleichermassen. Das zeigt nicht zuletzt die Aufnahme in den VDP sowie der neuerliche Aufstieg in den VINUM-Sternenhimmel.
Weingut Dautel
Württemberg
Seit Jahren gehört das Weingut Dautel zu den festen Grössen in Württemberg, und doch hat sich in Bönnigheim in den letzten Jahren Entscheidendes bewegt.
Ein Weingut in 14. Generation sollte seinen Weg gefunden haben. Sollte man meinen. Christian Dautel zeigt mit gefühlvoller Hand, dass es trotzdem möglich ist, neue Wege zu gehen, ohne den Pfad der Vorfahren zu verlassen. Er rückt Bönnigheim ganz nah an Beaune im Burgund, bringt mit viel Fingerspitzengefühl geradezu feminine Finesse und Eleganz in den Lemberger und zeigt mit dem Chardonnay, warum der Vater Recht damit hatte, den Anbau in den
80er Jahren zu erstreiten. Das Erbe der Väter und Mütter nutzen, um seine eigene Geschichte zu schreiben. Voilà!
Weingut Harald Brügel
Franken
Ruhe und Gelassenheit sind Wesenszüge, die in lauten Zeiten oft übersehen werden. Harald und Elke Brügel gehen ihren Weg aber nicht, um aufzufallen.
Wenn es in der Weinwelt nur um reine Auszeichnungen gehen würde, stünde Harald Brügel schon lange im Mittelpunkt des Interesses aller Weintrinker. Seine kraftvollen und doch leisen Weine gewinnen regelmässig Preise, sind gefragt unter Experten, aber das Ehepaar Brügel steckt seine Energie lieber in den Weinberg als in die Kommunikation. Dabei ist es eine kleine Sensation, was die beiden aus Castell-Greuth Jahr für Jahr vom Stapel lassen. Die Weine sind dicht, tief, ausgefeilt in der Aromatik, stehen für das Terroir – den Muschelkeuper – und zeigen, was mit Silvaner alles möglich ist. Ein Hoch auf das Handwerk und die Gelassenheit.
Weingut Baum-Barth
Rheinhessen
So einen Einstand im «VINUM Weinguide» gibt es ganz selten. Gelungen ist dies den Brüdern Christoph und Thomas Baum-Barth.
Es war eine Entscheidung in schwierigen Zeiten, 2020 entschlossen sich die Brüder, das Familienweingut im Ingelheimer Ortsteil Großwinternheim neu auszurichten und setzten auf Rot. Vor allem mit ihren Rotweinen legten sie vom (Neu-)Start weg los wie die sprichwörtliche Feuerwehr. Drei grossartige Rotweine aus dem Jahrgang 2021 sind das neue Fundament im Betrieb, die 15 Hektar Rebfläche rund um Ingelheim haben viel Kalk, Kalkmergel und Löss, perfekt für alle Farben der Burgunderfamilie. Wen wundert es, dass vor allem das Ausland an den feinen und ausdrucksstarken Weinen interessiert ist?
Maximilian Zang
Franken
Entdeckung heisst nicht Newcomer, manche Betriebe muss man tatsächlich erst entdecken. Vor allem, wenn sie nicht im medialen Mittelpunkt stehen.
Seit 30 Jahren ist er Biowinzer und einer der Pioniere in diesem Metier, und doch kocht Rainer Zang sein eigenes Süppchen im beschaulichen Nordheim. Unterstützt von seinem Sohn Maximilian, baut er Weine in drei Stilrichtungen aus. «Erdung» ist die würzige Schiene, «Spannung» die mineralische und «Widerstand» die unkonventionelle. Es sind Weine, die allesamt Zeit brauchen, um sich zu öffnen, und die Offenheit beim Weintrinker einfordern. Würde man sich sonst an vier Jahre gereiften Müller-Thurgau versuchen? Eine bemerkenswerte Entdeckung der Stille in der oft vorlauten Weinwelt.
Martin Prüm
Mosel
Martin Prüms Geschichte ist schnell erzählt: von der Genossenschaft zur Direktvermarktung, von Konventionell zu Biodynamisch. Doch es ist mehr.
1990 hat Winzermeister Martin Prüm auf Direktvermarktung umgestellt, seit 2008 erfolgt die Bewirtschaftung konsequent ökologisch, ab 2022 bio-dynamisch. Das liest sich so einfach und ist doch ein intensiver Weg, der viel Arbeit und Einsatz erforderte und am Ende in entspannten, in sich ruhenden Weinen sein vorläufiges Ziel gefunden hat. Über mehrere Jahrgänge geht die aktuelle Kollektion, und doch ist glasklar zu erkennen, wie jahrgangstreu hier vom Vater und den beiden Söhnen gearbeitet wird. Jeder Wein ein Abbild des Jahres und des Bodens, getragen von Ruhe und Selbstverständnis.