Na gut, es ist die piemontesische 10000-Seelen-Gemeinde Nizza Monferrato, aber jetzt habe ich Ihre Aufmerksamkeit, und die Weine der erst 2014 gegründeten DOCG haben sie wirklich verdient. Die Subregion versteht sich als Grand Cru des Barbera d’Asti. Im Gegensatz zu diesem, bei dem 90 Prozent Barbera im Wein vorgeschrieben sind, stehen bei der Nizza DOCG 100 Prozent zu Buche. 200 Hektar in 18 Gemeinden werden von rund 70 Mitgliederbetrieben bearbeitet – die Zahlen steigen kontinuierlich.
Bei unserer Probe schnitten die Weine von dort sehr gut ab, wobei kein einheitlicher Stil erkennbar ist. Das ist aber weder Ziel der DOCG, noch ist es bei sehr vielfältigen Böden überhaupt möglich.
Wir probierten vor allem zwei Typen Barbera d’Asti. Zum einen Weine mit hohem Alkohol (bis zu 16 Umdrehungen) und geradezu knackiger Säure. Zum anderen solche, die deutlich moderater in beidem waren, auf eine weiche Eleganz sowie eine präzise Frucht setzten. Typisch waren Aromen von Veilchen und Pflaume, oft aber auch Kirsche und dunkle Beeren – alles bei moderaten Tanninen. Bekannte Produzenten wie Prunotto und Braida zeigten ihre Klasse. Es war Giacomo Bologna von Letzterem, der den einstigen Bauernwein Barbera mit seinem Bricco dell’Uccellone 1982 neben Barolo und Barbaresco als Spitzenwein etablierte. Das Monument ist unser Testsieger, aber aufgrund seiner Opulenz nicht unbedingt der trinkigste Wein.
Der supersaftige Barbera d’Asti Loreto von Molino hätte Chancen auf diesen inoffiziellen Titel, genauso wie der elegante Barbera d’Asti der Cantina del Pino. Und wer wissen will, wie viel Frucht man aus der Rebsorte herauskitzeln kann, der greift zum Lavignone von Maccario. Alle drei sind zudem echte Schnäppchen! Grundsätzlich gilt: Mindestens 10 Euro muss man für einen Barbera schon ausgeben, darunter findet sich fast nur Trinkmarmelade.
Die Verkostung
Alle Muster werden verdeckt verkostet und stammen von Händlern, die dem VINUM WineTradeClub (WTC) angehören. WTC-Mitglieder werden über Marktschau-Verkostungen per Mail zur Einreichung ihrer Muster eingeladen. Sie finden die gesamte Verkostung auch in unserer Weinsuche einfach im Feld Degustation «Marktschau: Barbera aus dem Piemont» eingeben.