Marktschau: Chenin Blanc von der Loire: Trocken, pur und anziehend

Weine, die an den Ufern der Loire entstehen, sind geprägt von Raffinesse und Frische, Tradition und Moderne. Diese auf den ersten Blick vermeintlichen Gegensätze, das gemässigte Klima und die vielfältigen Terroirs am knapp 1000 Kilometer langen französischen Fluss, lassen besonders spannende Subregionen und daraus resultierend Weinstile entstehen. So hat die Naturweinszene mit ihren ‹Vins naturels› hier eine lange Tradition, Biodynamie-Winzer wie Thierry Germain sind Vorbilder einer ganzen Generation. Amphoren reihen sich neben Edelstahl, Betontanks, Eichenfässern, grossen Holz- und Solera-Anlagen, die Bandbreite des Ausbaus ist enorm. Trotz Cabernet Franc ist die Region vor allem ein Weisswein-Gebiet. Neben Sauvignon Blanc ist Chenin Blanc (Pineau de la Loire) die Hauptrebsorte. Von trockenen bis zu edelsüssen Weinen bringt Chenin Blanc eine spannende Vielfalt. Die Schaumweine sind berühmt, die Region Saumur hat sich nach der Champagne zur zweitwichtigsten Schaumweinregion Frankreichs entwickelt. Die Sorte ist zudem eine der grossen Weissweinreben der Welt; die Franzosen wissen das zu schätzen, einer der Gründe, warum nur 10 Prozent der Weine in den weltweiten Export gehen. Die Pineau ist eine zickige, faszinierend eigenwillige Traube, die unmittelbar auf Bodenformation und Klima reagiert. Ihre ungewöhnlich dicke Beerenschale ist anfällig für Schimmel, weshalb sie in entsprechenden Jahrgängen perfekte Edelfäule produziert, die zu sensationell balancierten Weinen führen kann. Unsere Marktschau zeigt, dass trocken ausgebaute Chenin-Blanc-Weine je nach Jahrgang unterschiedlich ausfallen. Mal dominiert straffe, fast spitz wirkende Säure, die einige Jahre Zeit zur Harmonisierung braucht; mal begeistert ein knochentrockener Chenin Blanc mit cremig dichter, seidiger Struktur, die perfekt fokussiert und salzig mineralisch über die Zunge tänzelt.