Zu behaupten, dass Welschriesling keinen guten Leumund hat, dürfte als Untertreibung des Jahres durchgehen. Der Rebsorte wird nahezu alles nachgesagt, was sich rund um die Begriffe «belanglos», «dünn» oder «vordergründig» abspielt. Zeit das zu ändern, finden nicht nur interessierte Winzer. Auch eine Schar von Weinprofis kümmert sich seit geraumer Zeit darum, das Image der vielgescholtenen Rebsorte aufzupäppeln.
Er ist ein echter Paneuropäer, der Welschriesling alias Riesling Italico (Italien), Olász Rizling (Ungarn), Laski Riesling (Slowenien) oder Graševina (Kroatien). Der aber so gar nichts mit dem hierzulande geliebten Riesling zu tun hat. Keinerlei Verwandtschaft verbindet die beiden Rebsorten, lediglich die Farbe und die bisweilen pikante Säure eint sie. Und die Tatsache, dass sie durchaus häufig anzutreffen sind. Immerhin ist sie in Österreich die zweithäufigste angebaute weisse Rebsorte, in den anderen genannten Ländern sieht es ganz ähnlich aus. Sie ist halt ertragreich, bringt frische Säure und ist vielseitig ausbaubar. Das zeigte sich auch im Wettbewerb, in dem die besten Welschrieslinge – die «Wöschmeister» – ermittelt werden sollten. Eingereicht werden konnten Welschrieslinge in den Kategorien «Klassik», «Rieden» und «Prädikate ab Beerenauslese». Die Kategorie «Nouvelle Wösch» wurde für hochwertige Weine geschaffen, die keine Lagenbzw. Riedenbezeichnung tragen und eher dem Bereich Natural Wine zuzuordnen sind. Ebenfalls eine eigene Kategorie wurde für Schaumweine geschaffen, die mehrheitlich aus Welschriesling vinifiziert sein müssen. Zusätzlich zu den Siegern dieser Kategorien durften die Verkosterinnen und Verkoster ihre ganz persönlichen Lieblingsweine mit einem «Coup de Coeur» auszeichnen. Dass die Verkostung überaus professionell durchgeführt wurde, versteht sich fast von selbst, ebenso waren die anwesenden Verkosterinnen und Verkoster vom Fach. Sommeliers, Weinjournalisten, Händler aus Österreich, Deutschland und der Schweiz waren für drei Tage vor Ort. Man kann also mit Fug und Recht behaupten, dass dem Welschriesling eine grosse Bühne gebaut wurde. Die Ergebnisse des Wettbewerbs finden sich unter www.wöschmeisterschaft.at
Resultate, Analysen, Statements
Eine Gruppe um Sommelier Gerhard Retter veranstaltet im Zwei-Jahres-Turnus ein grossangelegtes Tasting mit mehreren hundert Welschrieslingen – die «Wöschmeisterschaft». Austragungsort ist das Weingut Maitz in der Südsteiermark. Die Aktion soll beweisen, dass die vermeintlich unbedeutende Rebsorte, erstklassige Weine hervorbringen kann.
«‹Grosse› versus ‹kleine› Rebsorten? Welschriesling ist der beste Beweis dafür, dass diese Einteilung Unsinn ist.»
Harald Scholl VINUM Chefredakteur Deutschland
Zur Verkostung angestellt wurden in diesem Jahr Weine u.a. aus Österreich, Ungarn, Slowenien oder der Slowakei, kurzum überall dort, wo Welschriesling angebaut wird. Es war nicht nur diese Bandbreite an Herkünften, die alle Verkosterinnen und Verkoster vor Ort zum Staunen brachte. Es waren tatsächlich die Weine selbst, die überzeugten, zumindest in weiten Teilen. Dass die Weine sich sehr stabil präsentierten, auch nach mehreren Stunden in der Karaffe eher zulegten als nachliessen, ist ein Beleg für ihre Güte. Und ein Indiz für die Qualität und das Potenzial für die Zukunft. Im Wettbewerb zeigten sich vor allem die Riedenweine – Lagenweine – auf dem Punkt. Das scheint für viele der sogenannten kleinen Rebsorten das grösste Problem zu sein. Sie stehen selten in den wirklich geeigneten Lagen, müssen mit zweit- oder drittklassigen Standorten vorlieb nehmen. Kein Wunder also, wenn sich diese Weine nur schwer mit den besten Rieslingen, Grüner Veltliner oder Sauvignon Blanc messen können. Andersherum: Wenn Welschriesling als Rebsorte seitens der Winzer wirklich ernst genommen wird, sind hervorragende Weine mit ganz eigenem Reiz möglich. Vor allem in den zeitgemässeren Ausbaustilen, also mit frühzeitiger Lese und längerem Maischekontakt, sind schon heute ausgezeichnete Weine auf dem Markt erhältlich. «Wösch» lohnt sich!
Die Top 10 der verkosteten Weine
Rang | Beschreibung | |
---|---|---|
1 | 18,0/ 20 Punkte | Österreich Weingut |
2 | 17,5/ 20 Punkte | Steiermark, Österreich Weingut Tement |
3 | 17,0/ 20 Punkte | Burgenland, Österreich Arkadenhof Mandl-Brunner |
4 | 17,0/ 20 Punkte | Österreich Lichtenberger González |
5 | 17,0/ 20 Punkte | Steiermark, Österreich Steirisches Landesweingut Silberberg |
6 | 17,0/ 20 Punkte | Steiermark, Österreich Weingut Winkler-Hermaden GmbH & Co KG |
7 | 17,0/ 20 Punkte | Österreich Weingut GROSS GmbH |
8 | 17,0/ 20 Punkte | Steiermark, Österreich Weingut Masser |
9 | 17,0/ 20 Punkte | Burgenland, Österreich Weingut Krutzler |
10 | 17,0/ 20 Punkte | Tschechien Gala Vinařství |
Die Verkostung
Harald Scholl verkostete die Weine im Juli zwar als Teilnehmer an der Wöschmeisterschaft 2023, dennoch in einem separaten Raum. Er verkostete alle Weine ausschliesslich verdeckt, wie bei VINUM üblich. Die Ergebnisse seiner Verkostung und die des Wettbewerbs sind nicht deckungsgleich.