Spitzen aus dem Mezzogiorno

Caecuber, Falerner oder Surrentiner: So hiessen die Weine, die einst von den Römern geschätzt wurden. Viele davon kamen aus den ausgedehnten Hügellagen nahe Pompei im Süden des Reiches. Und von dort kommen sie noch immer, wenn sie auch längst anders heissen: Greco di Tufo, Fiano d’Avellino die Weissen oder Taurasi (mit der Rebsorte Aglianico) und Piedirosso die Roten. Längst werden diese alteingesessenen Rebsorten, die oft griechischen Ursprungs sind, modern interpretiert, rote ebenso wie weisse.

Diese Weissen sind es, die wir uns wieder einmal genauer angesehen haben, weil die daraus produzierten Weine einfach nicht so sind, wie man es von Weissweinen aus dem warmen Süden erwartet. Sie sind mineralisch, knackig, haben eine rassige Säure und sind oft sehr langlebig. Das verdanken sie den Böden, die oft vulkanischen Ursprungs oder, wie nahe dem Ort Tufo, mit Schwefeladern durchzogen sind, dem Einfluss des Meeres an der Küste und auf den Inseln des Golfes von Neapel und den speziellen Mikroklimata wie im Hinterland in der grünen Provinz Avellino, wo die gut durchlüfteten Rebberge in Höhen bis 700 Meter reichen.

In diesem Gebiet bringen Fiano (für Fiano d’Avellino) und Greco Bianco (für Greco di Tufo) hervorragende Ergebnisse. Eine Reminiszenz an den römischen Falerner ist noch heute der Falerno del Massico aus der Region um Caserta, der in seiner weissen Version aus Falanghina gekeltert wird, einer Rebsorte, die auch in der Provinz Sannio heimisch ist. Zu diesen Klassikern gesellen sich bislang kaum bekannte Rebsorten wie Biancolella oder Caprettone. Biancolella ist auf Ischia im Golf von Neapel heimisch, während Caprettone auf den Hängen des Vesuv gedeiht.

Die Weissweine Kampaniens sind so etwas wie ein dauerhafter Geheimtipp: Produziert fast ausschliesslich aus autochthonen Rebsorten, verbinden sie Fruchtigkeit mit Mineralität und Langlebigkeit – auch dank der vulkanischen Böden und der Nähe zum Meer. Drei Stars sorgen für den grössten Teil der Weissweinproduktion: Da ist zuerst einmal die Varietät Falanghina, die in verschiedenen DOC-Zonen der Region Kampanien vorkommt und auch an der Küste in den Campi Flegrei und auf den Inseln fruchtig-mineralische Weine hervorbringt.

« Leider haben die besten Weine noch immer mit dem Vorurteil zu kämpfen, dass italienische Bianchi bald getrunken gehören. »

Christian Eder VINUM-Autor

Die Rebsorte Fiano ist im Fiano di Avellino DOCG in der Provinz Avellino im Hinterland ein hervorragender Interpret der Böden und sehr empfänglich für vulkanische Einflüsse. Sind die Weine in der Jugend frischfruchtig, gewinnen sie mit der Reife an Komplexität und erinnern so manches Mal sogar an Weine von der nördlichen Seite der Alpen.

Dem steht eine andere Rebsorte der Provinz Avellino kaum nach: Greco Bianco. Sie ist die Basis des Greco di Tufo DOCG und profitiert auch von den reichen Schwefeladern, die den Ruf von Tufo im Bergbau geprägt haben. Von anderen weissen Sorten Kampaniens heben sich Greco-di-Tufo-Weine durch ihre Würzigkeit und den Charakter ab. Sie sind ebenfalls sehr lagerfähig. Leider haben die Weissweine aus Kampanien noch immer mit dem Vorurteil der Konsumenten zu kämpfen, dass italienische Bianchi bald getrunken gehören. Daher haben auch die besten nur selten Gelegenheit, ihre optimale Trinkreife zu erreichen. Weinliebhaber sollten den Mut haben, ihnen die Zeit zu schenken, die sie zur perfekten Entfaltung benötigen.