Ein Euro mehr sorgt für mehr Qualität
Marktschau: Vinho Verde
Degustation und Text: Carsten Henn
Vinho Verde, der grüne Wein, war in unserer Probe auch roséfarben, roten gibt es ebenfalls (aber nur in sehr kleinen Mengen). Das «grün» bezieht sich auf die Jugend des Weins, den man auch jung trinken sollte. Die im Norden Portugals gelegene DOC ist Portugals grösste Region für Qualitätsweinbau. Wobei man das Wort «Qualität» bei vielen Vinho Verde nicht in den Mund nehmen sollte. Es ist erstaunlich, dass die Winzer nicht von Sprite oder 7up verklagt werden, so sehr erinnert mancher Wein an eine Zitronenlimonade – inklusive leichtem Prickeln. Hergestellt werden die Weine vor allem aus den Rebsorten Alvarinho, Avesso, Azal Branco, Batoca, Loureiro, Pedernã und Trajadura. Die besten Weine in unserer Probe waren nicht die üblichen Cuvées, sondern rebsortenreine Tropfen.
Die Region bewegt sich hin zu spannenden reinen Rebsortenweinen
Bei der Alvarinho-Traube wundert es wenig, ergibt «die kleine Weisse vom Rhein», wie ihr Name übersetzt heisst, doch als Albariño in der spanischen Region Rías Baixas einige hervorragende Weissweine. Weitaus weniger bekannt sind Loureiro und Avesso, die in der Probe ebenfalls ganz vorne gelandet sind. Es wird deutlich: Die Region bewegt sich weg vom Kessel Buntes, hin zu spannenden reinen Rebsortenweinen. Allerdings gibt es keinen Automatismus, dass ein Wein gut ist, wenn die Rebsorte genannt wird. Fast ein Automatismus ist bei Vinho Verde hingegen, dass ein Euro mehr für eine Qualitätssteigerung sorgt. Wobei man auch für kleines Geld tolle Qualitäten erhält. Zum Beispiel die herrlich frischen Alvarinho von der Quinta de Soalheiro, einem der Spitzenbetriebe der Region. Ebenfalls ein echter Tipp sind die Weine von Anselmo Mendes. Der Winzer aus Melgaço brachte 1998 seinen ersten Wein auf den Markt, heute wird er zu den besten in Sachen Vinho Verde gezählt. Sein enorm animierender Loureiro ist mit Abstand der «Best Buy» unserer Probe.